Jahn im Totopokal: Vom Effzeh-Schreck zur Zitterqual gegen Ansbach
Jahn im Totopokal: Vom Effzeh-Schreck zur Zitterqual gegen Ansbach
Ein Abend im Xaver-Bertsch-Sportpark, der sich liest wie die Karikatur einer Pokalsensation: Der Drittligist taumelt, stolpert, wackelt, fällt – und steht doch wieder auf, weil Nicolas Oliveira die Kugel in der 98. Minute doch noch über die Linie drückt, 1:1 – und sich anschließend im Elfmeterschießen traumtänzerisch ins Viertelfinale schlenzt.
So viel Glück muss man erst mal haben. Oder besser gesagt: So viel Abwehrchaos muss man aushalten können. Denn was die Regensburger Viererkette gegen eine Ansbacher Offensive veranstaltet, die sonst eher Heimspiele gegen Buchbach auf dem Zettel hat, lässt tief blicken.
Felix Gebhardt im Tor hält, was zu halten ist, und noch mehr – der Keeper müsste dafür lebenslange Freibier-Ansprüche auf der Jahn-Tribüne erhalten. „Wir haben uns gesteigert – im Elfmeterschießen“, grinst ein Fan sarkastisch.
Ansbach schnuppert am kleinen Wunder
Die 1330 Zuschauer riechen lange Blut. Während Ansbach beißt, kratzt und kratzbürstet, wirkt die Wimmer-Elf wie in eine Regionalzugfahrt nach Mitternacht geraten: müde, lustlos, überfordert. Oder wie Michael Wimmer über das blutleere Match in Köln urteilte: „Wie im Bus vergessen.“ 1:0 nach 23 Minuten für den Außenseiter: Eric Weeger lässt mit seinem Kopfball nach einer Ecke frei stehend Gebhardt keine Chance – verdient, logisch, fast zu knapp. Dass der Jahn nicht schon zur Pause mit zwei Toren hinten liegt, ist allein Gebhardt und der schlichten Abschlussschwäche der Gastgeber zu verdanken.
Nach der Pause dasselbe Bild: Regionalliga-Charme und Oberpfälzer Krampf. Ansbach rennt, der Jahn stolpert – und hätte der Pokal nicht seine viel beschworenen eigenen Gesetze, das Kapitel wäre längst zu Ende. Dann fast das Déjà-vu von Köln: Der Ball zappelt im mittelfränkischen Netz, aber Abseits (90 + 2)! Doch wieder einmal hat zum Schluss der höherklassige Verein das Privileg des Dusels. Nachspielzeit, 97 Minuten Elend, ein langer Ball, Chaos im Strafraum, Oliveira stolpert das Leder über die Linie – 1:1. Rumms, kein Jubel, aber das Plumpsen eines Felsens von den Regensburger Herzen. „Totopokal, Totopanik“, raunt einer auf der Tribüne.
Millimeter am Debakel vorbei
Im Elfmeterschießen dann die große Regensburger Katharsis: vier Schützen, vier Treffer, der Keeper wieder einmal Held. Der fünfte muss gar nicht mehr ran, weil Ansbach die Nerven verliert. Die Angst des Schützen vor dem Elfmeter. Zweimal patzen die Franken. Am Ende ein Resultat wie aus einer anderen Ära: 5:4, Viertelfinale – und doch das Gefühl, dass hier mehr als ein blaues Auge im Raum steht.
Denn Pokalgesetze hin oder her: Wer gegen Köln dem Bundesligisten Paroli bietet und in Ansbach wie ein Abstiegskandidat der Regionalliga auftritt, der hat nicht nur eine Identitätsfrage zu beantworten. „Intensität ist unsere DNA“, daran muss man diese Jungs immer wieder erinnern. In Ansbach klingt das einmal mehr eher nach „Desaster ist unsere Mission“.
Was bleibt? Augen zu und durch, hoffen, dass der Kelch des Totalschadens vorübergeht? Oder sorgt die gerade noch so eben vermiedene Totalblamage für den überfälligen, heilsamen Ruck? Wenn man’s nur glauben könnte …
Totopokal-Achtelfinale
SpVgg Ansbach – SSV Jahn Regensburg 4:5 n.E. (1:0)
Tore: 1:0 Weeger (23.), 1:1 Oliveira (90.+7)
Zuschauer: 1.330
Schiedsrichter: Sebastian Stadlmayr
Elfmeterschießen:
- 1:0 Ansbach: Eric Weeger rechts unten.
- 1:1 Jahn: Noel Eichinger verwandelt sicher.
- 2:1 Ansbach: Nico Hayer ohne Probleme.
- 2:2 Jahn: Adrian Fein trifft, Schiefer in der richtigen Ecke.
- 2:2 Ansbach: Tobias Dietrich nur an den Pfosten!
- 2:3 Jahn: Phil Beckhoff kompromisslos.
- 3:3 Ansbach: Tom Abadjiew gleicht aus!
- 3:4 Jahn: Nicolas Oliveira bleibt cool.
- 3:4 Ansbach: Patrick Kroiß scheitert an Gebhardt …
Der fünfte Regensburger Schütze musste gar nicht mehr antreten – weil Felix Gebhardt auch den letzten Ansbacher Versuch entschärfte.




