Auszubildender wegen Vergewaltigung eines 77-Jährigen angeklagt: Tatort Arztpraxis?
Auszubildender wegen Vergewaltigung eines 77-Jährigen angeklagt: Tatort Arztpraxis?
Der Prozess sollte diese Woche beginnen, musste aber aufgrund der Erkrankung eines Mitglieds der Strafkammer am Landgericht verschoben werden. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung und vorsätzliche Körperverletzung sowie sexuelle Nötigung.
Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei Weiden sollen sich die Taten im Sommer 2024 in den Praxisräumen in Weiden ereignet haben. Der Patient hatte sich nach einer schweren Erkrankung regelmäßig einfinden müssen. Der (inzwischen ehemalige) Mitarbeiter soll die Situation von Routine-Maßnahmen ausgenutzt haben, zu denen der körperlich eingeschränkte Mann entkleidet war.
Angehörige bemerkten Wesensveränderung
Nach dem ersten Vorfall – der mutmaßlichen Vergewaltigung – bemerkten die Angehörigen laut Staatsanwaltschaft zwar in der Folge eine Wesensveränderung des 77-Jährigen. Sie schoben den Verlust an Lebensmut aber auf Krankheit und Alter. Ein von ihm gewünschter Arztwechsel scheiterte. Bei einem weiteren Termin im August 2024, etwa acht Wochen später, soll es dann erneut zu sexuellen Übergriffen des Mitarbeiters gekommen sein, als er mit dem Patienten wieder im Behandlungszimmer war.
Die Vorwürfe sind schwerwiegend. Der Angeklagte habe die Situation des gehandicapten und betagten Opfers ausgenutzt. Dieser habe nicht mit einem Übergriff rechnen können, sei völlig überrumpelt und in seiner Abwehrmöglichkeit eingeschränkt gewesen, so die Anklage. Im zweiten Fall soll sogar mehrmals kurzzeitig eine andere Arzthelferin im Raum gewesen sein, die aber aufgrund eines Tuchs keine Sicht gehabt haben soll.
Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. Der 24-Jährige wird von Verteidiger Rechtsanwalt Stephan Gesierich aus Vohenstrauß vertreten. Der Angeklagte befindet sich seit April 2025 in Untersuchungshaft.
Betroffene Praxis: “Völlig überrascht”
Zwei verantwortliche Ärzte haben gegenüber OberpfalzECHO Stellung genommen. Sie seien Ende des Sommers 2024 “völlig überrascht” gewesen, als die Kripo in der Praxis stand und über das Ermittlungsverfahren berichtete. Beim mutmaßlichen Tatort handelt es sich um einen Aufwachraum mit mehreren Liegen, durch Vorhänge voneinander getrennt. “Hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.”
Man habe sich den Angeklagten, der noch nicht lange in der Praxis beschäftigt war, sofort beurlaubt. Im April 2025 kam der 24-Jährige dann ohnehin in Untersuchungshaft.
Den Mitarbeitern der Praxis liege am Herzen, dass man keinesfalls “weggeschaut” habe. Das Wohl der Patienten stehe über allem. Man sei entsetzt über die Vorwürfe und habe die nötigen Konsequenzen sofort getroffen.


