Triple-Jubiläum im Kloster Waldsassen: Kraft, Klugheit, Kontinuität
Triple-Jubiläum im Kloster Waldsassen: Kraft, Klugheit, Kontinuität
Wenn Mauern sprechen könnten, würden sie von Stille erzählen. Von der klösterlichen Disziplin, der klugen Weitsicht einer Frau, die sich gegen den Zeitgeist stemmt – und ihn doch auf ihre Weise mitgestaltet. 2025 ist nicht irgendein Jubiläumsjahr für die Abtei Waldsassen. Es ist das Jahr der Dreifaltigkeit des Dankes.
- 1865: Gründung des Frauenklosters im Stiftland. Das zisterziensische Leben blüht mit besonderem Auftrag wieder auf.
- 1925: Das Priorat des Frauenklosters wird zur Abtei Waldsassen erhoben.
- 1995: Amtseinführung von Mater Laetitia Fech am 3. Oktober als vierte Äbtissin des Klosters Waldsassen.
Die Kraft der Wiederkehr
160 Jahre ist es her, dass im katholisch geprägten Stiftland eine zisterziensische Pflanze erneut Wurzeln schlug – und nicht verdorrte. Frauenbildung, damals ein zartes Pflänzchen in rauem Oberpfälzer Boden, wurde im Kloster Waldsassen zur Herzensangelegenheit. Bildung mit Rückgrat, aber ohne Dünkel. Mit geistlichem Tiefgang statt ideologischem Ballast.
100 Jahre ist es her, dass das Priorat zur Abtei erhoben wurde – ein kirchenrechtlicher Aufstieg, den der damalige Regensburger Bischof Michael Buchberger so sehr herbeisehnte, dass er die päpstliche Zustimmung einfach nicht mehr abwarten konnte. Und so wurde noch vor dem offiziellen Plazet aus Rom die erste Äbtissin ins Amt gehoben. „Lieber Abbitte als Erlaubnis einholen“, sagen die Mutigen.
Die Frau, die Mauern zum Sprechen brachte
Und dann: 30 Jahre Äbtissin Laetitia Fech OCist (Ordo Cisterciensis). Man verneigt sich innerlich bei dieser Zahl. Die 4. Äbtissin des wieder begründeten Klosters trat 1995 kein Amt an – sie nahm ein Erbe auf sich. Kein leichtes. Die Gebäude: teils leer, teils müde. Der Geist: wach, aber leise. Der Glaube: fest wie Granit.
Sie machte aus Abbruchkanten Zukunftsprojekte. Gästehaus St. Joseph: kein musealer Ort der Andacht, sondern gelebte Gastfreundschaft. Das Mühlenviertel: keine Ruinenromantik, sondern Wohnraum für Menschen mit Handicap – gelebte Inklusion, als das Wort noch nicht auf jedem Förderantrag stand.
Feier der leisen Revolution
80 Arbeitsplätze, regionale Aufträge, Millionen an Fördermitteln gebunden: Fech bewies, dass christliche Nächstenliebe nicht im Widerspruch zur betriebswirtschaftlichen Klugheit steht. Und dass Klöster nicht nur beten, sondern auch bauen können – an Gesellschaft, Gemeinschaft und Gegenwart.
All das – 160 Jahre Frauenbildung, 100 Jahre Abtei-Erhebung, 30 Jahre Laetitia Fech – wird Anfang Oktober 2025 mit einem Festgottesdienst gefeiert (genauere Informationen folgen). Nicht laut. Nicht mit Pomp. Sondern mit dem jahrhundertealten Wunsch, der in diesem Fall mehr ist als höfliche Floskel: „Ad multos annos“ – auf viele weitere gute Jahre.
Die stille Kraft im Stiftland
- Ort: Zisterzienserinnenabtei Waldsassen, gegründet im Mittelalter, neu belebt im 19. Jahrhundert
- 160 Jahre: Frauenbildung im Geist der Zisterzienserinnen
- 100 Jahre: Erhebung zur Abtei – kirchlicher Aufstieg mit Symbolkraft
- 30 Jahre: Amtszeit von Äbtissin M. Laetitia Fech OCist
- Projekte: Gästehaus St. Joseph, Inklusionswohnen im Mühlenviertel
- Wirtschaft: Rund 80 Arbeitsplätze, regionale Aufträge, Fördermittelbindung
- Spirituell: Ort der Einkehr, Bildung, Lebenswenden – ein Kraftzentrum zwischen Himmel und Erde.




