Äpfel und Birnen zeigen Vergänglichkeit im Kloster Speinshart
Äpfel und Birnen zeigen Vergänglichkeit im Kloster Speinshart
Im Speinsharter Klostergarten liegt der Geruch reifer Äpfel in der Luft. Einige liegen bereits mit Faulstellen am Boden. Ihr langsam einsetzendes Vergehen erzeugt beim Innehalten Nachdenklichkeit über Ende und Neubeginn. Inspiriert durch diese Szenerie eröffnet die Ausstellung „Äpfel und Birnen“ einen ungewöhnlichen Blick auf ein alltägliches Lebensmittel und macht dessen Vergänglichkeit und Schönheit zum Thema.
Vergänglichkeit zwischen Natur und Konservierung
Die Positionen der Ausstellung zeigen die Früchte in unterschiedlichen Stadien: von der Reife über den Verfall bis hin zur bewahrten Spur. Dabei entsteht ein Dialog zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, zwischen Verfall und Konservierung. Zugleich spiegeln die Werke eine grundsätzliche menschliche Erfahrung wider – die Beziehung des Menschen zur Natur, seine Sehnsucht nach Bewahrung angesichts des unaufhaltsamen Alterns.
Symbolik des Apfels und künstlerische Positionen
Der Apfel in der Ikonographie der Mariendarstellungen steht traditionell für Unschuld und Fruchtbarkeit, im Stillleben für die sinnliche Farbigkeit der Natur. Zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen wiederum sehen in den vielen kultivierten Obstsorten eine eigene Natürlichkeit und Künstlichkeit: Kreisläufe von Werden und Vergehen gelangen so in den Blick – von Natur, von Waren wie von sozialen Werten. In der Ausstellung sind neben Werken alter Meister Positionen von Daniel Bräg, Antje Majewski, Karl Böhmer, Judith Samen zu sehen.
Kunst als Lebenszyklus
In gewisser Weise unterliegt Kunst selbst einem Lebenszyklus – sie entsteht, wird bewahrt und irgendwann vergeht sie, wie jede materielle Substanz. Wie im Alltag die Äpfel langsam verfaulen, so altern auch die Kunstwerke, deren Materialität den Zerfall bestimmt. Die Konservierung ist daher eine Art Anti-Aging, die den Verfall verlangsamt, aber nicht aufhalten kann.
Werke von Daniel Bräg und sinnliche Erfahrungen
Der Künstler Daniel Bräg setzt in seinen Werken alltägliche Materialien und Gegenstände ein, die ihre eigene Geschichte tragen: Glasballons, Äpfel, Regale oder Kühlschränke. In der Ausstellung werden sie aus ihrem vertrauten Kontext gelöst und treten als Kunstobjekte in einen neuen Raum. Wie schon Marcel Duchamp vor mehr als hundert Jahren zeigte, wandelt sich durch die Kontextverschiebung ein Alltagsgegenstand zum Kunstwerk. Bräg nutzt diesen Effekt, um Sinneserfahrungen zu ermöglichen, die über das bloß Visuelle hinausgehen: Farbe, Form, Geruch – etwa der gärende Apfelsaft – werden Teil der künstlerischen Wahrnehmung.
Führung, Tag des offenen Denkmals und Programm
So lässt die Ausstellung nicht nur die Äpfel und Birnen als Lebensmittel neu erscheinen, sondern regt auch zur Reflexion über den eigenen Umgang mit der Natur, den Verfall und die Bewahrung an. Am Sonntag, 14. September, um 15.30 Uhr, lädt Kuratorin Dr. Notburga Karl zu einer Führung ein, die Einblicke in die vielschichtigen Arbeiten und deren Hintergründe bietet.
Im Rahmen des „Tag des offenen Denkmals“ ist dann auch der Klostergarten geöffnet und erhalten Besucherinnen und Besucher Informationen zu Pflanzung und Sortenerhalt. Außerdem bestimmt Pomologe Michael Altmann die Apfel- und Birnensorten, die Besucher aus ihren eigenen Gärten mitbringen können. Dazu sind drei bis fünf Früchte und ein Ast mit drei bis fünf Blättern nötig. Auch Bestellungen für Obstbäume können aufgegeben werden, und natürlich gibt es mit „Apfelküchln“, Apfelgirlanden für Kinder und Obstbränden im Klosterladen auch etwas für den Geschmackssinn. Der Eintritt ist frei.




