Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Bücher – wer braucht denn so ein Glump heute noch?

Nordoberpfalz. Nichts ist unnötiger als dieser völlig veraltete Mist aus Zeiten, in denen man dachte, dass Literatur so etwas wie einen Sinn habe. Gott sei Dank wissen es meine Mitmenschen inzwischen besser – und die sind schließlich um ein Vielfaches schlauer als ich. Eine zutiefst verzweifelte Glosse.

Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Bücher – wer braucht denn so ein Glump heute noch?

Was für eine Zeitverschwendung? Foto: OberpfalzECHO

In einer Zeit, in der 20 Prozent des Bundestags sowieso dafür wäre, Bücher wieder zu verbrennen statt zu lesen, stelle ich dann doch mal die Frage: Wo ist die Kraft (auch des Geistes), die uns einst ausgezeichnet hat? Leider ist die Bildung – die des Geistes und auch die des Herzens-, einst eine der wichtigen Speerspitzen unserer Gesellschaft, längst passe.

So wie ich selbst nur noch ein Relikt vergangener Zeiten bin, möchte ich mich diesmal einem weiterem aus der Zeit gefallenem Phänomen widmen: dem (guten) Buch.

 Lesen macht schön, schlank und sexy!

Denis Scheck

Schade eigentlich, aber es interessiert halt keinen. Wir brauchen Wachstum, Facharbeiter, Sicherheit, aber doch nicht so einen Käse. Ein Buch kann man ja schnell im Urlaub lesen, aber doch nicht regelmäßig. Welcher Bundesrepublikaner hat dafür denn Zeit? Wir müssen schließlich ängstlich sein, und soooo verdrossen. In der Restzeit müssen wir unsere Gartenzwerge (real und im übertragenen Sinn) aufpolieren. Nachdem wie erwähnt die Bildung in unserer Gesellschaft nichts mehr zählt, reißt dieser Trend auch dieses wunderbare Kulturgut in den Abgrund.

Platzhalter

An dieser Stelle müsste etwas stehen von wegen “Volk der Dichter und Denker”, auch Schiller & Goethe sollten erwähnt werden.

Wie gerne würde ich appellieren “keine Angst vor dem Unbill der Gegenwart und der Zukunft, ein gutes Buch hilft immer”, aber so wird es wohl nicht laufen, denn Bildung, Geist und Menschlichkeit passen gar nicht mehr in unsere Zeit.

Solidarität, Respekt, Gemeinsinn & Co.? Heul doch weiter, du Opfer!

Ich denke, man tritt uns nicht zu nahe, wenn man feststellt, dass wir nicht unbedingt gescheiter werden. Wir bevorzugen halt vor allem Sachen, die wir locker übers Rückenmark laufen lassen können, das Hirn brauchen wir dafür nicht.

Dabei macht Bücher lesen nicht nur schlau, sondern vor allem glücklich – eigentlich gute Gründe, immer genug Lesestoff parat zu haben. Das Lesen von Büchern verlängert sogar unser Leben, so eine Studie der Yale University.

Selbstverständlich kann man jetzt darüber streiten, ob ein Ratgeber “Glücklich durch Darm” oder der neue Fitzek geeignet sind, den Bildungsstandard zu heben oder zwischen dem Thema des erstgenannten und dem Bestsellerautor eine thematische Verbindung herstellen lässt.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

Streiten, diskutieren, erörtern, argumentieren – ja, das wäre schön. Ist aber nicht mehr zeitgemäß.

Nur ein kleiner Auszug meines Bücherjahrs 2024. Foto: Franz Rieger

Der Blechdepp werds schon richten

Der Buchmarkt ist entsprechend angespannt: Letztes Jahr haben laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels nur noch 24,5 Millionen Menschen in Deutschland mindestens ein Buch gekauft, das sind rund 500.000 weniger als im Jahr zuvor, heißt es vom Börsenverein.

Wie wärs mit dem aktuellen Allheilmittel? Die Künstliche Intelligenz (KI) war das zentrale Thema der 77. Frankfurter Buchmesse. Generative KI-Modelle werden mit urheberrechtlich geschützten Inhalten trainiert, sie erstellen auf dieser Basis neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Musik.

Bin ich jetzt wirklich so ein altes Trum, weil ich feststelle, dass das schon sehr gruselig klingt? Was soll denn da entstehen – ein wunderbar rundgelutschtes Sahnebonbon, zuckersüß und mit einem wunderbar flaumigem Mundgefühl. Um Gottes willen, wie ansprechend…

Meck, meck, meck!

Dementor, Zwiderwurzn oder der “Geist, der stets verneint”? Wahrscheinlich von allen etwas.

Was ist dieser Rieger doch für ein alter Grantler und was für ein Schlafschaf, verschwendet wertvolle Zeit mit einem solchen Dreck. Was hat ihm denn seine Leserei geholfen – ist sein Haar voller, sein Konto fetter und parallel dazu sein feister Leib schmaler geworden? Nichts davon, wie hätte man die verschwendete Zeit doch sinnvoller nutzen können. Indem man beispielsweise geistreiche Expertisen zu relevanten Themen erstellt, sprich anonym aus der Deckung in den sozialen Medien Kommentare abfeuert. Und nachdem selbst das scheinbar für den Deutschen Michel und seiner Michaela inzwischen zuviele Buchstaben sind, werden jetzt bevorzugt nur noch Emoji benutzt – besonders keck ist dabei der “Auslach-Smiley”. Vielen Dank, mir ist inzwischen das Lachen vergangen.

Apropos Bückerglump und -graffel, es gibt doch noch einen Lichtstreif am Horizont: “Rieger, du kennst dich doch aus – hast du einen Lesetipp für mich für den Urlaub?” – Naja, vielleicht ist es doch nicht so schlimm…