Kleines Wunder von Basel: Deutsche Frauen ringen Französinnen nieder
Kleines Wunder von Basel: Deutsche Frauen ringen Französinnen nieder
Nach kaum einer Viertelstunde scheint wieder einmal alles gegen die Deutschen zu laufen: Rote Karte wegen Haareziehens (!) wie in der Grundschule und Elfmeter für Frankreich. Recht viel doofer kann man sich kaum in die Bredouille bringen.
Aber dann liefern die deutschen Mädels den technisch versierten Französinnen einen leidenschaftlichen Kampf über 120 Minuten – plus diverse Nachspielzeiten – und halten fast 140 Minuten stand, bevor das nervenstarke Elfmeterschießen entscheiden muss.
Feuer, Leidenschaft – kein Zungenschnalzen
Meine Herren Fußballer, nehmen Sie sich daran ein Beispiel: So möchten wir auch eine deutsche Herren-Mannschaft wieder einmal fighten sehen – das haben wir bei den Jungs zuletzt 2014 von Basti Schweinsteiger mit blutdurchtränktem Stirnband gesehen! Sicher, das war heute über weiteste Strecken kein fußballerischer Leckerbissen, kein Kombinationsfußball zum Zunge schnalzen, keine Passmaschine und auch kein Pressing mit gefährlichen Kontern.
Die deutschen Frauen lieferten den favorisierten Französinnen vielmehr einen leidenschaftlichen Abwehrkampf. 120 Minuten plus diverse Nachspielzeiten – in der Summe wohl fast 140 Minuten exklusive des nervenstarken Elfmeterschießens. Und hinten drin eine Ann‑Katrin Berger, eine Torhüterin, die mit ihren Paraden im Rückwärtsflug an die besten Zeiten von Sepp Meier erinnerte.
Den spanischen Stier bei den Hörnern packen!
Lediglich bei der schlappen französischen Elferserie hätte man sich einmal einen Flug in die andere Ecke gewünscht – sei’s drum. Sie bleibt ihrer linken Torwartecke treu, entschärft zwei von sechs und verwandelt ihren eigenen sicher. Chapeau!
So kann’s jetzt gegen die Spanierinnen weiter gehen. Richtig: gegen Spanien war doch noch was – Zeit, dass sich was dreht im einseitigen Kräfteverhältnis zwischen Zentraleuropa und der iberischen Halbinsel. Wenn die Herren schon an den rot-gelben Toreros verzweifeln, müssen eben die Damen den Stier bei den Hörner packen.
Drama in 6 Akten
- 13. Minute – Rote Karte: Kathrin Hendrich wird nach einem VAR-Check des Haarziehens für die Rote Kartons endgültig des Feldes verwiesen. Frankreich erhält Strafstoß.
- Elfmeter Frankreich: Grace Geyoro verwandelt sicher und bringt Les Bleus mit 1:0 in Führung.
- 25. Minute – Gleichmacher: Ecke für Deutschland, Sjoeke Nüsken köpft spektakulär ein – 1:1. Emotion pur!
- 69. Minute – Riesenchance: Nüsken tritt erneut vom Punkt an – diesmal hält Frankreichs Torfrau Pauline Peyraud-Magnin. Verletzter Mut weicht neuer Hoffnung.
- Verlängerung: Ann‑Katrin Berger pariert im Rückwärtsflug einen gefährlichen Rettungsversuch von Janine Minge!
- Elfmeterschießen: Ausgerechnet Sara Däbritz verfehlt als einzige Deutsche und schießt an die Latte. Macht nichts: Die 34-jährige Ann‑Katrin Berger zeigt Größe, pariert zwei Penaltys, zuvor sensationelle Reflexe auf der Linie. Eine Schlussfrau mit Nerven wie aus Stahl – ein echtes Vorbild. Endstand: 5:3 für Deutschland.
Stimmen zum Wunder von Basel
Bundestrainer Christian Wück: „Alle – von den Spielerinnen bis zum Trainerteam – freuen sich riesig auf das Halbfinale. Spanien hat eine enorm spielstarke Mannschaft, mit hohem Tempo und großer Qualität. Wir müssen uns sehr gut darauf einstellen – und bereit sein, alles zu geben.“
Torhüterin Ann‑Katrin Berger: „Ich versuche einfach, alles in mich aufzusaugen – die Atmosphäre, diese großen Spiele, das Duell mit den Besten. Es fühlt sich manchmal immer noch surreal an, dass ich bei einer Europameisterschaft die Nummer Eins bin.“
„Beim Elfmeterschießen geht es darum, Ruhe zu bewahren. Ich habe mich einfach auf meine linke Ecke konzentriert – und es hat funktioniert.“
Torschützin Sjoeke Nüsken: „Wir haben mit einer unglaublichen Leidenschaft gespielt – trotz der frühen Roten Karte. Es war eine absolute Willensleistung. Ich bin stolz auf dieses Team.“
Wie geht’s weiter?
Deutschland trifft am Mittwoch, dem 23. Juli, in Zürich auf Spanien. Die Spanierinnen stiegen mit einem souveränen 2:0‑Sieg über die Schweiz ins Halbfinale auf. Die Partie ist mehr als nur ein Halbfinale.
Ein Mitteleuropa‑Iberer‑Showdown – und während die Herren regelmäßig an Spanien scheitern, wollen die Frauen zeigen, wer die Hosen anhat. Gewinnt Deutschland, wartet am 27. Juli in Bern das große Finale.

