Grafenwöhr erinnert an Bombardierung und Kriegsende: Vom Tag der tiefsten Dunkelheit zum Frieden
Grafenwöhr erinnert an Bombardierung und Kriegsende: Vom Tag der tiefsten Dunkelheit zum Frieden
Vertreter der Stadt Grafenwöhr, der US-Armee und von Vereinen versammelten sich beim Kriegerdenkmal, um besonders der Opfer der Fliegerangriffe vom 5. und 8. April 1945 zu gedenken. “26 Frauen, Männer und Kinder mussten damals ihr Leben lassen. Doch aus Trümmern dieser dunklen Zeit ist etwas Neues entstanden: Frieden, den wir heute feiern dürfen”, sagte zweite Bürgermeisterin Anita Heßler. Alle seien den Menschen dankbar, die nach dem Krieg alles wieder aufgebaut hätten.
Frieden als Aufgabe
Der Friede ist jedoch ein kostbares Gut und der Krieg in der Ukraine erinnere daran, wie zerbrechlich der Friede sein kann. Anita Heßler appellierte an alle: “Es ist unsere Verantwortung für die künftigen Generationen, uns für den Frieden einzusetzen.” Auch im Gottesdienst, den Pfarrer Daniel Fenk mit den beiden Ruhestandsgeistlichen Hans Bayer und Ludwig Gradl in der Alten Pfarrkirche feierte, riet Pfarrer Fenk zu Wachsamkeit auf. Der Friede sei als Aufgabe zu sehen.
Schmerzhafte Erinnerungen
“210 Gebäude wurden in Grafenwöhr zerstört, darunter 105 Wohnhäuser. Viele Menschen verloren ihr Zuhause und viele auch ihr Leben”, blickte Landrat Andreas Meier zurück. Diese Erinnerungen schmerzen, aber sie halten auch wach. “Es ruft uns ins Gedächtnis, wohin Hass, Fanatismus und Krieg führen können.” Aber aus den Ruinen wuchs neues Leben und aus “einstigen Feinden wurden Freunde”. Ein Ausdruck dieser Freundschaft war es, dass auch General Steven P. Carpenter vor dem Kriegerdenkmal sprach.
Freundschaft mit den Amerikanern
Kurz nach den verheerenden Angriffen vom April 1945 marschierten die amerikanischen Truppen in Grafenwöhr ein. Doch er war nicht eine Besetzung im klassischen Sinn, sondern der Beginn einer Beziehung, die über militärische Präsenz weit hinausgeht: Offenheit, Menschlichkeit und Bereitschaft zur Partnerschaft.
Heute sind die US-Truppen Teil des Alltags in Grafenwöhr. Der General bedankte sich für die Freundschaft und sagte: “Wir bleiben hier.” Die zweite Bürgermeisterin und der General legten abschließend Kränze nieder. Besonders schön war es auch, dass der erste Bürgermeister Edgar Knobloch im Gottesdienst und beim Gedenken am Kriegerdenkmal dabei war.
Vortrag und Bilderschau mit Gerald Morgenstern
Danach begrüßte die Vorsitzende des Heimatvereins Angela Biersack die Gäste im Foyer des Kultur- und Militärmuseums, wo Gerald Morgenstern einen Vortrag mit Bildern über die Kriegszeiten hielt. Unter anderen wurden Bilder vom Elternhaus des Weihbischofs Pappenberger, von der evangelischen Michaelskirche, dem Gasthof “Waldlust” und “Rattunde” sowie Bilder von der Alten Amberger Straße mit der ehemaligen Schmidt-Bank und der Post. Einen Volltreffer habe auch die “Felsmühle” abbekommen.
Zeitzeugen berichten
Der Zeitzeuge Anton Wittmann, der damals vier Jahre alt war und im Torschusterhaus wohnte, erinnerte sich an die Bombardierung. “Mit meinen sechs und neun Jahre alten Geschwistern und unserem gehbehinderten Opa suchten wir Zuflucht im Felsenkeller. Dazwischen mussten wir drei Tage lang auch noch unsere Kühe melken.”
Der zweite Zeitzeuge Hans Heindl (geboren 1939) berichtete: “Wir haben im Keller gewohnt, wo eine Holztüre eingebaut war. Das Waschhaus war begehbar. Die Wohnung war katastrophal und musste erneuert werden. Am 6. April wurde mein Onkel gerettet und nach Freihung gebracht. Den zweiten Angriff haben wir von Freihung aus beobachtet.”
Wiederholung des Vortrags und Buchvorstellung am 13. April
Der Vortrag von Gerald Morgenstern – inklusive eines Original-Films von 1945 – wird am Sonntag, 13. April, um 17 Uhr im Museum wiederholt. Dabei wird Christine Ascherl die erweiterte Neuauflage des Buchs “Sie kommen!” vorstellen, in dem es um die letzten Kriegstage in der Oberpfalz 1945 geht.





