Tricksen und Drohen: Wenige Eltern gegen Coronaregeln an Schulen

Tirschenreuth/Weiden/Neustadt/WN. Auch in der Nordoberpfalz gilt: Nur Getestete, Genesene und Geimpfte dürfen die Schulen betreten. Einige Eltern wollen ihre Kinder aber nicht testen lassen. Ein Schulamtsdirektor berichtet von gefälschten Urkunden, Drohungen und vielen Fake News.

Getestet, geimpft, genesen. Anders kommen Schüler nicht mehr in die Schule. Bayern erhöht nun den Druck auf Eltern. Bild: pixabay

Die Zeit des Distanzunterrichts ist vorbei. Wer nicht geimpft oder genesen ist und den Test verweigert, darf nicht in die Schule. Die Anzahl der Eltern, die sich weigern, ihre Kinder testen zu lassen, ist verschwindend gering. Doch sie machen den Behörden anscheinend viel Stress.

Diese Klientel versucht mit Halbwissen aus dem Internet, alle Anordnungen zu umgehen.

Das sagt Tirschenreuths Schulamtsdirektor Rudolf Kunz. “Weniger als zehn” von 3.200 Schülern in seinem Schulamtsbezirk fallen darunter. Das Staatliche Schulamt Tirschenreuth ist zuständig für die 19 Grund- und sieben Mittelschulen im Landkreis. Kunz ärgert sich vor allem über die Eltern. “An den Schülern liegt es nicht. Die wollen in die Schule und fühlen sich ja selber geoutet.”

Fake News, Tricksereien, Drohgebärden

Über das, was er da erlebt hat, kann er ein Buch schreiben, sagt er: Die Eltern versuchten zu tricksen, bringen gefälschte Onlinezertifikate aus dem Internet, verbreiten falsche Informationen von gefährlichen Zusatzstoffen in den Teststäbchen. “Das ist gefährliches Halbwissen aus dem Internet, brutale Fake News”, zeigt er sich erschüttert. Manche drohten sogar mit Anwälten, was jedoch bei Drohgebärden bleibe.

Bußgeld bis zu 1.000 Euro

Von Beginn der Coronakrise an habe Kunz damit Probleme. Deshalb begrüßt er die neue Anordnung des bayerischen Kultusministeriums. “Schülerinnen und Schüler, die nicht geimpft oder genesen sind, sich nicht den erforderlichen Tests unterziehen und deshalb nicht am Unterricht teilnehmen können, verletzen daher grundsätzlich ihre Schulpflicht, und Erziehungsberechtigte ihre Pflicht, auf den Unterrichtsbesuch ihrer Kinder hinzuwirken”, heißt es dort.

Testverweigerer sind also nun Schulschwänzern gleichgestellt. Für diese Fälle gibt es ein standardisiertes Verfahren, das auch in der Vor-Coronazeit schon praktiziert wurde. Schulverweigerer werden an das Jugendamt gemeldet. Auf Proben und Klausuren, an denen sie nicht teilnehmen, bekommen sie eine Sechs, berichtet die bayerische Staatszeitung. Den Eltern droht ein Bußgeld von bis zu 1.000 Euro.

Großteil der Eltern ist loyal

Die neue Anordnung hat tatsächlich geholfen, dass manche Eltern ihren Widerstand aufgeben, sagt Kunz. Auch die Pressestelle des bayerischen Kultusministeriums meldet, dass die Zahl der Schüler, die aufgrund von Corona dem Unterricht fernbleiben, gesunken ist. Doch Einzelfälle bleiben. Wie es mit diesen weitergeht, kann Kunz noch nicht abschätzen. Er arbeite eng mit den Behörden wie Landrats-, Gesundheits- und Schulamt zusammen.

Die gute Nachricht: Der größte Teil der Eltern sei sehr loyal, sagt Kurt. Die Poolingtests seien kinderfreundlich gestaltet. Er betont mehrmals, dass die Eltern, die sich weigerten, mangelnde Medienkompetenz bewiesen. Das unterrichte man mittlerweile schon in der Grundschule.

Die Schulamtsdirektorin von Weiden-Neustadt, Christine Söllner, will sich zu diesem Thema gegenüber OberpfalzECHO nicht äußern. Das sei ein sensibler Bereich, die Anordnung werde natürlich umgesetzt, mehr wolle sie öffentlich nicht sagen. 51 Schulen mit etwa 6.350 Schülern fallen in ihren Bereich.

Anzahl der Testverweigerer an Bayerns Schulen

Wie hoch die Anzahl der sogenannten Testverweigerer an Bayerns Schulen ist, kann das Bayerische Kultusministerium nicht genau bestimmen. Laut Pressestelle fasst das Ministerium drei Kategorien zusammen.

Die Gesamtzahl dieser drei Gruppen beträgt 0,19 Prozent der bayerischen Schüler. Datenbedingt kann der Pressesprecher die absolute Zahl nicht nennen. Fest steht, dass die dritte Kategorie der Testverweigerer verschwindend gering ist. Doch auch die Pressestelle bestätigt, dass die Gesamtzahl aufgrund der neuen Schulschwänzer-Verordnung gesunken ist. Vor den Herbstferien sei sie bei etwa 0,3 Prozent gelegen.

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