BHS tabletop stärkt Weiden und Selb - Standort Schönwald schließt

BHS tabletop stärkt Weiden und Selb - Standort Schönwald schließt
Die BHS tabletop AG richtet sich laut einer Pressemitteilung vom Dienstagabend neu aus, um ihre Zukunft zu sichern. Ziel sei eine stärkere operative Leistung, eine solide finanzielle Basis und neue Wachstumsimpulse – mit klarem Bekenntnis zu Deutschland und zur Region. Die Neuausrichtung folge einer ehrlichen Analyse: Massiv steigende Standortkosten, komplexe Prozesse und stagnierende Märkte. Ohne strukturelle Anpassungen wäre die Handlungsfähigkeit gefährdet.
Gemeinsamer Weg: CEO erläutert Ziele
Dazu wird Gernot Mang, CEO der BHS tabletop AG, zitiert: „Wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen, hat BHS tabletop eine Zukunft in Deutschland, in Bayern, hier in der Region. In diesem Sinne verstehe ich die Neuausrichtung als gemeinsames, verantwortungsvolles Projekt, das kurzfristig zwar schwierige Einschnitte mit sich bringt, aber mittelfristig Stabilität und Wachstum schafft.“
Es ist vorgesehen, die Fertigung in Schönwald bis spätestens Ende 2027 “geordnet einzustellen” (Reaktion der Gewerkschaft siehe Infobox unten). Parallel dazu plant BHS tabletop, den Standort Weiden schrittweise zu einem zentralen Kompetenzzentrum für automatisierte Porzellanherstellung weiterzuentwickeln und somit in den Standort Deutschland zu investieren. Die Produktion soll perspektivisch auf eine der modernsten Fertigungslinien Europas konzentriert werden.
Die hochautomatisierte Logistik in Selb bleibt bestehen, was kurze Transportwege zum Produktionsstandort Weiden garantiert. Für einen Teil des Sortiments sowie der Dekoration setzt BHS tabletop auf internationale Partnerschaften – „Developed in Germany“ bleibt in jedem Fall der Maßstab. Das gilt besonders für die Premiumsortimente, die weiterhin vollständig in Deutschland produziert werden.
Wachstumspfade: “Heart & Soul” und Premium-Offensive
Parallel zu den Maßnahmen in der Produktion richtet BHS tabletop die Strategie an zwei Wachstumspfaden aus. Erstens wird die 2023 eingeführte Marke „Heart & Soul“ im Casual-Segment massiv ausgebaut. Sie bedient preissensible Kundengruppen mit robuster und trendiger Tableware. Zweitens startet BHS tabletop eine Premium-Offensive: Mehr internationale Vertriebskraft im Außendienst und intensivere Marktbearbeitung in den unterschiedlichen Zielgruppen sollen zusätzliche Impulse setzen. Ergänzend investiert das Unternehmen auch stärker in die digitale Vermarktung.
BHS tabletop plant – im Wesentlichen aufgrund der Produktionsverlagerung – bis spätestens Ende 2027 eine verantwortungsvolle Anpassung der Belegschaft. Diese erfolgt in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat, um Beschäftigungsperspektiven innerhalb der neuen Struktur zu ermöglichen. Vor allem schafft die Neuausrichtung aber Sicherheit für die Arbeitsplätze in der Heimat, denn BHS tabletop bekennt sich ausdrücklich zum Industriestandort Bayern und zum Erhalt seiner keramischen Kernkompetenz in der Region.
Finanzielle Basis und Kundenvorteile
Finanziell sei die Neuausrichtung solide hinterlegt: Gesellschafter und Finanzierer begleiten die Umsetzung eng. „Wir sind aktuell in einer Situation, in der wir uns aus eigener Kraft stabil zukunftsfähig aufstellen können. Unsere Strategie ist einschneidend, aber sorgfältig durchdacht. Wer heute die Veränderungen akzeptiert, tut dies für die greifbare Vision einer BHS tabletop AG, die auch morgen noch ein international führender Spezialist ist und weiterhin „Made in Germany“ auf die Produkte schreiben kann“, sagt CEO Gernot Mang. Kunden sollen von stabilen Lieferzeiten, verlässlicher Produktverfügbarkeit und einem geschärften Portfolio profitieren: höchste Beratungskompetenz im Premium-Bereich, hohe Verfügbarkeit im Casual-Segment – bei strengen Qualitätsstandards.
Reaktion der Gewerkschaft: “Rabenschwarzer Tag für Schönwald”
Die Gewerkschaft IGBCE reagiert zutiefst betroffen auf die heute verkündete Entscheidung des Vorstandes der BHS tabletop AG, den Produktionsstandort Schönwald im Laufe des Jahres 2027 stillzulegen. Somit wird in Zukunft kein Ofen mehr in Schönwald beheizt – ein Schritt mit gravierenden Folgen für die Beschäftigten und die gesamte Region.
Für die Kolleginnen und Kollegen ist heute der „Worst Case“ eingetreten, erklärt die stellv. Bezirksleiterin Iris Schopper. „Viele Menschen verlieren ihre berufliche Perspektive – trotz jahrzehntelanger Loyalität gegenüber dem Unternehmen.“
Der geplante Abbau erfolgt auf Basis einer unternehmerischen Entscheidung. Die Produktion soll von Schönwald nach Weiden verlagert werden. Der Standort in Weiden wird dadurch gestärkt.
Die Spielregeln für den anstehenden Prozess gibt das Betriebsverfassungsgesetz vor. Nun müssen ein Interessenausgleich und ein Sozialplan zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat verhandelt werden. Die Gespräche beginnen bereits am Donnerstag, 20. November.
Der Interessenausgleich regelt Ablauf und Zeitpunkt der Verlagerung. Der Sozialplan regelt die Abfindungen, die den Verlust des Arbeitsplatzes abmildern sollen.
„Es ist ein rabenschwarzer Tag in der Unternehmensgeschichte der BHS tabletop AG“, so Iris Schopper. „Wir werden den Betriebsrat keine Sekunde allein lassen.” Auf die Frage, ob es noch Stellschrauben gibt, um den Standort in Schönwald zu retten, hat Gernot Mang klar mit „Nein“ beantwortet. „Das ist ein harter Einschnitt für viele Familien und die Region. Wir stehen fest an der Seite unserer Mitglieder“, so Iris Schopper weiter.




