VLE-Banner Jobs
VLE-Banner Jobs

Lkw-Maut: Spediteure lassen kein gutes Haar an der Ampelregierung

Weiherhammer. In einem Pressegespräch haben Spediteure und Transportunternehmer aus Weiherhammer die Folgen der Mautkosten-Explosion geschildert. Klar ist: Die Zeche wird der Verbraucher zahlen und ausgerechnet der schärfste Mitkonkurrent, die Bahn, wird davon profitieren.

Lkw-Maut: Spediteure lassen kein gutes Haar an der Ampelregierung

Transportunternehmer haben jetzt noch einmal die Folgen der am 1. Dezember in Kraft getretenen Maut-Erhöhung geschildert. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Die Entscheidungen der Berliner Ampelregierung bringen nicht nur Otto-Normal-Bürger, sondern ganze Berufsgruppen auf die Palme: Gastronomen, Landwirte und jetzt auch die sonst eher zurückhaltenden Spediteure und Transportunternehmer. Die hatten am 12. Januar auf der Münchener Theresienwiese ihre Protestfahnen geschwenkt. 2000 Brummis waren in die bayerische Landeshauptstadt gerollt. 70 davon kamen aus der nördlichen Oberpfalz.

Auch gut zwei Wochen nach der Großdemo ist der Ärger über das grün-rot-gelbe Politik-Gewürge noch nicht verraucht. Gerhard und Thomas Bergler (Firma Bergler) hatten zu einem Pressegespräch nach Weiherhammer eingeladen. Mit am Tisch ihre Leidensgenossinnen und -genossen Gunther und Marco Weber (Weber Transport) sowie Martina und Raphael Schneider (Grünbauer Transport). Die drei Firmen – sie waren auch beim Protest in der Isarmetropole dabei – verfügen zusammen über eine Flotte von rund 200 Brummis. Aus Regensburg hatte sich Harald Sentner auf den Weg gemacht. Er ist Geschäftsführer für Niederbayern und Oberpfalz des Landesverbands Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT).

Erhöhung um 83 Prozent

Was den Unternehmen besonders sauer aufstößt, ist natürlich die drastische Erhöhung der Lkw-Maut. Seit 1. Dezember 2023 wird nicht mehr nur jeder gefahrene Autobahn- oder Bundesstraßen-Kilometer berechnet. Obendrauf kommt eine sogenannte CO₂-Komponente. Pro Tonne Kohlenstoffdioxid ist noch einmal ein Aufschlag von 200 Euro fällig. Statt 19 Cent pro Kilometer müssen jetzt rund 35 Cent bezahlt werden – ein satter Sprung von mehr als 83 Prozent.

Beschlossen wurde diese Anhebung zum 1. Dezember, zu einem Zeitpunkt also, als die Unternehmer längst schon ihre Verträge mit ihren Kunden unter Dach und Fach gebracht hatten. Das Vorgehen ärgert auch den Verband massiv. “Wir hatten gerade mal einen einzigen Tag Zeit, um ein Statement zu dieser Erhöhung abzugeben”, betont Sentner.

Mehr Wertschätzung

Vor nicht allzu langer Zeit war es aber genau diese Branche, die das vom Corona-Virus lahmgelegte Deutschland versorgt und am Leben gehalten hat. “Wir waren systemrelevant und wurden für unseren Einsatz gelobt”, betont der LBT-Geschäftsführer. Heute? Kein Wort mehr. “Wir wollen wieder mehr Wertschätzung.”

Harald Sentner, Geschäftsführer für Niederbayern und die Oberpfalz des Landesverbands Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (Zweiter von rechts) kritisiert die drastische Maut-Erhöhung scharf. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Riesiger Strombedarf

Dass jetzt wegen der satten Erhöhung bald mehr emissionsfreie E-Lkw über die Straßen tuckern, das wird wohl so nicht passieren. Der Grund: Elektro-Brummis werden immer noch nicht in Serie produziert. Die Wartezeit beträgt zwei Jahre und die Anschaffungskosten, sind mindestens dreieinhalbmal höher, als bei einem Diesel-Modell. Aber nicht nur das. Es fehlt die gesamte Ladeinfrastruktur.

Zoigltermine
Zoigltermine

800.000 Diesel-Lkw sind in Deutschland unterwegs. Sollten die irgendwann komplett durch E-Modelle ersetzt werden, könnten bald im Land die Lichter ausgehen. Gerhard Bergler hatte sich überlegt, auf seinem Autohof an der A93 bei Windischeschenbach Ladesäulen für zwölf Brummis aufstellen zu lassen. Er staunte nicht schlecht: “Würden alle gleichzeitig benutzt, würde der Strombedarf bei sage und schreibe sechs Megawatt liegen.”

E-Brummi lädt 14 Stunden lang

Aber auch sonst verdient die Berliner Entscheidung das Prädikat “nicht zu Ende gedacht.” Um einen Elektro-Brummi wieder aufzuladen, muss er 14 Stunden lang Strom zapfen. Und auch die Reichweite ist überschaubar, sie liegt bei 450 bis 600 Kilometer. “Wie soll man bitteschön diese Lade- mit den Arbeitszeiten der Fahrer in Einklang bringen können?”, fragt sich Martina Schneider. Um den stundenlangen Aufenthalt an der Ladesäule zu kompensieren, müsste man einen zweiten Brummi auf die Reise schicken. Die Folge: Noch mehr Schwerlastverkehr auf den Straßen.

Für die Unternehmer steht eindeutig fest. Mit dieser Co2-Komponente bei der Maut will Vater Staat nicht etwa die “grüne” Trendwende beim Schwerlastverkehr einläuten, sondern schlicht und ergreifend mehr Geld einnehmen. Und das nicht zu knapp: Das Spiel an der Maut-Schraube spült ihm einschließlich der fälligen Mehrwertsteuer jährlich rund neun Milliarden Euro in die Kassen.

Spediteure finanzieren Konkurrenten

Was die Transportunternehmen noch mehr wurmt. Das Geld fließt nicht etwa in den Ausbau und den Unterhalt der Straßeninfrastruktur – 80 Prozent davon wird an die kränkelnde Bahn überwiesen. “Wir finanzieren quasi unseren Konkurrenten”, ärgert sich Thomas Bergler. Die bisher geltende Zweckgebundenheit der Maut-Gelder hat Berlin kurzerhand über Bord geworfen. Klar, die Transportunternehmen versuchen natürlich diese höhere Maut an ihre Kunden weiterzugeben, müssen sie auch angesichts der überschaubaren Gewinnmargen in Höhe von 0,5 bis drei Prozent. Dennoch: “Die Regierung ist fast dabei, eine ganze Branche an die Wand zu fahren”, warnt Sentner.

Unternehmer geben auf

Immer häufiger klingelt bei ihm das Telefon. Am anderen Ende der Leitung, Unternehmer, die ihren Betrieb aufgeben wollen. Denn zu allem Maut-Ärger hat Berlin mit Blick auf das Haushaltsloch auch noch von kurz auf knapp entschieden, die CO₂-Abgabe auf 45 Euro zu erhöhen. Der Liter Diesel wird damit um knapp fünf Cent teurer. “Das verschlechtert weiter unsere Wettbewerbsfähigkeit”, sagt Sentner. Denn die konkurrierenden osteuropäischen Spediteure betanken in ihren Heimatländern ihre Flotten deutlich günstiger. Dort ist die CO₂-Abgabe ein Fremdwort.

Verbraucher zahlt die Zeche

Höhere Maut hin, mehr finanzielle Belastungen für das Transportunternehmen her: Die Zeche zahlt unterm Strich wieder einmal der Verbraucher: Alleine jede einzelne Getränkekiste wird sich deswegen um 50 Cent verteuern. Das ist längst nicht alles. Der LTB hat nachgerechnet: Auf eine vierköpfige Familie kommt eine Mehrbelastung von jährlich 450 Euro zu.