Rathaus in Floß wird 50 Jahre alt

Rathaus in Floß wird 50 Jahre alt
Als einen dringend notwendigen „Zweckbau“ bezeichnete der frühere Bürgermeister Fred Lehner das unter seiner Amtszeit errichtete neue Rathaus. Zweckbau deshalb, weil neben den Verwaltungsräumen auch an die Gesundheitsvorsorge durch die Einrichtung einer Arztpraxis, an die gesellschaftliche Kommunikation durch die Schaffung eines Unterrichtsraumes der Freiwilligen Feuerwehr und an die Ausweisung einer gemeindlichen Volksbücherei gedacht wurde. Bis auf den Unterrichtsraum der Feuerwehr und eine Zahnarztpraxis statt einer Arztpraxis hat dieses Haus, abgesehen von der energetischen Auffrischung nach dem Jahr 2002, keine Änderung erfahren. Verschwunden sind die handgefertigten Zedernschindeln aus Berchtesgaden als Hausverkleidung. Sie mussten einem Außenputz weichen. Die elektrische Heizungsanlage wurde durch eine Holzpelletanlage ersetzt.
Planung in den 1970er Jahren und Standortentscheidung
Schon zur Amtszeit von Bürgermeister Hans Ruckdäschel wurden ernsthafte Überlegungen über eine Vergrößerung und Sanierung der Verwaltungsräume in der Allgemeinen Verwaltung mit Einwohnermeldeamt und Standesamt sowie für die Kassen- und Steuerverwaltung angestellt. Damals waren die Verwaltungen einschließlich des Bürgermeistersbüros unzureichend in zwei Räumen, neben dem Standesamtszimmer und dem großen Sitzungssaal im „Alten Pflegschloss“, untergebracht. Die große Gemeindegebietsreform der 1970er Jahre des letzten Jahrhunderts spielte eine nicht unbedeutende Rolle bei einem eventuellen Neubau eines Verwaltungs- und Dienstgebäudes. Begünstigt wurden diese Überlegungen, weil der Neubau auf eigenem Grund und Boden erstellt werden konnte.
Damit war der Abbruch des früheren Schulhauses mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerdienstwohnungen verbunden. Noch in der Amtszeit von Hans Ruckdäschel hatte sich der Marktgemeinderat für den Abbruch des Schulhauses und für einen Neubau des Verwaltungsgebäudes entschieden. Für die Planung und Projektierung sowie für die Bauaufsicht wurden die Architekten Heinrich Macht aus Weiden und Eduard Weiß aus Neustadt beauftragt. Es war ein zähes Ringen, den Abbruch des Schulhauses durchzusetzen, doch es gelang.
Eingliederungen und Übergangslösungen vor dem Neubau
Die anstehende Gemeindegebietsreform war für den Markt nicht unbedeutend und wurde durch sachkundige Vorbereitungen der Verwaltung begleitet. Jahre vorher gab es dazu wichtige Entscheidungen der kommunalen Gremien. So wurde die Verwaltungsgemeinschaft der früheren sechs Flosser Landgemeinden Bergnetsreuth, Gailertsreuth, Gösen, Grafenreuth, Schlattein und Schönbrunn, die sich bisher eigenständig verwalteten, durch die freiwillige Eingliederung der Gemeinden in den Markt Floß bereits im Jahr 1971 aufgelöst. Vorübergehend wurde die Verwaltung in die Verwaltung des Marktes im Alten Pflegschloss integriert.
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes nahm eine Bauzeit von über zwei Jahren in Anspruch. Die Gesamtbaukosten beliefen sich, einschließlich der Gestaltung der Außenanlagen, auf 1,6 Millionen Mark. Dazu gab es öffentliche Mittel in Höhe von 200.000 Mark. Eine sichtbare Bereicherung erfuhren die Außenanlagen durch den von Bürgermeister Fred Lehner gestifteten Granitbrunnen. Bleibt noch festzuhalten, dass mit dem Rathausneubau auch die Restaurierung des „Alten Pflegschlosses“ verbunden wurde. Hier lagen die Kosten bei 113.000 Mark, die mit rund 45.000 Mark öffentlich gefördert wurden.
Feierliche Einweihung 1975
Am 13. Dezember 1975 fand in Anwesenheit des Regierungspräsidenten Dr. Ernst Emmerich, Landrat Christian Kreuzer, Abgeordneten des Bundestages, des Landtages und des Bezirks sowie der beteiligten Baufirmen die feierliche Einweihung des neuen Rathauses statt.
Die Einweihung wurde durch die beiden Ortsgeistlichen, Pfarrer Richard Bartmann und Pfarrer Walter Hirschmann, vorgenommen. In den Ansprachen und Grußworten wurde der Mut, die Entschlossenheit und die Zielsetzung der Verantwortlichen des Marktes, Bürgermeister und Marktgemeinderat, lobend herausgestellt. Der Markt Floß gehörte auch zu den ersten Kommunen im Regierungsbezirk Oberpfalz, die eine freiwillige Eingliederung von bisher verwalteten Gemeinden durchführten. Der eigenwillige Neubau stehe im Einklang mit dem unter Denkmalschutz stehenden „Alten Pflegschloss“ und gebe ein Bild der Moderne wieder. Es war ein Loblied für die beauftragten Architekten, die es bis zur Durchsetzung ihrer Planungen nicht leicht hatten.
Rathaus erfüllt bis heute moderne Anforderungen
Das Flosser Rathaus genügt auch heute noch den Erfordernissen. Allgemeine Verwaltung, Standesamt, Kassen- und Steuerverwaltung sind von den übrigen Verwaltungsräumen, der Geschäftsführung und dem Bürgermeister getrennt. Der kleine und große Sitzungssaal genügen allen Anforderungen. Dabei werden sowohl die Gemeindebücherei als auch der Kommunikationsraum und die nunmehr bestehende Zahnarztpraxis nicht beeinflusst. Von Vorteil ist der Einbau eines Treppenlifts für den barrierefreien Zugang der Verwaltungsräume.
Durch den Rathausneubau entstand auch ein großer, freier Parkplatz, der seit Jahren als idealer Festplatz für gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen Verwendung findet. Das Trauungszimmer wurde vom neuen Rathaus in den früheren großen Sitzungssaal des Alten Pflegschlosses verlegt und kommt bei den Brautleuten prächtig an. Der Rathausplatz mit Pflegschloss, Verwaltungsgebäude, Nebengebäude und Backofen des Oberpfälzer Waldvereins ist zu einer vertrauten Heimstätte für eine Reihe vielfältiger Veranstaltungen geworden und nicht mehr wegzudenken. Einmal mehr hat die fortschrittlich und modern eingestellte Kommune unter Beweis gestellt, dass sie die Zeichen der Zeit richtig verstanden hat. Den Glückwünschen vor 50 Jahren, dass es der Verwaltung des Rathauses vergönnt sein möge, in Frieden und Freiheit sich in den Dienst des Nächsten stellen zu können, ist auch heute nichts mehr hinzuzufügen.

