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Neuer Kirwaverein belebt Kirchweih in Speinshart

Speinshart. Im Klosterdorf gründet sich ein Kirwaverein, der Tradition und Gemeinschaft stärkt. Junge Boum und Moidla beleben Kirwa-Brauchtum mit Bandltanz und Gstanzln. Die Dorfkirwa steigt vom 11. bis 13. September 2026.

Neuer Kirwaverein belebt Kirchweih in Speinshart

Ganz überwiegend junge Boum und Moidla gründeten in der Klostergemeinde einen Kirwaverein. Der Bürgermeister gehört dazu. Foto: Robert Dotzauer

In Spoinsat ist Kirwa, mei Liawa, mei Liawa! Im Klosterdorf gründet sich ein Kirwaverein, der den Frohsinn noch stärker beflügeln soll. Im Speinsharter Gemeindezentrum wurden zwei Tage nach dem ersten Advent in großer Runde Ämter vergeben.

Eigentlich nicht ungewöhnlich. Der Gemeinschaftsgeist im Klosterdorf ist stark ausgeprägt. Doch ausgerechnet in der „staaden Zeit“ hatte die Versammlung außergewöhnlichen Charakter. Mit Blick auf Kurzweil und Geselligkeit beschäftigten sich die Besucher mit fröhlichen Gedanken.

Ganz überwiegend waren es junge Leute, die Interesse für einen neu zu gründenden Verein zeigten. Ein Kirwaverein sollte aus der Taufe gehoben werden. Das Klosterdorf soll es wissen, wenn die Losung ertönt: „Mir hom Kirwa“, hieß es in der Runde.

Speinshart: Hort der Brauchtumspflege

Getragen von vielen Visionen und viel individueller Spontanität schicken sich die „Boum und Moidla“ an, die Speinsharter Kirchweih mit einem offiziellen Verein zu befruchten und Dorf und Bürgerschaft darüber hinaus mit besonderen Events zu bereichern. Für die Klostergemeinde eigentlich nichts Neues. Schon bisher sorgten die Katholische Landjugend und das „Bauwong-Team“ mit dem Wiederbeleben von Kirchweihtraditionen für mehr Lebendigkeit im Dorf.

So schätzen die Speinsharter die im Zusammenhang mit der Kirchweih neu aktivierte Brauchtumspflege. Das Kirwa-Ausgrom gehört ebenso dazu wie das Aufstellen eines Kirwabaumes mit Manneskraft durch kräftige Kirwa-Burschen und Aktivisten des Dorfes. Einzug hielten auch wieder der Bandltanz rund um den Kirwabaum und im humoristischen Teil des Kirwa-Auftaktes die Gstanzln mit schlitzohrigen „Kirwa-Predigten“. Das sogenannte Derblecken macht neugierig. Selbstverständlich gehören eine zünftige Kirwa-Musi im Festzelt und herzhaften Kirwa-Spezialitäten zum Programm. Auf die Kirchweihbesucher warten viele Gaumenfreuden und als besonderes Schmankerl jeweils eine Sau am Spieß.

Den Gemeinschaftsgedanken pflegen

Das sind Spaßfaktoren, die auch der Kirwaverein nicht missen möchte, wie es in der Gründungsversammlung hieß. „Die traditionelle Gaudi ist uns besonders wichtig“, betonten Moritz Schmidt und Lukas Braun als Macher der Veranstaltung. Zudem verwiesen sie auf den sozialen Faktor ihrer Initiative. „Wir suchen Gemeinschaft für Jung und Alt“. Selbstbewusst lautete deshalb eine der wichtigsten Zielsetzungen, die lokale und regionale Volkskultur gemeinsam zu gestalten. Eine Mission, getragen von modernen, im Leben stehenden jungen Leuten, verbunden mit der Vision, das dörfliche Zusammenleben zu stärken und das Heimatgefühl mit Inhalten zu füllen.

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„Mit viel Spaß und Fröhlichkeit den dörflichen Gemeinschaftsgeist anregen“, lautet die Devise der Kirwaverein-Gründer Moritz Schmidt (links) und Lukas Braun. Foto: Robert Dotzauer

„Ein Dorf, eine Gemeinschaft, ein Fest“ hieß deshalb die Devise in der Versammlungsrunde. Dieser Leitgedanke soll beflügeln, regionale Traditionen und das Kirwa-Brauchtum zu bewahren, lebendig, laut und mit viel Herz. Wie bisher ist auch die Landjugendgruppe in das Kirwa-Treiben eingebunden. Ausdrücklich betonten die „Gründerväter“ des Vereins die wertvollen Beiträge der KLJB. Wegen des Umfangs der Aktivitäten sei allerdings auf Dauer eine personelle Verstärkung hilfreich, die am besten unter dem Dach eines eingetragenen Vereins sichergestellt werden könne, betonte Moritz Schmidt.

Festtermin orientiert sich an der Kirchenweihe

Nicht rütteln wollen die jungen Kirwa-Leut am traditionellen Termin der Speinsharter Dorfkirwa. Bekanntlich störte bis ins 19. Jahrhundert hinein besonders die Bauern, dass ihre Mägde und Knechte bei den mehrtägigen Kirchweihfesten von der Arbeit abgehalten wurden. Deshalb wurde laut Kirchweih-Lexikon die Kirwa ehedem zum Politikum. Jede Woche drei Tage in einem anderen Dorf feiern? Das war auch der Obrigkeit zu viel. Schon 1806 hatte die Verwaltung des jungen Königreichs Bayern den Versuch unternommen, „Arbeitsausfall, Müßiggang und Prassen durch das viele Kirchweihlaufen“ zu unterbinden. Die Überlegungen zielten darauf ab, per Gesetz einen einzigen Kirchweihtermin für junge Leute einzuführen. Was dem Staat nicht gelang, gelang der Kirche. Per Dekret wurde nach und nach der dritte Sonntag im Oktober als Kirchweihsonntag festgelegt. Heraus kam schließlich die „Allerweltskirchweih“.

Und so kommt es, dass in vielen Gemeinden gleich mehrmals gefeiert wird. Nicht so in Speinshart. „Wir orientieren uns an der Geschichte der Kirchweih“, stellt Bürgermeister Albert Nickl klar. Mit Verweis auf die Kirchengeschichte des Klosters nennt der Gemeindechef den Monat September 1706 als Einweihungstermin der Klosterkirche. Daraus folgend sei in Speinshart jeweils der zweite Sonntag im Monat September als Kirchweihtag festgelegt worden. Als Wahlleiter begrüßte der Bürgermeister den Mut der Kirwa-Enthusiasten, das Speinsharter Brauchtum zu bereichern und die Kirchweih als Gemeinschaftserlebnis hochzuhalten. „Helft’s zam, den Frohsinn in der Gemeinde zu stärken“, lautete der Appell des Gemeindechefs. In diesem Sinne äußerte sich auch Philipp Seitz. Der Wegbereiter der „großen Kirchweih-Events“ versicherte auch als Jugendbeauftragter die Unterstützung der Landjugend-Ortsgruppe und der Bauwong-Mannschaft.

Die erste Vorstandschaft

„Mit viel Spaß und Fröhlichkeit den dörflichen Gemeinschaftsgeist anregen“, lautet die Devise der Kirwaverein-Gründer Moritz Schmidt (links) und Lukas Braun. Foto: Robert Dotzauer

Es folgte ein souveräner Ablauf der Vereinsgründung. Nach der Präsentation und der Billigung des elf Seiten umfassenden Satzungsentwurfs schritten 28 junge Leute nach ihrer Beitrittserklärung zur geheimen „Urwahl“ einer Vorstandschaft. Einstimmig fiel die Wahl auf Moritz Schmidt aus dem Ortsteil Münchsreuth als Gründungsvorsitzenden. Ihm zur Seite steht Lukas Braun aus Tremmersdorf als zweiter Vorsitzender, Bettina Bitterer (Tremmersdorf) als Schriftführerin und Johannes Schwemmer (Trabitz) als Kassier.

Als Beiräte wählte die Versammlung Jonas Rupprecht, Leon Diepold, Stefan Herbert, Philipp Seitz, Andreas Hubmann, Konstantin Reiß, Lucy Bitterer, Lukas Ring, Christian Rodler und Theresa Schraml. Die Kasse prüfen Simon Seitz und Jakob Diepold. Als Jahresbeitrag beschloss die Versammlung zwölf Euro. In einem ersten Ausblick kündigte der Vorsitzende eine Zoiglfahrt an. Die nächste Dorfkirchweih findet vom 11. bis 13. September 2026 statt.