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Urlauber auf Ahnenforschung: Wie ein Müllerssohn zum Sektwinzer wurde

Georgenberg/Pleystein. Feriengäste sind im Grenzland immer willkommen. In diesem Fall war eine Familie aus dem Rheinland nicht nur zur Erholung da, sondern auch zur Ahnenforschung.

Urlauber auf Ahnenforschung: Wie ein Müllerssohn zum Sektwinzer wurde

Pleystein Heimatmuseum
Auf der Trutzhofmühle stimmt gleich die Chemie und alle freuen sich endlich kennengelernt zu haben. Foto: Sieglinde Schärtl

„Wo ist mein Opa geboren, aufgewachsen und warum kam er ins Rheinland?“ Das wollte Matthias Schreml aus Weiler bei Bingen nach 100 Jahren genau erfahren. Seinen Großvater (Jahrgang 1923) hat er selbst nicht mehr kennengelernt, dieser verstarb bereits 1965. So machte sich Matthias Schreml, Betreiber einer Sektkellerei am Rhein, mit seiner Familie auf den Weg in die Oberpfalz. Er verband das mit einem Urlaub in „Utes Pension“ in Hinterbrünst, Gemeinde Georgenberg. Von der Gegend sind er, seine Frau Jana und seine Mutter Ruth sehr angetan: Es sehe alles aus wie in den Märchen der Gebrüder Grimm.

Bürgermeister begrüßt die Gäste

Grete Reger führte die Gäste durch das Heimatmuseum im ältesten Haus der Stadt Pleystein, organisiert von Hans Walbrunn. Bürgermeister Rainer Rewitzer ließ es sich nicht nehmen, die Nachkommen der Schremls zu begrüßen. Er freute sich, dass die Gäste eigens aus Rheinland-Pfalz gekommen waren, um mehr über ihre Abstammung zu erfahren. Rewitzer versprach, den nächsten Bürgermeisterausflug in die Sektmanufaktur Schreml zu unternehmen.

Anschließend besuchte Matthias Schreml mit seiner Familie die Trutzhofmühle bei Pleystein: Hier stammen die Schremls ab. Besitzer Ludwig Schreml (Metallverarbeitung und Wasserkraft) betreibt – soweit es die Zeit erlaubt – selbst Ahnenforschung. Er konnte ihm genau erzählen, wo sein Opa herkommt und dass er noch drei Brüder hatte. Leider sind alle schon verstorben. Alle sind im Familiengrab in Pleystein beerdigt. Man verstand sich gut. Zufall: Auch der Junior der Trutzhofmühle heißt Matthias. Schon im November gibt es ein Wiedersehen: Ludwig Schreml hat im Rheinland eine Baustelle.

Im 19. Jahrhundert Mühle an der Zott errichtet

Zur Geschichte der Trutzhofmühle: Diese wurde 1852 erbaut. Sie geht zurück auf den Müller Anton Schreml, geboren 1821 in der Hagenmühle. Er heiratete 1847 Margaretha Bär aus Vöslesrieth. Er war zuerst im Besitz der Stadtmühle von Pleystein, die aber nur einen Mahlgang und Schwierigkeiten mit dem Wasserbezug hatte. Deshalb fasste er den Beschluss, eine neue Mühle an der Zott zu errichten.

Pfarrverweser Troßner nivellierte das Gelände und so konnte Schreml trotz des Widerstands etlicher Grundanlieger eine neue Mühle bauen. Nachdem die Mühle einen guten Ertrag abgeworfen hatte, baute Schreml dort auch ein Schleif- und Polierwerk. Nachfolger wurde sein Sohn Anton (Jahrgang 1858).

Freundschaft nach Döllnitz

Matthias Schremls Opa August, genannt Gustl, wurde 1923 geboren. Seine Eltern waren die Schleifereibesitzer August und Anna Schreml, Trutzhofmühle. Als das Kraftwerk Tanzmühle errichtet wurde, baute Gustl in den 50er Jahren das Werk mit auf. Es war nicht möglich, täglich von Pleystein dahin zu kommen. So logierte er mit österreichischen Tunnelbauern in Döllnitz bei der Familie Betz (heute Schärtl). Seitdem besteht zwischen den Familien ein guter Kontakt – und das nun schon in dritter Generation.

OTH Amberg-Weiden
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Als die Kraftwerke fertig waren, kam Gustl durch die Firma Bosch ins Rheinland. Wöchentlich heimfahren, das ging damals nicht, so blieb er dort und lernte seine Frau Maria Stumm kennen. Mit der Heirat übernahm das Paar ihr elterliches Anwesen mit Weinbergen in Weiler bei Bingen am Rhein. Die steilen Weingärten waren nicht einfach zu bearbeiten. Zusätzlich war noch eine kleine Landwirtschaft dabei. Da begann alles mit dem Sekt mit Oberpfälzer Wurzeln.

August Schreml, der in den 50er Jahren ins Rheinland zog und den Grundstock für den Sekt legte. Foto: privat
Wolfgang Schreml (1955 bis2014), der mit der Sektmanufaktur begann. Foto: privat
Besuch im Heimatmuseum in Pleystein. Foto: Sieglinde Schärtl
Auch bei Senioren Barbara Schreml auf der Trutzhofmühle ist die Freude groß. Foto: Sieglinde Schärtl
In dritter Generation betreibt Matthias Schreml die Sektmanufaktor im Rheinland. Foto: Sieglinde Schärtl

Später übernahm sein Sohn Wolfgang Schreml (1955–2014) die Sektmanufaktur und baute diese mit Frau Ruth weiter aus. Mit den Trauben der verpachteten Weinberge stellte zunächst nur für den Eigenbedarf und seine Weinbauern Sekt her. Den Sekt ließ er in der Flasche gären und produzierte damals fünf verschiedene Sorten. Zusätzlich arbeitete Wolfgang als selbständiger Weinwissenschaftler in seinem Labor in Guldental. Mehrmals wurde er von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DKLG) ausgezeichnet.

Der Nachfolger von Wolfgang, Sohn Matthias, Jahrgang 1988, erlernte 2004 den Beruf des chemisch-technischen Assistenten auf der Berufsfachschule in Landau. Er übernahm im Jahr 2014 nach verschiedenen beruflichen Stationen in Weinkellereien, Weinlaboren und im Weinvertrieb die 1992 gegründete elterliche Sektmanufaktur Schreml.