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Jahn in Liga 2: Ganz passabel auch in Kaiserslautern zu wenig

Kaiserslautern. Das Ergebnis klingt schlimmer als es der Auftritt von Auswärts-Dauer-Looser SSV Jahn über weite Strecken ist: Eine Halbzeit lang die Null gehalten, ein paar Chancen liegen gelassen. Nach der Pause reichen dann aber dem 1. FC Kaiserslautern zwei amateurhafte Abwehrfehler, um auf Platz 2 zu stürmen.

Jahn in Liga 2: Ganz passabel auch in Kaiserslautern zu wenig

Mit seinem Doppelpack macht Kaiserslauterns Top-Stürmer Ragnar Ache gegen den SSV Jahn der Dreier fest. Foto: jrh

Wenn sich die letzten Hoffnungen auf den Klassenerhalt von Niederlage zu Niederlage in Illusionen verwandeln: Da wird sich nach jeder Pleite rhetorisch geschüttelt, da beginnt eine Jahn-Elf mit einem beherzten Pressing, da erspielen sich die bemühten Akteure auch einige Möglichkeiten.

Unterm Strich aber bleibt: Vorne treffen die Regensburger falsche Entscheidungen, hinten fehlt die Konzentration für 90 Minuten. Und dann findet eine Mannschaft mit dem Potenzial des 1. FC Kaiserslautern immer eine Lücke, um das Match ohne große Mühe auf ihre Seite zu ziehen.

Verträumte Jahn-Abwehr

Am Ende machen die individuellen Stärken eines Top-Stürmers wie Ragnar Ache mit seinem Doppelpack und eines Marlon Ritter den Unterschied. Das geht für die Regensburger Abwehr dann einfach zu schnell: Ritter schickt Florian Kleinhansl, Flanke von links, Ache hechtet am zweiten Pfosten mit dem Kopf zum Ball, 1:0 (47.).

Keine vier Minuten später verpennt das Oberpfälzer Mittelfeld Maximilian Bauers schnell ausgeführten steilen Freistoß auf Ritter, der lässt die hüft- und gedankenlahme Defensive um Robin Ziegele hinter sich und dem weitgehend fehlerfreien Jahn-Ersatzkeeper Julian Pollersbeck, der in Hälfte 1 einige Male stark reagiert, keine Chance, 2:0 (51.).

Auf dem Betze ist man trotz überschaubar teuflischen Auftritts des 1. FC Kaiserslautern gegen den SSV Jahn zufrieden. Foto: jrh
Auch das noch: Jahn-Aktivposten Kai Pröger fällt vor der Pause in Kaiserslautern mit Muskelfaserriss aus. Foto: jrh
Verlieren tut weh: Christian Kühlwetter geht nach Bodycheck bei einer Ecke in Kaiserslautern zu Boden. Foto: jrh
Der ebenfalls lange torlose 1. FC Kaiserslautern ist nur zu Beginn gegen den SSV Jahn kurzfristig am Boden. Foto: jrh

Denn sie wollen, aber können nicht

Dass es nicht am mangelnden Willen liegt, den Unglücksrabe Kai Pröger – der sich zu allem Überfluss auch noch vor der Pause einen Muskelfaserriss einhandelt – nach der blutleeren Vorstellung in Münster kritisiert hatte, zeigt die Reaktion der Oberpfälzer nach dem Lauterer Doppelschlag kurz nach der Halbzeit.

Die Gäste lassen sich trotz der Nackenschläge nicht entmutigen, die Köpfe nicht hängen, stemmen sich gegen die 10. Auswärtsniederlage im elften Spiel. Zwischen der 52. und der 70. Minute hat der SSV seine stärkste Druckphase mit einigen guten Gelegenheiten. Aber wie gesagt: immer diese falschen Entscheidungen, der verpasste Moment für den Pass, der leichte Abspielfehler. In der Summe kann man damit einfach keinen Blumentopf gewinnen.

OTH Amberg-Weiden
OTH Amberg-Weiden
Verlieren tut weh: Christian Kühlwetter geht nach Bodycheck bei einer Ecke in Kaiserslautern zu Boden. Foto: jrh

Schlusslicht wegen der Summe der Fehler

Und wenn man dann noch einen Konter der gar nicht so teuflischen Pfälzer derart verpennt, dass man erst David Hanslik freundlichen Begleitschutz anbietet und anschließend in Seelenruhe dabei zuguckt, wie sich Ache den Ball zurechtlegt, darf man sich über den Todesstoß zum 3:0 (70.) durch den Top-Torjäger, der um ein Haar in die italienische Erste Liga gewechselt wäre, nicht beklagen.

Auch wenn der Jahn phasenweise gegen jeden Gegner auf Augenhöhe mitspielt: Es ist die Summe der Fehler, der technischen Schwächen, der taktischen Unzulänglichkeiten, die den SSV auf dem letzten Platz festtackert. Ob man es noch vage Hoffnung oder schon naive Illusion nennen mag, ist dann Geschmackssache.

Was soll Cheftrainer Andi Patz auch machen? Eine fehlerfreie Mannschaft kann sich der Trainer nach dem 0:3 in Kaiserslautern nicht backen. Foto: jrh

Die Theorie von der letzten Chance

Dass die Konkurrenz – Münster verliert auf Schalke, Braunschweig und Ulm teilen sich einen Punkt – auch nur im Schneckentempo vorwärts kommt, wenn überhaupt, gibt Sportchef Achim Beierlorzer recht, wenn er sagt: „So lange es eine theoretische Chance gibt, werden wir es versuchen.“

Und ewig grüßt das Murmeltier: Nächsten Sonntag, 13.30 Uhr, dasselbe (Trauer-) Spiel gegen den Tabellenfünften SC Paderborn, dem auch nur drei Punkte zum Aufstiegsrelegationsplatz fehlen.

Zehnte Auswärtspleite am Betze im Schnelldurchlauf

  • Das geht schon gut los: Sargis Adamyan steht nach einem Offensivfoul Marlon Ritters Freistoß zu aufreizend im Weg und sieht gleich mal Gelb (2.)
  • Ritter prüft auf der anderen Seite Ersatzkeeper Julian Pollersbeck, der vom Lauterer Anhang bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wird, weil er in jungen Jahren vom Betzenberg zum HSV wechselte – starke Reaktion im kurzen Eck (3.).
  • Der wie immer fleißige Eric Hottmann mit scharfer Flanke in die Box, Ex-Regensburger Jan Elvedi klärt vor Adamyan, aber zu kurz – FC-Keeper Julian Krahl muss gegen Kai Prögers Abschluss ran (9.).
  • Hottmanns Flanke von links versucht Adamyan künstlerisch wertvoll per Fersen-Hackentrick zu vergolden, klappt nicht ganz (15.).
  • Das Pressing der Oberpfälzer wirkt, die Pfälzer zeigen Nerven, Fehler im Spielaufbau, Adamyan schnappt sich die Kugel und versucht es aus der Distanz, weil Krahl zu weit vorm Kasten steht, knapp vorbei (19.).
  • Jetzt kassiert auch Bryan Hein Gelb, weil er nach gegenseitigem Gezupfe einem schnellen Einwurf im Wege steht – schon etwas kleinlich von Schiri Robin Braun, und wenn es blöd läuft, dezimiert sich der Außenseiter auch noch selbst (25.).
  • Erster Auftritt von Star-Teufel Ragnar Ache der zwei Jahn-Spieler alt aussehen lässt, und Pollersbeck zur Glanzparade zwingt (29.).
  • Daniel Hanslik schickt Ache steil: Frederic Ananou rettet mit starker Grätsche im allerletzten Moment (34.).
  • Adamyans Kopfball ist keine seriöse Belastungsprobe für FCK-Schlussmann Krahl (39.).
  • Elvedi rutscht in Hottmanns Solo-Ansatz kurz vorm linken 16er-Eck, keine schlechte Freistoßposition: Adamyans Schlenzer verpassen Freund und Feind, aber Pröger rutscht am zweiten Pfosten tollkühn in den Ball und grätscht ihn an den Außenpfosten (42.).
  • Noch einmal glänzt Pollersbeck mit Blitzreaktion nach Flanke von Luca Sirch und anschließendem Hanslik-Kopfball (43.).
  • Auch das noch: Ausgerechnet Aktivposten Pröger sitzt resigniert auf dem Hosenboden – nach einem Zweikampf hatte er sich vielsagend an den Oberschenkel gefasst, wohl ein Muskelfaserriss – Anssi Suhonen kommt vorzeitig zum Einsatz (45.).
  • Christian Kühlwetter, der im Mittelfeld deutlich wirkungsvoller die Fäden zieht als zu Saisonbeginn in der Sturmspitze, versucht es aus der Distanz, Krahl geht vorsichtshalber mal ran (45. + 2).
  • Eine Kleinhansl-Flanke köpft Filip Kaloč knapp drüber (45. + 3).

Zweite Halbzeit

  • Recht viel blöder kannst du nicht in eine zweite Hälfte starten: Ritter schickt Kleinhansl, Flanke von links, Ache am zweiten Pfosten per Kopf, 1:0 (47.).
  • Träumt nur weiter: Schnell ausgeführter Freistoß von Maximilian Bauer im Mittelfeld auf Sprinter Ritter, ein Jahn-Abwehrduo verfährt nach dem Motto „nimm du ihn, ich lass ihn durch“, Pollersbeck im 1:1 chancenlos, 2:0 (51.).
  • Das hätte nochmal für Spannung sorgen können: Adamyan legt für Hottmann vor, der die gute Schussposition aus rund 11 Metern halblinks verstreichen lässt, und dann fast bis zur Grundlinie geht, wo Sirch den Schuss aus spitzem Winkel zur Ecke grätscht (58.).
  • Suhonen steckt auf Hottmann durch, Elvedi wie man ihn kennt und liebt touchiert Mann und Ball, der Schiri zeigt erst zum Entsetzen des Ex-Regensburgers auf den Punkt – und Sekunden später eine Abseitsposition an (62.).
  • Wieder ist Adamyan vor seinem suboptimalen Abschluss ins Abseits gestartet (64.).
  • Krahl hat mit Kühlwetters Schüsschen nach Adamyan-Ecke keine Probleme (67.).
  • Wer nicht trifft, wird getroffen: Die Jahn-Abwehr ist gedanklich bei der vermeintlichen Aufholjagd, kümmert sich nicht weiter um Hansliks Solo, der gibt weiter zu Ache, der sich die Kugel zurechtlegt und mit einem Knaller ins linke Eck zum 3:0 vollendet (70.).
  • Der ewige Joker Noah Ganaus bleibt das unvollendete Sturmtalent: Nach schnellem Antritt verheddert er sich wieder mal, bevor es zum Vollzug kommt (81.).
  • Jetzt soll auch noch Rasim Bulic vorne was reißen, marschiert durchs Mittelfeld und will mit dem Sturschädel durch die Wand, namens Bauer, bei dem Endstation ist (90.).
  • Noch ein letztes brotloses Tänzchen von Ganaus, dem Sirch den Weg abschneidet (90. + 3), Aus die Maus, der Jahn fährt wieder mal punktlos nach Haus‘.