Thomann Veranstaltungsservice
Thomann Veranstaltungsservice

Karpfen genießen: Jetzt ist die perfekte Zeit für regionale Karpfenschmankerl

Nordoberpfalz. Einst sagte Goethe in seinem Gedicht "Erinnerungen": "Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah." Der Karpfen ist eine Delikatesse, die in unserer Region erzeugt wird. Momentan läuft im Stiftland die Karpfenernte 2025.

Karpfen genießen: Jetzt ist die perfekte Zeit für regionale Karpfenschmankerl

Karpfen
Herbstzeit ist Karpfenzeit. Im Land der tausend Teiche läuft derzeit die Karpfenernte des Jahres 2025. Wie immer ein Großereignis im Stiftland. Der Karpfen behauptet sich sehr erfolgreich, nicht nur auf den Speisekarten der Region, sondern auch überregional. Foto: Pixabay

Karpfen steht eigentlich im Ruf, eher an Silvester serviert zu werden. Dabei schmeckt der Fisch am besten frisch. Im Stiftland, dem Land der tausend Teiche, ist gerade jetzt die Karpfenernte im Gange.

Karpfenernte im Stiftland

Das Stiftland in der nördlichen Oberpfalz gilt – wie bereits erwähnt – als „Land der tausend Teiche“ – und der Karpfen ist hier Leitfisch und Kulturgut. Die Teichwirtschaft prägt Landschaft, Jahreslauf und Küche: Von September bis November bestimmen Abfischfeste, Räucherduft und Karpfengerichte das regionale Leben. Diese Tradition ist kein Folklore-Relikt, sondern wirtschaftlich, kulturell und ökologisch seit mehreren Jahrhunderten fest verankert.

Seit wann wird im Stiftland Teichwirtschaft betrieben?

Die Wurzeln reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück: Zisterzienser des Klosters Waldsassen legten systematisch Teiche an, um Fastenfisch – vor allem Karpfen – zu erzeugen. Frühbelege wie der Erwerb des Oberen Stadtteichs Tirschenreuth 1217 zeigen, wie früh die Teichwirtschaft organisiert war. Im Spätmittelalter wuchs daraus eines der größten zusammenhängenden Teichgebiete Deutschlands.

Karpfen kein Fleisch, sondern ‘Fastenfisch’

In diesem Zusammenhang ist es interessant, noch tiefer in die Geschichte einzutauchen. Im Jahr 1098 wurde von Robert de Molesme der Zisterzienserorden in Frankreich gegründet. Von dort breitete sich die Bruderschaft schnell auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aus. Bereits 1133 wurde das Zisterzienserklosters Waldsassen durch Markgraf Diepold III. gegründet.

Da die Mönche schlau, geschäftstüchtig und manchmal auch hungrig waren, wandten sie sich der Teichwirtschaft zu. Das hatte einen ganz speziellen Grund: Nach kirchlicher Vorschrift war das Essen von „warmblütigen Tieren“ (Säugetiere und Vögel) an Fasttagen (z.B. jeden Freitag oder insbesondere in den Wochen vor Ostern) verboten. „Kaltblütige Tiere“, also Fische, galten nicht als Fleisch im engeren Sinn und waren daher als Fastenspeise erlaubt. Dazu gehörten übrigens auch Biber und Fischotter.
Als mittelalterliche Großgrundbesitzer förderten die Mönche die Teichwirtschaft, die seit dieser Zeit bis heute – mittlerweile mehr oder weniger ohne kirchlichen Segen – im Stiftland betrieben wird.

Wie viele Teiche gibt es tatsächlich?

„Tausend“ ist untertrieben: Im Landkreis Tirschenreuth gibt es heute rund 4.700 Teiche. Viele sprechen von „Seen“, gemeint sind historisch angelegte Teiche – das Rückgrat der Karpfenproduktion im Stiftland. Die Zahl schwankt je nach Abgrenzung, bestätigt aber die außergewöhnliche Dichte der Gewässer.

Zoigltermine
Zoigltermine

Die traditionelle Karpfenteichwirtschaft ist seit 2020/21 als ‘Immaterielles Kulturerbe‘ anerkannt – ein Qualitätssiegel für überliefertes Wissen vom Besatz bis zur Ernte. Ökologisch stabilisieren die Teiche Wasserhaushalt und Biodiversität. Die bewirtschafteten Teiche bieten Kleinstlebewesen, Amphibien und Wasservögeln Lebensraum – auch dank der gründelnden Aktivität des Karpfens. Die Teichbetreiber sprechen von aktivem Umweltschutz.
Ökonomisch betrachtet sichern die Teichwirte Einkommen, Gastronomie und Tourismus und pflegen die Natur.

Chancen und Probleme der Teichwirtschaft

Einerseits freut sich die Stiftländer Teichwirtschaft, die in der ARGE Fisch im Landkreis Tirschenreuth e. V. zusammengeschlossen ist, über das große Interesse an ihren naturnahen und ökologisch produzierten Produkten. Auf ihrer Homepage Erlebnis Fisch – Im Land der tausend Teiche gibt es umfassende Informationen über Verkaufsstellen bis hin zu Fischrezepten.

Andererseits spricht Thomas Beer, 1. Vorsitzender und Sprecher der ARGE Fisch von großen Problemen der Teichwirte. Vor allem der Fischotter, aber auch der Fischreiher machen massive Probleme: “Natürlich sind wir für Naturschutz und für die Schonung von Lebewesen. Allerdings bringt uns die derzeitige Gesetzeslage an den Rand unserer Existenz.” Der Teichwirt fürchtet für sich und seine Kollegen den Wegfall einer über tausend Jahre alten Kultur. “Natur- und Artenschutz ist uns wichtig, aber mit Maß und Ziel – und vor allem praxisnah”, so sein Bekenntnis.

Tourismus als zusätzliches wirtschaftliches Standbein

Doch Jammern liegt den Teichwirten fern. Neben der Teichwirtschaft betreiben viele Teichwirte – wie beispielsweise Thomas Beer mit seinem Fischhof Beer – innovative Projekte im Bereich Tourismus. Dazu gehören der Betrieb von Ferienwohnungen oder das Angebot für Teichführungen.

Rezept für Oberpfälzer Fischnockerl

1 l fertige Fischbrühe (als Vorspeise für 4 Personen)
200 g Fischfleisch ohne Gräten (Forellen, Karpfen, Weißfische, Schleien o. ä.)
Salz, Pfeffer
1 Eiweiß
200 ml süße Sahne
Abrieb einer unbehandelten Zitrone
Dill nach Geschmack

Das Fischfleisch in Streifen schneiden, salzen und für 30 Minuten ins Gefrierfach legen. Danach Fleisch durch die feinste Scheibe des Fleischwolfs drehen oder im Mixer pürieren. Das pürierte Fischfleisch in eine kalte Schüssel geben und diese eventuell auf Eiswasser stellen.
Das Eiweiß steif schlagen und unter die Fischfarce heben.
Dann nach und nach die sehr gut gekühlte Sahne ebenfalls unter die Masse heben. Mit Salz, Pfeffer und Dill würzen. Dann nochmals gut kühlen.
Später von der Fischmasse mit dem Teelöffel Nockerl abstechen und in der bereits vorbereiteten Fischbrühe etwa 5 Minuten gar ziehen lassen.
Nicht kochen.