Jahresgespräch bei der Caritas: Zahl psychisch Erkrankter und Drogenkonsum steigen an
Jahresgespräch bei der Caritas: Zahl psychisch Erkrankter und Drogenkonsum steigen an
Der Bezirk Oberpfalz ist größter Zuschussgeber zur Finanzierung der beiden Stellen. Große Themen waren dabei die stetig ansteigende Zahl psychisch Erkrankter sowie der Drogenkonsum in der Region. Die beiden größten Beratungsstellen der Caritas Weiden-Neustadt, die Beratungsstelle für seelische Gesundheit und die Fachambulanz für Suchtprobleme werden vom Bezirk und von der Caritas finanziert. Dass diese dringend benötigt werden, zeigen die Zahlen: Rund 4400 Beratungen fanden letztes Jahr bei der Beratungsstelle für seelische Gesundheit statt, 2500 waren es in der Suchtberatung, die unter anderem auch einen festen Berater in der JVA Weiden stellt.
“Toll, dass ihr nicht wegschaut”
Lothar Höher lobte das Engagement der Stellen und hob hervor, wie wichtig diese Arbeit ist. „Toll, dass ihr nicht wegschaut, sondern euch der Sache annimmt“, so Höher. Ebenso betonte er die Zusammenarbeit mit dem Bezirksklinikum Wöllershof. Beide Beratungsstellen bieten dort Außensprechstunden an, um Patienten während und nach dem Klinikaufenthalt adäquat und engmaschig zu versorgen. „Wir als Träger der stationären Hilfen sind dankbar für die Arbeit, die ihr hier leistet. Das niedrigschwellige Beratungsangebot hilft Klinikaufenthalte vorzubeugen oder zumindest zu verzögern“, so Höher weiter.
Weiterhin Anstieg des Beratungsbedarfs
Allerdings bekundete die Caritas auch ihre Sorgen: Vor allem in der Beratungsstelle für seelische Gesundheit zeichnet sich laut Leitung Sonja Dobmeier ein beunruhigender Trend ab: Die Nachfrage ist ungebremst seit Corona, so etwas wie ein „Sommerloch“ gibt es nicht mehr, die Kalender der Berater sind voll, teilweise muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Hinzu kommt, dass es selbst für die Caritas trotz tariflicher Bezahlung und einem guten Ruf als Arbeitgeber schwieriger wird, Fachkräfte zu finden.
Ebenso konnte die Caritas einen deutlichen Anstieg bei der Beratung von jungen Menschen beobachten: 228 Anmeldungen konnte die Jugendpsychiatrische Fachkraft 2022 verzeichnen. Was diese Hilfesuchenden bewegt: politische Unruhen, Zukunftssorgen, umweltpolitische Aspekte. Um jungen Menschen schon vorab näherzubringen, wie sie selbst auf ihre psychische Gesundheit achten können, brachte die Caritas den Vorschlag, mehr in die Präventionsarbeit zu investieren. Allerdings ist der Erfolg präventiver Aktionen nur schwer messbar und von daher deren Relevanz nur schwierig dem Kostenträger nahezubringen. Höher versprach, das Thema beim Bezirk aufzugreifen und die Caritas in ihren Anliegen wie gewohnt zu unterstützen.
Beratung für Angehörige von Süchtigen
Auch die Fachambulanz für Suchtprobleme kennt diese Sorgen der jungen Menschen. „Bei uns kommt das zeitverzögert an“, so Leitung Michaela Lang. „Diese Zukunftsängste sind Mitverursacher der Suchterkrankungen.“ Auch wenn es in Weiden keine direkte öffentliche Szene gibt, so wird in den Beratungsstellen doch deutlich, dass illegale Drogen in unserer Region ein Thema sind. Mit Aktionstagen in der Innenstadt oder dem Tag der Drogentoten möchte die Suchtberatung aufmerksam machen. In der Rolle des zweiten Bürgermeisters versprach Höher weiterhin gute Zusammenarbeit bei der Suchtbekämpfung von Seiten der Stadt Weiden.
In der Suchtberatung beunruhigen die Zahlen ebenso: Die Zahl der Crystal-Konsumenten hat zwar abgenommen, jedoch scheint Kokain wieder auf dem Vormarsch zu sein. „Dabei darf sich die Therapie nicht nur auf die Opfer beschränken, deren Familien, die Eltern und Angehörigen von Suchtkranken dürfen nicht außer Acht gelassen werden“, ermahnte Höher. „Crystalkonsum beispielsweise wirkt sich stark verhaltensändernd aus, Gereiztheit, Depressionen, Unruhe können die Folgen sein. Da müssen wir auch für die Familien der Konsumenten Sorge tragen“, so Höher weiter.
Angebote auch für Angehörige
Die Fachambulanz bietet Beratungsgespräche speziell für Angehörige. Was die Fachambulanz weiterhin beschäftigt: die medizinische Verordnung von Cannabis, die Lang als äußerst bedenklich für Menschen sieht, die bereits Suchterfahrung haben. Höher stimmte ihr dabei zu: „Damit wird Drogenkonsum gesellschaftstauglich“. Zum Abschluss lud Lang Höher als Vertreter für die Stadt Weiden zum kostenlosen Fachtag „Sucht im Betrieb“, der darüber informiert, wie Arbeitgeber Mitarbeitende bei Suchtmittelmissbrauch unterstützen können.
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