Norbert Grüners Blick in fremde Welten im Museum Mitterteich – bis zum 3. November
Norbert Grüners Blick in fremde Welten im Museum Mitterteich – bis zum 3. November
„Surreal – monochrom – außerirdisch“ heißt die aktuelle Sonderausstellung im Museum Mitterteich. Wer bei diesen Begriffen an Science-Fiction, schräge Perspektiven oder fremde Welten denkt, liegt gar nicht mal so falsch. Denn Norbert Grüner, langjähriger Pressefotograf aus Tirschenreuth, zeigt dort ganz neue Facetten seiner Fotografie.
Grüner, Jahrzehnte bekannt als Redakteur und Fotograf beim Neuen Tag und zuvor beim Stiftlandboten der Frankenpost, ist eigentlich ein Chronist der Region. Über 40 Jahre lang dokumentierte er das aktuelle Zeitgeschehen – sachlich, präzise, oft unter Zeitdruck. Mit dem Ruhestand kam der Bruch und eine völlig neue Freiheit. „Ich bin kein Künstler, ich bin ein Bildermacher“, sagt er heute über sich. Was nach Understatement klingt, ist Programm: Grüner will nicht deuten, nicht belehren, sondern wirken lassen. Seine Werke entstehen intuitiv, spielerisch, oft inspiriert von Musik, die er beim kreativen Arbeiten hört. Ob Jazz, Blues, Chanson, Klassik oder Rock: Die Stimmung fließt direkt in seine Bilder ein. Zwischen Libellen-Aliens und Infrarot-Wäldern.
Faszination Makrofotografie
Besonders faszinierend: Grüners extreme Makroaufnahmen von Insekten. Mit Spezialoptik rückt er Schmetterlingen, Libellen und Käfern so nah auf den Leib, dass sie wie Wesen aus einer anderen Galaxie wirken. „Das sind meine Außerirdischen“, sagt Grüner mit einem Augenzwinkern. Die mikroskopisch kleinen Lebewesen zeigen in seinen Bildern fast bedrohlich wirkende Strukturen: Fühler wie Antennen, riesige Facettenaugen, Gliedmaßen wie aus einem Science-Fiction-Film. „Die waren vor uns da und werden noch da sein, wenn wir längst weg sind“, sagt Grüner mit einem Lächeln. Die Serie bezeichnet er als „Alien-Style“. Durch starke Vergrößerung, Lichtsetzung und digitale Bearbeitung erscheinen die filigranen Kerbtiere auf einmal fremd und faszinierend zugleich.
Naturliebe und freie Entfaltung
Der Fotograf ist nicht nur vom Fremden und Abstrakten in den Bann gezogen. Sein Herz schlägt vor allem für die Natur. Sie ist für ihn nicht nur Motiv, sondern Heimat. Ob winzige Insekten, alte Bäume oder stille Landschaften: Immer wieder sucht er draußen die Motive, die ihn innerlich bewegen. Viele seiner Aufnahmen entstehen auf Spaziergängen und Wanderungen oder einfach beim Durchstreifen der Wiesen und Wälder rund um Tirschenreuth. „Ich liebe die Natur. Sie ist der Ort, an dem ich zur Ruhe komme und neue Ideen finde“, sagt Grüner. Kein Wunder also, dass ihn die Kamera stets begleitet, wenn er draußen unterwegs ist.
Die Ausstellung im Überblick
Die Ausstellung „surreal – monochrom – außerirdisch“ ist bis zum 3. November im Museum Mitterteich zu sehen. Gezeigt werden 90 Arbeiten in verschiedenen Formaten, auf Leinwand und Keilrahmen oder auf Alu-Dibond. Ergänzt wird die Präsentation durch historische Kameras sowie Diaschauen mit zahlreichen weiteren fotografischen Impressionen von Norbert Grüner.
Geöffnet ist das Museum Mitterteich jeweils Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Samstag von 9 bis 12 Uhr und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Jeden Sonntagnachmittag ist Norbert Grüner persönlich vor Ort und freut sich auf den Austausch mit den Besucherinnen und Besuchern.
Monochrome Kunstwerke
Einen weiteren Schwerpunkt bilden seine monochromen Schwarz-Weiß-Arbeiten, mit Infrarot-Technik fotografiert. Dafür hat er zwei Kameras umbauen lassen, die ein für das menschliche Auge unsichtbares Lichtspektrum einfangen. So wird Blattgrün schneeweiß, der Himmel tiefschwarz. Die Wirkung: dramatisch, fast mystisch.
Kreative Prozesse und Zukunftsvisionen
Norbert Grüner arbeitet mit digitalen Ebenen, überblendet eigene Aufnahmen, kombiniert Fragmente zu neuen Szenen, oft ohne vorherigen Plan. Alles entstehe eigentlich erst während der Arbeit. „Ich wusste nie, was ich tat, bis ich fertig war“, zitiert er den Künstler Man Ray. Dabei nutzt er sieben verschiedene Grafikprogramme. Was das eine nicht kann, erledigt das andere. Seine Werke wirken oft wie Traumbilder – offen für eigene Deutungen. Dabei spielt auch der Titel jedes Bildes eine besondere Rolle. „Sobald ich einem Bild einen Titel gebe, ist es für mich abgeschlossen“, sagt er. Doch dieser Titel soll kein Dogma sein, sondern ein Türöffner für die persönliche Fantasie der Betrachtenden. „Umbrellablues“, „Verstrahlter Morgen“ oder „Spiel des Lebens“ vermitteln eine leise Ahnung davon, was einen erwartet – oder zumindest davon, was der Bildermacher selbst gesehen hat.








