Jahn in Liga 2: Verpatzt Regensburg auch die nächste letzte Chance in Kaiserslautern?
Jahn in Liga 2: Verpatzt Regensburg auch die nächste letzte Chance in Kaiserslautern?
Immer, wenn du glaubst, es geht noch was, hat’s der SSV zuletzt verpatzt: Ob beim 1:5 in Ulm, nachdem zuvor ein überraschender Heimsieg gegen Darmstadt gelang. Oder eben vergangene Woche beim ernüchternden 0:2 in Münster nach einem respektablen 1:1 gegen den HSV.
Bei 6 Punkten Rückstand auf Eintracht Braunschweig, den aktuellen Inhaber des Relegationsplatzes, und acht Punkten auf Preußen Münster auf dem ersten Nichtabstiegsplatz wird die ohnehin schon dünne Luft immer knapper. Nur die jahnsinnigsten Optimisten hoffen mit Blick auf die Auswärtsbilanz auf eine Wende auf dem Betzenberg.
Die Oberpfälzer errangen bisher in zehn Begegnungen auf gegnerischem Terrain einen ganzen Punkt. Neun Niederlagen! Keinen Sieg! Null! Und zuletzt drei Pleiten in Folge beim SSV Ulm 1846 Fußball (1:5), der SpVgg Greuther Fürth (1:2) und dem SC Preußen Münster (0:2). Einen braveren Punktelieferanten findest du nicht.
Patz: Gesackt und ausgeschüttelt?
Fällt der Watschenbaum auch auf dem Betze wieder um? Natürlich kann und darf sich Jahn-Cheftrainer Andreas Patz dem Schicksal nicht kampflos ergeben: „Wir müssen uns jetzt erst einmal schütteln und die Niederlage sacken lassen.” Nach fünf Tagen ausgiebigen Schüttelns bleibt aber immer noch die Erkenntnis: „Die Energie und die Einstellung aus den Heimspielen konnten wir erneut auswärts nicht zeigen.“
Das sei schon ernüchternd und enttäuschend. „Wir haben uns viel vorgenommen, konnten aber die Leistung aus dem HSV-Spiel nicht in die Partie transportieren“, bilanziert er Auswärtsniederlage Nummer 9 bei den Preußen. „Unsere Unachtsamkeiten und die kleineren Fehler entscheiden dann das Spiel.“ Man habe es nicht geschafft, sich gegen Münster zu wehren und Torchancen zu erspielen.
Pröger: „Mir fehlt der unbedingte Wille“
Auch der Mann, der noch am meisten Energie auf dem Münsteraner Acker ausstrahlte, ist mit der Leistung unzufrieden: „Ich finde, wir haben heute nicht alles auf dem Platz gelassen“, ärgert sich Kai Pröger. „Wenn du den Abstiegskampf wirklich angenommen hast, gibst du mehr als 100 Prozent.“ Das habe er nicht gesehen. „Mir fehlt von jedem der unbedingte Wille, in dieser Liga bleiben zu wollen.“
Ja, man habe gekämpft. Aber da muss doch noch mehr gehen. „Wenn du in einer so wichtigen Partie zurück liegst, musst du noch mehr reinwerfen.“ Wenn man die direkten Duelle gegen die Konkurrenz so abschenke, werde es brutal schwer. „Es ist schwer zu erklären, weil wir alle richtig eingestellt und vorbereitet sind.“ Jeder wolle ja alles geben. „Ich mache auch niemanden einen Vorwurf.“ Allerdings sei man nach dem Rückstand nicht ruhig geblieben und habe sich nicht genug dagegengestemmt.
Beierlorzer: „Große Chance vergeben“
Auch Sportchef Achim Beierlorzer kommt nach diesem Auftritt schwer ins Grübeln: Nach dieser Pleite werde es natürlich sehr schwer. „Wir haben heute eine große Chance vergeben.“ Der Glaube, der aus den Auftritten gegen den HSV oder Hertha entstehen hätte müssen, sei nicht zu erkennen gewesen. „Wenn wir das nicht auf den Platz bringen, haben wir in dieser Liga nichts verloren.“ Den ganz großen Vorwurf könne er der Mannschaft nicht machen: „Sie haben es probiert.“ Der Punch und die absolute Überzeugung hätten in diesem Abstiegsduell aber gefehlt.
„Unser Anlaufverhalten hat eigentlich gut funktioniert, Münster hat mit langen Bällen reagiert.“ Es sei klar gewesen, dass es auf Kleinigkeiten ankomme. Allein, man sei nicht energisch und überzeugt genug gewesen, um dieses vorentscheidende Match zu gewinnen. Aber die Flinte will er noch lange nicht ins Korn werfen: „Wenn wir allerdings die Überzeugung auf den Platz bringen, werden wir so lange kämpfen, bis es keine theoretische Chance mehr gibt.”
Kleine Katerstimmung beim FCK
Dagegen ist die Katerstimmung beim 1. FC Kaiserslautern nach dem 0:3 in Hamburg lediglich das Luxusproblem eines Teams, das immer noch auf dem Relegationsplatz zur Bundesliga rangiert. Trotz der Niederlage gegen den gleichen Gegner, den der SSV Jahn vor zwei Wochen am Rande einer Niederlage hatte, ist die Mannschaft von FCK-Trainer Markus Anfang (50) mittendrin im Aufstiegskampf – mit nur drei Zählern Rückstand auf eben diesen Tabellenführer HSV.
Da kommt Tabellenschlusslicht Regensburg eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt, wären da nicht die Personalsorgen der Pfälzer: Außer Tempo-Dribbler Daisuke Yokota (24) nach einer Risswunde auf dem Fußrücken, könnte auch Torjäger Ragnar Ache (26) wegen chronischer Probleme mit seiner Achillessehne ausfallen. In Angst und Schrecken sollte das aber Markus Anfang nicht versetzen, kann er doch im Zweifel auf Daniel Hanslik zurückgreifen, der bereits an 13 Lauterer Treffern beteiligt war.
Startelf-Überraschung?
Je höher die Ziele, desto kritischer werden die Leistungen der Leistungsträger freilich gewertet. So ist der Trainer auch mit der Performance des ehemaligen Regensburgers Erik Wekesser und Florian Kleinhansl, der vom VfL Osnabrück zu den Lauterern gestoßen war, nur bedingt zufrieden – den Abgang des polnischen Nationalspielers Tymoteusz Puchacz (jetzt Plymouth) hätten sie noch nicht kompensiert: „Ich glaube, es ist bei beiden noch Luft nach oben.“
Ein Grund, warum auf dem Betze über eine Startelf-Überraschung spekuliert wird: Linksaußen Kenny Prince Redondo (30) könnte nach seiner Zehenverletzung wieder das Offensivgeschehen beschleunigen. Und Tim Breithaupt, nach Maximilian Bauer die zweite Augsburger Winter-Leihgabe, erzählt im SWR Sport Podcast „Nur der FCK“, warum er ausgerechnet wieder gegen Regensburg treffen will – einen seiner bisher überschaubaren zwei Treffer als Profi gelang gegen den Jahn.
Nullnummer in Regensburg
So stark der FCK-Sturm auch besetzt ist, zuletzt wurde es still um den Torjubel: Dem torlosen Remis gegen Hannover folgte das 0:3 in Hamburg. Und auch bei der Nullnummer in der Hinrunde in Regensburg bekleckerte sich die Pfälzer Offensivabteilung nicht mit Ruhm. „Ich glaube, wir haben genügend Qualität, in jedem Spiel ein Tor zu schießen“, ist sich Breithaupt dennoch sicher. „Die Stürmer sind immer hungrig nach Toren, egal wer da vorne spielt.“
Ob dabei auch der Appetit von Daniel Hanslik eine Rolle spielen wird, der lange als Erfolgsgarant gesetzt war? „Für die jüngeren Spieler ist er ein Paradebeispiel eines Musterprofis“, hatte Anfang dessen „extrem hohe intrinsische Motivation“ gelobt. In der Rückrunde saß der Mittelstürmer, den der FCK erst im Mai langfristig an sich gebunden hat, meist nur auf der Bank. Seinen Torriecher könnte er dann gegen einen Jahn-Keeper unter Beweis stellen, der noch viel weniger Praxis hat: Julian Pollersbeck kommt wegen Felix Gebhardts fünfter Gelben Karte zur Saisonpremiere.
Wer soll für das Wunder vom Betze sorgen?
Es wäre sein erster Einsatz in dieser Saison: Sollte er fit sein, will Jahn-Trainer Andi Patz nach Informationen der Mittelbayerischen Zeitung dem 30-jährigen Julian Pollersbeck, beim HSV als früherer U21-Europameister einmal als großes Zukunftstalent gehandelt, den Vorzug vor Alex Weidinger einräumen.
Ansonsten kann Patz fast aus dem Vollen schöpfen. Anssi Suhonen ist wieder fit, Christian Viet sollte seinen grippalen Infekt auskuriert haben und Kai Pröger dürfte ebenfalls zur Verfügung stehen.




