Engagement, Liebe und Hingabe: 55 Jahre Turnabteilung der SpVgg Pfreimd

Engagement, Liebe und Hingabe: 55 Jahre Turnabteilung der SpVgg Pfreimd
Übungsleiterin Johanna Pösl strahlte einen Abend lang. “Und i fang ned an zum Woana”, versprach sie gerührt. Allen Grund zur Emotion hat die Leiterin des Kinderturnens an diesem Festabend anlässlich des 55-jöhrigen Jubiläums der Abteilung Turnen in der Spielvereinigung Pfreimd. Denn mit ihr feierte eine Landgraf-Ulrich-Halle voller Menschen zwei Stunden lang die Freude an der Bewegung.
Unterm Tuch, geborgen und geheimnisvoll
An der Hand ihrer Mütter liefen die Kleinsten mit einem großen Tuch ein.
- Im großen Kreis herum.
Schritt halten, sich nicht schleifen lassen, dabei bleiben, noch nicht in die Mitte rennen, - das Tuch kraftvoll hinauf und hinunter werfend und ziehend
nicht mit davon fliegen, nicht loslassen, noch nicht in die Mitte rennen - Die ersten laufen in die Mitte.
- Und zum Schluss liegen alle gemeinsam gekauert und verpackt unter dem farbenfrohen Dach. Es hat seine Wirkung entfaltet: Kraftvoll und bergend, geheimnisvoll und zur Entdeckung einladend. Fröhlich. Mit Tendenz zur Mitte.
- Großer Applaus.
Wertschätzung für 55 Jahre gemeinsames Engagement
Kerstin Birner, Abteilungsleiterin, begrüßte alle. Erster Bürgermeister Richard Tischler dankte allen, die dafür sorgen, dass Pfreimd von Jung bis Alt in Bewegung bleibt: “Bitte ein großer Applaus für die, die die Stunden halten!” Diese Bereitschaft zum gemeinsamen Gestalten – Woche für Woche, Stunde für Stunde – betonte auch der Vorsitzende der Spielvereinigung, Christian Tröster: “Wer sich hier engagiert, könnte ja auch ins Fitnessstudio gehen und da einfach sein Ding machen. Aber Ihr engagiert euch für andere, und das ist große Klasse.” Speziell Johanna Pösl dankt er für ihr “Engagement, Liebe und Hingabe”.
Die Übungsleiterin erwiderte den Dank: “Die Stadt Pfreimd stellt uns die Halle kostenlos zur Verfügung und unterstützt uns bei Großveranstaltungen.” Hausmeister Markus “Munti” Muntanjohl bekam einen großen Geschenkkorb der Anerkennung. Für die Übungsleiterinnen wurden Kinder zu Blumenstraußträgern. Blumenstraußläufern. Blumenstraußübergebern. Bedankt war auch die Firma Hägler aus Pfreimd für ihre Unterstützung.
Bewegung in all ihren Facetten – Bewegungsbaustelle für die Kleinsten
Bewegung ist das “[Sich]bewegen von jemandem durch Veränderung der Lage, Stellung, Haltung”, sagt der Duden, und auf der “Bewegungsbaustelle”, die von geübten Helferinnen flink aufgebaut wurde, zeigten an die 100 Kinder, wie das ganz praktisch aussehen kann:
- zu zweit an den Händen gefasst und lang ausgestreckt über zwei Matten hinwegrollend,
- die aufgelegte Sitzbank hochlaufend auf allen Vieren,
- oder einfach so auf zwei Beinen, auch ohne Hilfe und sichtlich stolz darauf,
- über Balken balancierend – an helfender Hand oder freihändig mit der Rückversicherung aufgefangen zu werden im Fall eines Abgleitens, Stürzens und Fallens,
- mit den Unterarmen aufgestützt und den Füßen den Kasten hinauf laufend, sodass ein anderer unten hindurch krabbeln kann,
- springend vom Kasten,
- aufs Trampolin,
- auf die Matte,
- krabbelnd durch die bunte Röhre, die auch Stau verträgt,
- bunte, durchsichtige Tücher schwenkend, die man auch trefflich übers Gesicht legen kann – man muss dann nur unglaublich schnell laufen, damit sie nicht herunterfallen. Logisch!
- Und immer warten, bis die anderen fertig sind, ihren Raum hatten,
- weitermachen auch nach Sturz,
- zwischendurch die Mama suchen, und dann weiter.
- Vielleicht doch noch kurz trösten.
- Sich begleiten lassen.
- Und dann weiter.
Bewegung als “Tor zum Leben”
Johanna Pösl erklärt die Bedeutung der abgesprochenen Übungen und der spontan aus dem eigenen Repertoire ergänzten Variationen für die Entwicklung von Menschen: “Bewegung ist das Tor zum Leben. Sie sorgt für Verknüpfungen im Gehirn und unterstützt das Lernen”, weshalb auch Kinderärzte voll des Lobes sind für die Turnerabteilung.
“Als wir damals mit Kinderturnen angefangen haben, hat der Adam Hoch noch den Kopf geschüttelt”, erinnert Pösl an einen Mann, den sie als “Mentor und großen Unterstützer” beschreibt. “Ich bin mir sicher, er schaut uns von oben zu, konzentriert und vielleicht, manchmal mit einem Kopfschütteln.”
Pur gibt es die Unterstützung auch. “Ein Dreijähriger hat mir einmal ein Bild von einem Haus mitgebracht und gesagt, dass er mich heiraten will – und ich darf mir die Farbe vom Haus dann selbst aussuchen.” Ein Mädchen kam rein und wollte nicht mitmachen, stattdessen lieber Flusen aufsammeln. Viele Flusen. Lange. Auch für diese Form von “fokussierter Konzentration” ist Raum, Zeit und Verständnis. Und doch: Abzeichen machen kann man schon auch in Pfreimd.
Meine Faszination und Liebe gilt schon immer den Kindern. Meine Aufgabe sehe ich darin: Ihre Talente fördern, Ängste nehmen, das Selbstvertrauen stärken, und die Freude an der Bewegung vermitteln.
Da ich selbst das Teeniealter langsam überschreite, widme ich mich auch jetzt dem Gesundheitssport und meinen Barockteenagern.
Turn-Übungsleiterin Johanna Pösl auf ihrem SpVgg-Pfreimd-Profil
Anmut, Kraft und Eleganz
Die älteren Kinder sorgen für Erheiterung in ihren blauen und roten Kostümen, die sich dehnen lassen zu merkwürdigen Formen und Fortbewegung nur mit vielen sehr kleinen Schritten erlauben.
Die Älteren zeigen, dass so viel Spielfreude, mit Ausdauer, helfender Hand und Mut verstetigt, auf Anmut, Kraft und Eleganz hinaus läuft: Sie springen im Spagat vom Trampolin, rollen nach Radschlag noch über den Schwebebalken, gehen in den Pausen für Worte spontan in Spagat und Brücke. Gemeinsam richten sie die Turngeräte neu her für die nächste und nächste und nächste Aufführung.
Zum Schluss wird es dunkel. Im Rhythmus der Musik leuchten an Händen und Füßen der schwarz gekleideten Akrobatinnen Leuchtbänder. Pyroplastischen Knalleffekt braucht es nicht, wenn es einen so stetigen Zauber gibt – auf Wunsch der Zuschauer als Zugabe auch ein zweites Mal.
Das Lied für Johanna
Mit einem Ständchen stellt die Spielvereinigung Pfreimd Johanna Pösl noch auf die emotionale Probe. Weil das so liebevoll gestaltet war, ist in der Bildergalerie im Original dokumentiert. Inklusive Anleitung zur Bewegung, natürlich. Handkuss!
Im Vorraum der Turnhalle wurden nicht nur Brotkuchen und Brezen verspeist und die Spendenbox gefüllt, sondern auch erinnert in Form von Fotocollagen an Faschingsfeiern und Ferienprogramme, Wettkämpfe und Abschlussfeiern, Eltern-Kind-Turnen, Mutter-Kind-Turnen, Turnhits für Kids und das Purzelvolk.
Diese auf Polaroid gebannten Ereignisse tragen die Besucher der Veranstaltung im Herzen, das war zu spüren. Und wer auch spürt, was das in seiner ganzen Tiefe bedeutet… darf auch mal Woana.
Trendsportarten ausprobieren: “Fit&Fun” am 5. April
Wer den Abend verpasst hat, hat kommende Woche nochmal eine Chance: Am 5. April präsentieren die Turner in der Landgraf-Ulrich-Halle ein abwechslungsreiches Programm an Trendsportarten zum Mitmachen mit u.a. Jumping, Yoga, Step und Deep Work.
Das Event beginnt um 9 Uhr, endet um 16 Uhr und ist kostenlos. Anmeldung unter 0151/51 18 83 53. Bitte Matte und Handtuch nicht vergessen! Für Verpflegung in den Pausen mit Kaffee, Kuchen und Snacks ist gesorgt.
Chronik des Turnens in Pfreimd
– von Johanna Pösl
- 1970 wurde die Abteilung Turnen gegründet
- 1971 gab es die erste Mädchenturnstunde unter der Leitung von Martha
Schönberger - Nach und nach folgte das Purzelvolk, Jungenturnen, Leistungsturnen
- Später das Eltern-Kind-Turnen, die etwas andere Turnstunde, Turn10
- Das klassische Turnen mit Geräten und Handgeräten verwandelte sich
mit der Zeit zum Abenteuerspielplatz Turnhalle, wo der
Gefängnisausbruch, Gletscherspalte, Rope Skipping, Akrobatik, Slackline
und Parcour seinen Platz fanden, und trotz allem auch noch das
klassische Turnen seinen Platz inne hat.

















