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Vom alten Stall zum neuen Leben: Denkmalgeschütztes Kulturgut in Reichenau wird liebevoll saniert

Reichenau. Es war ein heißer Julimorgen im Jahr 1994, als die Familie Jander von Vohenstrauß nach Reichenau fuhr – mit dem Ziel, ein kleines Haus zu besichtigen. Was sie fand, war weit mehr: ein altes Bauernhaus auf einem großen Grundstück, eingebettet in alten Baumbestand, mit Biotop und unmittelbarer Nähe zum historischen Ortskern.

Reichenau. Es war ein heißer Julimorgen im Jahr 1994, als die Familie Jander von Vohenstrauß nach Reichenau fuhr – mit dem Ziel, ein kleines Haus zu besichtigen. Was sie fand, war weit mehr: ein altes Bauernhaus auf einem großen Grundstück, eingebettet in alten Baumbestand, mit Biotop und unmittelbarer Nähe zum historischen Ortskern.
So sah der Feiler-Stodl vor der Sanierung aus. Foto: Svenja Jander

Vom alten Stall zum neuen Leben: Denkmalgeschütztes Kulturgut in Reichenau wird liebevoll saniert

Die Familie hat das Anwesen erworben und es liebevoll saniert. Heute lebt der Vater der Familie, Gerhard Jander, noch immer dort. Die Mutter ist leider vor zwei Jahren gestorben. Fast drei Jahrzehnte später setzt Tochter Svenja Jander, Schneidermeisterin und Modedesignerin mit zwei Ateliers in München – im Herbst dieses Jahres kommt ein drittes Atelier in Reichenau dazu – ein neues Kapitel dieser Geschichte fort, und zwar mit dem Erwerb und der Sanierung eines ganz besonderen Gebäudes. Dabei handelt es sich um den direkt angrenzenden „Feilerstodl“, einen barocken Stallstadel mit böhmischem Kreuzgewölbe, einzigartig in Reichenau und als einziges denkmalgeschütztes Gebäude des Orts von hoher kulturhistorischer Bedeutung. In seinem Inneren finden sich sogar gotische Holzbalken – ein verborgenes Juwel ländlicher Baukultur.

Ein Projekt mit vielen Hürden – und noch mehr Engagement

Der Weg dahin war nicht einfach. Nach dem Kauf im Jahr 2024, ermöglicht durch die Unterstützung des Marktes Waidhaus, verging zunächst kostbare Zeit, da ein beauftragtes Architekturbüro weder Förder- noch Bauanträge einreichte. Erst mit dem neuen Team, bestehend aus Diplom-Ingenieur Marcus Rudnik vom Landratsamt Neustadt/WN, Florian Schuster vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München und der Architektin Petra Hofmann, nahm das Projekt Fahrt auf.

Doch es war nicht nur die Bürokratie, die das Vorhaben verlangsamte. Auch emotional war der Schritt für Svenja Jander alles andere als einfach. „Ich hätte mich allein nie an dieses Projekt herangewagt“, gesteht sie. „Erst das wiederholte Zureden meines Vaters hat mich dazu bewegt. Er hat mir seine volle Unterstützung zugesichert – handwerklich wie finanziell – und gesagt: ‚Es wird unser Projekt, ich möchte es so gerne mit dir machen.‘ Das hat mir Mut gemacht.“

Lange habe sie gezögert; denn die Kosten seien hoch, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf Zeit und Energie. „Ich hatte den Traum schon fast aufgegeben“, erzählt sie offen. „Ohne meinen Vater wäre das nie Realität geworden.“

Startschuss im Frühjahr

„Im Frühjahr 2025 konnten erste Schritte umgesetzt werden“, blickt Svenja Jander zurück. „Der Abbruch neuzeitlicher Anbauten erfolgte im März und April. Seitdem arbeitet die Zimmerei Christian Kraus aus Teunz an der statischen Ertüchtigung des Gebäudes.“ Dachstuhl, Mauerwerk und das wertvolle Gewölbe werden stabilisiert, und gleichzeitig entsteht außen ein neuer historisch getreuer Eindruck mit Holzschindeldach, neuen Fenstern und traditionellen Holzdachrinnen.

Svenja Jander verfolgt aufmerksam die Arbeiten. Foto: Josef Pilfusek
Lagebesprechung: Architektin Petra Hofmann mit Diplom-Ingenieur Anton Landgraf, Gerhard Jander und Christian Kraus (von rechts). Foto: Josef Pilfusek
Svenja Jander macht ihre Runde auf der Baustelle. Foto: Josef Pilfusek
Die Sanierung des Gewölbes ist ein Kernpunkt des umfangreichen Projekts. Foto: Josef Pilfusek

Neue Nutzung mit viel Gespür für das Alte

„Die Pläne sind ambitioniert und von großer Sorgfalt getragen“, beschreibt die agile Unternehmerin das umfangreiche Projekt. „Im Inneren wird eine moderne, aber zurückhaltende Infrastruktur installiert. Küche, Toiletten, Heizung und Elektrik werden über den Winter 2025 eingebaut.“ Ziel ist es laut Svenja Jander, das Gebäude im kommenden Sommer 2026 für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zoigltermine
Zoigltermine

Geplant ist ein gemütlicher Biergarten mit der Möglichkeit von Livemusik, der Raum für kleine Hochzeiten, Geburtstage und kulturelle Veranstaltungen bietet. „Es soll ein Ort der Begegnung werden, der das kulturelle Leben in Reichenau bereichert“, sagte sie dazu. Unter dem historischen Dachstuhl soll zudem eine Wohnung entstehen, die das Ensemble auch dauerhaft mit Leben erfüllt.

„Mir war von Anfang an wichtig, das Gebäude nicht einfach nur zu erhalten, sondern es in einen neuen, lebendigen Zusammenhang zu stellen“, so Svenja Jander. „Es ist ein Ort mit Seele, und ich wünsche mir, dass hier bald Menschen feiern, lachen, Musik hören und das Besondere dieses wunderschönen Anwesens erleben.“

Aufwertung für Reichenau

Das Projekt zeigt für sie eindrucksvoll, wie Denkmalschutz, regionale Identität und zeitgemäße Nutzung in Einklang gebracht werden können – mit Mut, viel Liebe, Beharrlichkeit und einem tiefen Respekt vor der Geschichte. Das weiß auch Andreas Ringholz zu schätzen. Der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises Waidhaus und Ortsheimatpfleger spricht von einer Aufwertung der Ortschaft Reichenau. Bürgermeister Markus Bauriedl ist überzeugt, dass durch den Verkauf des Gebäudes an Svenja Jander eine „Win-win-Situation“ für beide Seiten entstanden ist.