Eine Wonnestunde für Freunde erhabener Barockmusik
Eine Wonnestunde für Freunde erhabener Barockmusik
Eine Welt mit jugendlichem Desinteresse? Von wegen. Das Bayerische Jugend-Barockorchester beweist das Gegenteil. Seit 2014 erhalten Jugendliche in Bayerns Nachwuchsschmiede für barocke Musik eine Einführung, etwa in das Concerto Grosso und in die großen Solowerke der Barockzeit. Heute boomt die Barockmusik. Die Künstlerinnen und Künstler imponierten am Sonntagin Speinshart im Rahmen des 73. Festivals junger Künstler Bayreuth mit neuer Einfachheit in einer neuen Epoche, die wir heute Klassik nennen.
Jung, mutig und talentiert warf das Ensemble einen optimistischen Blick auf den Erhalt des musikalischen Erbes. Das Ergebnis ist eine bemerkenswert charakteristische Klangsprache, inspirierend und beglückend. Doch zunächst warb Konzertmeister Martin Schneider die Gäste in der vollbesetzten Klosterkirche um Verständnis für das ungewöhnlich lange Einstimmen der Instrumente. „Es gehört zu den Ritualen, das Werkzeug der Künstler ein halbes Leben lang zu stimmen, um sich dann in der zweiten Lebenshälfte damit zu beschäftigen, die gestimmten Instrumente zum Klingen zu bringen“.
Konzept geht voll auf
Bestens gestimmt entfachten die jungen Akteure mit Geige, Bass und Flöte eine überschäumende Musizierlust. Schon bei der Begrüßung zeigte sich Gastgeberin Elisabeth Fichtner erfreut über das große Publikumsinteresse. Die Geschäftsführerin der Internationalen Begegnungsstätte sah sich in den Bemühungen der Speinsharter bestätigt, den musikalischen Austausch hoffnungsvoller junger Künstler im Rahmen des Bayreuther Festivaltreffens zu stärken.
Bestätigt sahen sich auch die rund 300 Besucher. Barockmusik aus Deutschland mit einem Hauch zärtlicher und verträumter Klänge österreichischer, französischer und englischer Komponisten aus dem Barock waren so richtig nach dem Geschmack des Publikums. Nach der musikalischen Einstimmung mit Georg Philipp Telemanns „Sonate in D-Dur“ und der „Sonata da chiesa d-Moll, Largo e staccato und Allegro“ von Johann Georg Pisendel setzte sich das Orchester mit Werken von Philipp Heinrich Erlebach (Chaconne aus der Ouverture Nr. 6) und von Georg Muffat (Sonata 2 aus Armonico tributo) auseinander. Chaconne – ein Ritual in Barocker Musik, hieß auch der Titel des Konzerts.
Dynamische Bandbreite
Impulsiv, erfrischend und doch mit ehrfurchtsvoller Erhabenheit näherte sich das Jugend-Barockorchester auch einer Komposition von Johann Sebastian Bach. Das Ensemble imponierte mit dem „Konzert für zwei Violinen und Orchester in d-Moll BWV 1043“ mit einer dynamischen Bandbreite. Die Besucher genossen das weitere Programm etwa mit „Pars III aus Mensa Sonora“ des Komponisten Heinrich Ignaz Franz von Bibern und das „Concerto grosso Nr. 5 After Scarlatti“ von Charles Avison.
Für das meisterliche Zusammenspiel bedankte sich das Publikum mit langanhaltendem Applaus. Auch die Begegnung gehört zu den Speinsharter “Ritualen”. Nach einer Zugabe des Orchesters war es höchste Zeit, der Einladung von Elisabeth Fichtner im Rahmen der anschließenden Begegnung im Konventgang des Klosters zu folgen.




