Rekordbesuch bei Bürgerversammlung in Speinshart: Eine blühende Gemeinde im Blick

Rekordbesuch bei Bürgerversammlung in Speinshart: Eine blühende Gemeinde im Blick
Stühle und Tische rücken, hieß es am Mittwochabend im Speinsharter Gemeindezentrum. Der Besucheransturm zur Versammlung des Jahres wollte nicht enden. Schließlich freute sich Bürgermeister Albert Nickl über einen Rekordbesuch. Zirka 200 Besucher füllten den großen Saal beim Rück- und Ausblick des Bürgermeisters „auf eine Gemeinde mit Zukunft“. Blühend war auch der Optimismus des Gemeindechefs nach einer tapfer überstandenen schweren Erkrankung. „Jetzt ist er wieder der Alte“, raunten sich einige Besucher zu.
Dieser „Alte“ hatte viel zu berichten. Positives und auch ein bisschen Negatives. Nickl sprach von Rekorden. Rekord-Gemeindehaushalt, rekordverdächtige Investitionen, Rekordverschuldung und – mit Blick auf die gute Stimmung, die Vielfalt des Veranstaltungskalenders und eine aktive Vereinswelt – von einem Rekord-Gemeinschaftsgeist. In einer PowerPoint-Präsentation fesselte der Bürgermeister seine Bürgerschaft mit einem zweistündigen Bericht über das Gemeindegeschehen.
Investitionen relativieren die Verschuldung
Nach Einblicken in das Zahlenwerk des Gemeindehaushalts mit vielen belastenden Faktoren und einer für die nächsten Jahre zu erwartenden Pro-Kopf-Verschuldung von bis zu 2.000 Euro beleuchtete Nickl die dennoch mutigen Entscheidungen des Rates zur Zukunftsentwicklung des Klosterdorfes. Der Bürgermeister verwies beispielhaft auf die rechnerisch autarke Energieversorgung der Gemeinde, auf Baulanderschließungen und Straßensanierungen, auf die gute Versorgung mit schnellem Internet und auf die Top-Ausstattung der Feuerwehren in Speinshart und Tremmersdorf.
Neuer Glanz im Kindergarten
Als Herkulesaufgabe bezeichnete er die Sanierung der Kindertagesstätte. Nickl nannte sie eine der schönsten Pflichtaufgaben. Das 1,6-Millionen-Euro-Projekt sei fast abgeschlossen. Vollzug meldete der „Hausherr“ für weitere Projekte. Unter anderem nannte er die Aufwertung des historischen Wallfahrtsweges zum Barbaraberg als Themenweg mit Gebets- und Informationstafeln zur Geschichte und Landschaft sowie den Rundwanderweg um das Klosterareal. In diesem Zusammenhang sei auch die Thaddäus-Heiligenfigur von der Kreisstraße an den Rand des „Kniehölzl“ versetzt worden.
Ausblick: Projekte und Zeitplan
Mutig vorwärts hieß es im Ausblick des Gemeindechefs. Die geplanten Investitionen sind herausfordernd und die Wunschliste ist lang. Als Beispiele nannte er die Errichtung eines neuen Bauhofs mit Baubeginn 2026, den Abschluss der Dorferneuerung – 40 Jahre ein Glücksfall für die Gemeindentwicklung –, die Erweiterung des Mensa-Bereichs der offenen Ganztagsschule und die ökologische Umgestaltung der Creußen. Ein Herzensprojekt der Tremmersdorfer mit eher zähen Planungsfortschritten, wie der Versammlungsleiter bedauerte. „Die staatlichen Mühlen mahlen langsam!“ Der Bürgermeister rechnet mit einem Maßnahmenbeginn ab 2027/28.
Abwasser verschluckt Millionen Euro
Auf viel Interesse stieß ein weiteres Großprojekt. Mit zirka vier Millionen Euro Kosten ist die Kanalsanierung das bedeutendste Tiefbauprojekt der nächsten Jahre. Der Bürgermeister hofft auf eine staatliche Förderung von bis zu 90 Prozent. Mit dem hohen Staatszuschuss im Gemeindesäckel rechnet Nickl mit einer vertretbaren Belastung der Grundstückseigentümer durch Verbesserungsbeiträge. Allerdings müsse die Bürgerschaft mit einer weiteren Beitragsbelastung im Rahmen der Ertüchtigung der Kläranlage rechnen, stellte der Gemeindechef unverblümt fest.
Jahrhundertprojekt auf der Zielgeraden
Schließlich beleuchtete der Bürgermeister ein „Jahrhundertprojekt“ für Gemeinde und Region. Kloster und Gemeinde seien künftig mit einem KI-SuperTech-Zentrum Gastgeber für Wissenschaftler aus aller Welt. Nickl bezifferte die notwendigen Anfangsinvestitionen auf zirka 15,6 Millionen Euro mit dem Bund und dem Freistaat als Kostenträger. Auch die Klostergemeinde bleibe bei der Finanzierung nicht außen vor. Nach Abzug großzügiger Zuwendungen aus Städtebaufördermitteln verbleibe der Kommune noch ein Gemeindeanteil in Höhe von einer halben Million Euro. Optimistisch rechnet der Bürgermeister mit einem Start des 1. Bauabschnitts im Herbst des kommenden Jahres.
Markgraf-Stiftung kauft Girisch-Anwesen
Auch für die Gesamtplanung des Großprojekts ist Albert Nickl guter Dinge. Hintergrund ist der Erwerb einer Immobilie im Umfeld des Klosters. Der Bürgermeister berichtete vom Kauf des in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klostergasthof stehenden Anwesens Girisch durch die Rainer Markgraf-Stiftung. Viel Anerkennung gab es dafür für die „treibenden Kräfte“ Florian Prosch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, und für Tobias Reiß in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins der Förderer der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart. Eine Bilderserie mit Aufnahmen vom reichen Vereinsleben rundete den Bericht ab.
Aussprache
In der „Aussprache“ gab es nur wenige Wortmeldungen. Themen waren Hinweise, Wünsche und Anmerkungen zur Verbesserung der Beleuchtung im Kreuzungsbereich der Motyka-Siedlung und der Kreisstraße, zur Einrichtung eines Jugendtreffs und der Wunsch nach zusätzlichen Infos auf der Webseite der Gemeinde. Auch die voraussichtlichen Verbesserungsbeiträge zur Mitfinanzierung der Abwasser- und Kläranlagensanierung interessierten einen Fragesteller. Zudem thematisierte ein Besucher die ausbleibende Neustrukturierung der Müllentsorgung durch den Landkreis.




