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Jahn in Liga 2: Nach dem 50. Gegentor auch in Münster nicht konkurrenzfähig

Münster. Es bleibt dabei: Gerade dann, wenn sich nach einem gelungenen Auftritt wie gegen den HSV nochmal eine Tür zur Liga-Rettung beim direkten Abstiegskonkurrenten öffnet, bleibt der SSV Jahn fast alles schuldig. Preußen Münster macht ein paar Fehler weniger und trifft doppelt.

Jahn in Liga 2: Nach dem 50. Gegentor auch in Münster nicht konkurrenzfähig

Der gerade eingewechselte Hólmbert Aaron Fridjonsson bringt Preußen Münster gegen den SSV Jahn in Führung. Foto: jrh

Ja, der SSV Jahn hat auch bei Preußen Münster couragiert begonnen, mit hohem Pressing seine Chance gesucht, den Relegationsplatzinhaber zu Beginn vor erhebliche Probleme gestellt. Mit nur einer echten Torchance in dieser Phase hätte Regensburg aber das Glück der Effektiven von Fürth oder Hamburg gebraucht, um wieder früh in Führung zu gehen.

Stattdessen verpufft die erste Pressing-Phase nach einer Viertelstunde und Münster lässt die anlaufenden Regensburger immer öfter ins Leere laufen. Ohne große spielerische Momente gelingt den Preußen dann mit etwas Dusel und der ersten Chance kurz vor der Pause tatsächlich die Führung. Ausgerechnet durch den Island-Riesen (1,96 Meter) Hólmbert Aaron Fridjonsson, vor dessen Kopfballstärke wir gewarnt hätten.

Überflüssigerweise übrigens, denn er macht es mit einem geschickten Haken gegen Rasim Bulic per Fuß, 1:0 (42.). Dass Fridjonsson überhaupt zu diesem Zeitpunkt auf dem Platz steht, hat der SCP Étienne Amenyido zu „verdanken“, den Preußen-Trainer Sascha Hildmann nach Gelb-Vorstrafe und Ermahnung vorsichtshalber aus dem Rennen nimmt.

Es fehlen Ideen und Mittel

Wer nach der Pause dann kompromisslos anlaufende Regensburger erwartet, sieht sich einmal mehr enttäuscht. Nicht, dass der Patz-Elf der Wille zur Wende fehlen würde. Einsatz und Moral sind schon o.k. Aber es fehlen an allen Ecken und Enden Mittel und Ideen, ein Spiel zu gestalten. Man verfolgt schon den Spielaufbau über Bulic, Leopold Wurm oder Bryan Hein von hinten raus mit bangen Blicken. Wird die Kugel nicht gleich wieder abgegeben, kommt spätestens jetzt der lange Ball auf gut Glück – oder der Jahn verzettelt sich im Mittelfeld.

Viel zu selten gelingen Kai Pröger oder Sargis Adamyan auf sich allein gestellt einzelne Momente mit ein wenig Raumgewinn – nur fehlt dann die Anspielstation in der Box oder der unermüdlich rackernde Eric Hottmann kann den unter Druck gespielten, ungenauen Pass nur suboptimal verarbeiten. Vor allem in Hälfte 2 ist das dann einfach viel zu wenig, als dass die mitgereisten Jahn-Ultras, die die Mannschaft weiter unverdrossen anfeuern, ernsthaft auf Besserung hoffen dürfen.

Da kann Preußen-Chefcoach Sascha Hildmann wieder lachen: Der Drops gegen den SSV Jahn ist gelutscht. Foto: jrh
Da kann Preußen-Chefcoach Sascha Hildmann wieder lachen: Der Drops gegen den SSV Jahn ist gelutscht. Foto: jrh
Der eingewechselte Elias Huth mit Übersicht und Eloquenz, aber ohne wirkliche Impulse für den SSV Jahn bei Preußen Münster. Foto: jrh
David Kinsombi (vorne) und seine Preußen bejubeln die Vorentscheidung im Abstiegskrimi gegen den SSV Jahn. Foto: jrh
Erst blutend am Boden, dann per Kopf erfolgreich: Simon Scherder macht mit dem 2:0 alles klar für Preußen Münster gegen einen enttäuschenden SSV Jahn. Foto: jrh

Ratloser Blick auf die Taktiktafel

Stattdessen nutzt Münster jetzt die Räume für Konter deutlich geschickter und spielt sich ein klares Chancenplus heraus. Mit Simon Scherders Kopfballtor via Innenpfosten nach Freistoßflanke des bei Standards omnipräsenten Routiniers und Kapitäns Marc Lorenz zum 2:0 (69.) ist der Jahn letztlich noch gut bedient. Allein der eingewechselte linke Flügelflitzer Daniel Kyerewaa vergibt nach zwei Solos in Folge eigensinnig beste Einschussmöglichkeiten in der Nachspielzeit.

Zoigltermine
Zoigltermine

Am Ende muss Cheftrainer Andi Patz, der mit dem Trainerteam immer wieder an der mobilen Taktiktafel rumfingert, ratlos konstatieren: Wenn man beim – mit sieben Verletzten – arg dezimierten, direkten Konkurrenten außer einigen Zufallssituationen keine nennenswerten Torraumszenen generieren kann, wird es mit acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz brutal schwer – noch dazu mit dem nächsten Auswärtsspiel auf dem Betze, dem Heimspiel gegen Paderborn und der Reise nach Düsseldorf vor der Brust.

Game over, also? Das zu postulieren, wäre komplett sinnfrei, da man als Schlusslicht ohnehin nichts mehr zu verlieren hat. Deshalb kann die Devise nur lauten: Weiter probieren, kämpfen, auf etwas mehr Spielglück und die kleinen Fußballwunder hoffen, die es angeblich immer wieder mal gibt.

Jahn-Pleite bei den Preußen im Schnelldurchlauf

  • Sargis Adamyans lange Flanke von links flutscht durch Freund und Feind, Eric Hottmann verpasst knapp, SC-Keeper Johannes Schenk haut das Ding zur Seite weg (10.).
  • Unstimmigkeit im Jahn-Strafraum, Jahn-Schlussmann Felix Gebhardt muss sich gegen die eigenen Mitspieler durchsetzen und faustet einen hohen Ball von Lorenz vor die Füße von Lukas Frenkert – der versucht es mit einem Heber aus 20 Metern, Leopold Wurm klärt per Kopf vor der Linie zur Ecke (29.).
  • Der bereits Gelb-verwarnte Étienne Amenyido läuft übermotiviert fast an der Grundlinie Wurm um, und wird nachdrücklich von Schiedsrichter Felix Prigan ermahnt (31.).
  • Preußen-Trainer Sascha Hildmann wechselt Amenyido vorsichtshalber aus und mit Hólmbert Aaron Fridjonsson den Führungstreffer ein.
  • Jano ter Horsts Flanke von rechts an den zweiten Pfosten pflückt sich Florian Pick, der sich diesen Ball wild gestikulierend zuvor gewünscht hatte, geschickt herunter und donnert die Kugel vom Fünfereck über die Latte (36.).
  • Nach einer Balleroberung von Frenkert im Mittelfeld – böse Zungen sprechen von einem Foul mit Trikotzerren und Fußkontakt an Hottmann – schickt Pick rechts David Kinsombi, Flanke in die Mitte, der gerade eingewechselte Fridjonsson, genannt Berti, pflückt sich die Kirsche, dreht sich trotz seiner Länge elegant um den hüftsteifen Rasim Bulic, und verwandelt in Gerd-Müller-Manier mit links aus kurzer Distanz, 1:0 (42.) – Gebhardt Unmut wegen der vorangegangenen strittigen Szene bezahlt er obendrein mit der fünften Gelben Karte und ist damit in Kaiserslautern auf der Bank.

Ernüchternde Zweite Hälfte

  • Immer wieder mal ein Aussetzer von Bryan Hein: Eine Lorenz-Hereingabe haut er Pick vor die Füße, der sich Kugel zu weit vorlegt. Kinsombi nimmt sich ihrer an, sein Schlenzer aus rund zehn Metern, etwas spitzer Winkel, rauscht um einen halben Meter am linken Pfosten vorbei (51.). 
  • Und immer wieder die langen Einwürfe von Kapitän Marc Lorenz von rechts: Fridjonsson diesmal wirklich per Kopf, Gebhardt, mit starker Flugparade, fast vor Kinsombis Füße (52.).
  • Erste (!) echte Jahn-Offensivaktion Aktion in Durchgang zwei: Kai Pröger zieht von rechts in die Mitte, sein flacher Schuss geht knapp rechts vorbei (53.).
  • Bulic rutscht auf dem Ackerboden weg, Pick flankt unbedrängt von rechts, Fridjonsson köpft links am Kasten vorbei (57.).
  • Nach Zusammenprall mit Adamyan im Preußen-Fünfer bleibt Simon Scherder mit Platzwunde blutend liegen, kann aber sehr zur Freude von SC-Trainer Sascha Hildmann weitermachen (59.).
  • Nico Koulis verdaddelt eine Pröger-Flanke von rechts mit der Schulter, Hottmann schnappt sich die Kugel, sein Drehschuss hat zu wenig Wumms für den aufmerksamen Schenk (64.).
  • Ter Horst stoppt den bemühten, aber glücklosen Christian Viet kurz vor der Box per Foul. Adamyans Freistoß geht an eine Preußen-Birne (68.).
  • Immer wieder Lorenz: Freistoß im Mittelfeld an den Elfmeterpunkt, Scherder setzt sich im Luftduell gegen zwei lange Regensburger durch, die Kugel ploppt vom Innenpfosten über die Linie, 2:0 (69.).
  • Fridjonsson fällt im Strafraum über Breunig und reißt ihn dabei um – der Isländer hätte wohl lieber den Strafstoßpfiff gehört, für sein Gezeter gibt’s Gelb (78.).
  • Auch Koulis sieht für das Stoppschild gegen den für Hottmann eingewechselten Jonas Bauer das Gelbe Warnschild. Der fahrig gespielte Freistoß landet beim wuseligen, aber chancenlosen Max Meyer, dessen Schussversuch geblockt wird. Adamyan hebt die Kugel noch mal ins Getümmel, Wurm köpft an den linken Pfosten (85.).
  • Der hat heute noch was vor: Daniel Kyerewaa will sich nach seiner Einwechslung zeigen, marschiert seine linke Seite runter und knallt das Ding von halblinks überhastet weit drüber. Nächster Versuch: Jetzt versucht er es aus fast gleicher Position mit einem ungenauen Schlenzer weit neben den rechten Pfosten (90. + 1).
  • Und noch eine letzte Konterchance für die Gastgeber über – natürlich – Kyerewaa, diesmal hat er Einsehen und spielt Yassine Bouchama an, der aber ebenfalls überhastet das 3:0 klar verfehlt (90 + 4).