Genusspunkte
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750 Jahre Spielberg – Ein Dorf mit Geschichte, Herz und Zukunft

Spielberg. Am kommenden Sonntag, 20. Juli 2025 wird gefeiert: Das kleine, idyllisch gelegene Dorf Spielberg bei Waldthurn blickt mit Stolz auf seine 750-jährige Geschichte zurück. Ab 14 Uhr sind Gäste aus Nah und Fern eingeladen, gemeinsam mit den Einheimischen dieses bedeutende Jubiläum zu begehen. Im festlich geschmückten Ortskern – am neuen Dorfheisl - warten Musik vom „Waldthurner Blechg'misch“, kulinarische Köstlichkeiten und zahlreiche Anekdoten aus der langen Dorfgeschichte.

750 Jahre Spielberg – Ein Dorf mit Geschichte, Herz und Zukunft

Das Dorf Spielberg mit Blick ins Flosser Land. Foto: Franz Völkl
Aufschrift an der Wand im Dorfheisl. Foto: Franz Völkl
Der Spielberger Dorfrat mit (von links) Monika Schwab, Bianca Schwab, Mesnerin Lisa Käs, Martin Schwab, Petra Schwab, Christian Völkl, Andreas Schmid und Johannes Weiß. Foto: Franz Völkl
Ortsschild Spielberg. Foto: Franz Völkl
Die Spielberger Dorfsprecherin Petra Schwab. Foto: Franz Völkl
Das Dorfzentrum in Spielberg. Foto: Franz Völkl
Die alljährliche Spielberger Wallfahrt im Juli zum Fahrenberg. Foto: Franz Völkl
Lustiger Krawattenkurs im Jahr 2013 mit Reinhold Feiler (Mitte). Foto: Franz Völkl
Kirche St. Wendelin mit Dorfzentrum. Foto: Franz Völkl
Das Dorf Spielberg mit Blick zum Fahrenberg (Hintergrund). Foto: Franz Völkl
Das alte Spielberger Schulhaus um 1900. Foto: Franz Völkl

„750 Jahre Spielberg – Ein Dorf mit Geschichte, Herz und Zukunft“

Der Name: Spielberg

Das Dorf liegt etwa drei Kilometer nördlich Waldthurn an der Straße Waldthurn – Floß „hineingeduckt in einer Mulde“.
Woher der Name „Spielberg“? Laut dem Oberbernriether Heimatforscher Georg Schmidbauer deutet es darauf hin, dass es sich bei den „Spielbergen“ um Wart- oder Aussichtsberge an alten Straßen handelte. Eine uralte Straße führte von Lennesrieth über Goldbrunn, Hummerberg und Schellenberg nach Böhmen. Darum der Name Spielberg. Der Hohlweg wurde 1960 verfüllt.

1275 – 2025

Die erste urkundliche Erwähnung Spielbergs stammt aus dem Jahr 1275. Von der Zugehörigkeit zum Kloster Waldsassen, über die Landgrafen von Leuchtenberg bis hin zur Selbstständigkeit als eigene Gemeinde im Jahr 1821: Spielberg hat viel erlebt. Bis zur Gebietsreform 1972 war das Dorf Gemeindesitz und eigenständig – mit den Ortsteilen Woppenrieth, Goldbrunn, Sandbachhöf und Wampenhof.

Knapp 70 Einwohner – eine Kapelle – zwei Wirtshäuser

Jeder Ort ist geprägt durch die Menschen, die dort wohnten und wohnen. Heute hat Spielberg knapp 70 Einwohner, mit verschiedenen landwirtschaftlichen Anwesen, Gewerbe-betrieben, zwei urigen und traditionellen Wirtshäusern, dem Wilhelmstodl und einem Feuerwehrhaus. Die Dorfkapelle St. Wendelin (geweiht 1934) ist der geistliche Mittelpunkt.
Seit Jahrzehnten packt dieses Dorf an und erledigt Projekte weitmöglichst in Eigenregie. Genau nach diesem Prinzip hat Spielberg auch ihren Dorfplatz, der direkt neben der über 90 Jahre alten Dorfkapelle liegt, im vergangenen Jahr grundlegend neu gestaltet. Es ist dabei ein richtiges Dorfzentrum mit Dorfheisl, neuer Dorfplatzanlage mit schönen Spielgeräten für die Kinder entstanden. Nicht nur zur Kirche zieht es die Spielberger: Im Gasthof „Beim Wilhelm“ (Reinhold Feiler) oder beim „Wirtsheiner“ (Ludwig Gmeiner) und seit vergangenen Jahr im neuen Dorfheisl lebt der dörfliche Zusammenhalt.

Feuerwehr der Motor – bekannt im ganzen Land

Die Freiwillige Feuerwehr Spielberg, gegründet 1891, ist ein zentraler Motor des gesellschaftlichen Dorflebens. Feuerwehr-Vorsitzender ist der Spielberger Thomas Schwab. Seit dem 100-jährigen Jubiläum 1991 pilgern die Spielberger jährlich im Juli zum Fahrenberg. Bundesweite Bekanntheit erlangte das Dorf durch den Influencer „Feuerwehr-Willi“, dessen Videos über den neuen Tragkraftspritzen-Anhänger (TSA) der Wehr rund 200.000 Aufrufe erzielten. Die 1956 gegründeten Tell-Schützen mit Schützenmeister Johann Leipold aus Wampenhof sind in Waldthurn sportlich aktiv, bleiben aber als Verein „Beim Wilhelm“ verwurzelt.

Dorfrat – Weichenstellung für die Zukunft

Am 3. November 2024 wurde ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstorganisation gesetzt: Unter der Initiative von Petra Schwab gründete sich der Dorfrat Spielberg. Mit Andreas Schmid, Bianca Schwab, Lisa Käs, Johannes Weiß, Monika Schwab sowie den Verantwortlichen für das neue „Dorfheisl“ – Martin Schwab und Christian Völkl – will der Rat Tradition bewahren und neue Impulse setzen.
Er koordiniert Aktivitäten des Dorfes und vertritt die Anliegen Spielbergs gegenüber der Marktgemeinde Waldthurn. „Ich schätze den Zusammenhalt unseres kleinen, aber feinen Dorfes“, schwärmt Dorfsprecherin Petra Schwab.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

Schule

In Spielberg bestand bereits im 18. Jahrhundert eine Winterschule, bei der der Lehrer mit den Schülern von Haus zu Haus zog. Ab 1813 wurde ein Zimmer im heutigen Gasthaus Feiler als Schulraum genutzt. 1857 entstand ein eigenes Schulhaus, das 1892 erweitert wurde. 1963/64 erfolgte eine Renovierung. Am 11. Januar 1971 wurde der Schulbetrieb eingestellt, die Kinder besuchen seither die Schule in Waldthurn. Das Schulgebäude dient heute als Wohnhaus.

Erzählungen über die Schumänner

Im 19. Jahrhundert machten die Schumänner (35 bis 40 Bewohner in bis zu sieben Holzhäusern), die in den Spielberger Wäldern eine Abdeckerei oder auch Schinderei (Tierkörperverwerter) betrieben und dort lebten, die Gegend unsicher. Sie wurden später auch mit Diebstählen und Einbrüchen in Verbindung gebracht. Auf Druck von Gendarmerie und Spielberger Burschen verließen sie die Region, einige zogen nach Elsass-Lothringen. Der französische Staatsmann Robert Schumann soll einer Überlieferung nach von ihnen abstammen. Trotz ihres Rufs waren die Schumänner auch hilfsbereit, gut gekleidet, tanzfreudig und sicherten Geldtransporte gegen Bezahlung

Spielberger Erinnerungen

Gerne wird man sich am Dorfjubiläumsfest an so manche Spielberger Wirtshausgeschichte der letzten Jahrzehnte erinnern und diese wieder Revue passieren lassen. Was es mit dem ersten Spielberger ferngesteuerten Auto vom Schmid Boum auf sich hat, über die Dorfschlachtungen und seine wirtshäuslichen Begleiterscheinungen, das Eierzielwerfen beim Wirtsheiner oder auch über die noch im Gebrauch befindlichen Spielberger Öfen mit den Namen „Schmied Mich“, „Pressl Sepp“ und „Weber Karl“, die in Eigenregie fabriziert wurden und beste Wärme erzeugen. Einen besonderen Lehrgang absolvierten die Dorfburschen im Mai 2013. In der Zeit, voller Hektik, Stress und Zeitdruck war den jungen Männern die „Kunst des Krawattenbindens“ abhandengekommen. Die Dorffeuerwehr initiierte einen Krawattenkurs, der als Krawattenknotenfachmann bekannte Spielberger Gastronom Reinhold Feiler zeigte mit seinen flinken Fingern, wie man schnell aber sauber einen doppelten Krawattenknoten fabriziert.