Wirtschaftsstandort Oberpfalz in Gefahr?
Wirtschaftsstandort Oberpfalz in Gefahr?
Ist der Wirtschaftsstandort Oberpfalz in Gefahr? “Die Unternehmen in der Region stehen nicht nur vor konjunkturellen, sondern auch vor enormen strukturellen Herausforderungen. Immer mehr Betriebe stellen sich die Frage, ob sie hier noch eine wettbewerbsfähige Zukunft haben“, erklärte Stephan K. Fischer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Oberpfalz der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) bei einem Pressegespräch.
“Schleichende Deindustrialisierung”
Mit einer Arbeitslosenquote von aktuell nur 3,2 Prozent und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 43.000 Euro pro Kopf gehe es der Oberpfalz gesamtwirtschaftlich betrachtet derzeit noch sehr gut. Gleichzeitig haben zuletzt mehr als die Hälfte der Oberpfälzer Betriebe der Metall- und Elektrobranche angegeben, dass sich die Standortbedingungen in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschlechtert hätten. „Statt hier investieren die Betriebe in anderen mitteleuropäischen Ländern, in Osteuropa, Asien oder Lateinamerika“, erläuterte Fischer und meinte: „Wir erleben eine schleichende Deindustrialisierung. Wo heute Investitionen ausbleiben, fehlt es morgen an Wertschöpfung und übermorgen an Know-how.“
Mehr Wind- und Solarenergie
Damit die Oberpfalz ein zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort bleibe, brauche es aus
Sicht der vbw eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. „Wenn wir das bayerische Klimaziel bis 2040 erreichen wollen, muss sich die installierte Leistung bei Wind- und Solarenergie in der Oberpfalz ungefähr versechsfachen. Dafür brauchen wir jährlich Freiflächen-PV-Anlagen in der Größe von 282 Fußballfeldern, rund 14.000 PV-Anlagen auf Dächern und 15 neue Windkraftanlagen“, erklärte Fischer. Auch der Mangel an Fach- und Arbeitskräften sei ein gravierender Standortnachteil für die Unternehmen in der Region.
61.000 Arbeitskräfte fehlen
Fischer erläuterte: „In der Oberpfalz werden im Jahr 2035 rund 61.000 Arbeitskräfte fehlen. Deshalb müssen wir alle verfügbaren Arbeits- und Fachkräftepotenziale heben. Dazu gehört, kräftig in die Bildung zu investieren, die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren zu erhöhen oder die Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen zu verbessern. Auch die gezielte Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland ist ein entscheidender Baustein.“
Umdenken bei der Arbeitszeit
Ein Umdenken fordert die vbw beim Thema Arbeitszeit. „Angesichts fehlender Fach- und Arbeitskräfte fällt die aktuelle Diskussion um eine Vier-Tage-Woche vollkommen in die falsche Zeit. Natürlich muss eine Vier-Tage-Woche möglich sein, sofern es in die betrieblichen Abläufe passt und zum Beispiel die wöchentliche Arbeitszeit an vier statt an fünf Tagen geleistet wird. Aber bei Lohnausgleich insgesamt weniger arbeiten, das können wir uns als Volkswirtschaft nicht leisten“, sagte Fischer. „Fehl am Platz sind auch Diskussionen um Steuererhöhungen. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen schon jetzt enorm. Wir brauchen viel mehr ein Belastungsmoratorium und einen dringenden Abbau der überbordenden Bürokratie.“


