Prozessbeginn Raubüberfall Grafenwöhr: Mit der Dunkelheit kommt die Angst

Weiden/Grafenwöhr. Auftakt zur Hauptverhandlung wegen schweren Raubs im Landgericht Weiden: Seit heute sitzen fünf Männer auf der Anklagebank – Hauptangeklagter Viktor C. und vier Tippgeber und damit Hilfeleister der Tatnacht. Seit dem Raubüberfall in Grafenwöhr sind fast zwei Jahre vergangen. Die Folgen des Überfalls bekommt das Ehepaar aber heute noch zu spüren. 

Von Kristine Mann

Verhandlung Raubüberfall Grafenwöhr Landgericht Weiden26
Viktor C. (40) sitzt seit seiner Verhaftung wegen des Raubüberfalls in Grafenwöhr in der JVA Weiden ein. Im Landgericht Weiden begann heute die Hauptverhandlung. Vier weitere Männer sitzen auf der Anklagebank.

Die verhängnisvolle Nacht im April 2016 hat Spuren bei den Opfern (zur Tatzeit 90 und 80 Jahre alt) hinterlassen – körperlich wie seelisch. Ernst W. und seine Frau sitzen gerade im ersten Stock des Hauses in ihren Sesseln und sehen fern, als die Täter zuschlagen. Laut der Schilderungen der Staatsanwälte Peter Frischholz und Sandra Dechant stürmen zwei Männer mit Sturmhauben über ihrem Gesicht ins Wohnzimmer, zerren die Grafenwöhrer aus ihrem Sitz und bringen sie zu Boden. Sie fesseln ihre Opfer mit Handschellen und Kabeln, werfen Decken über ihre Köpfe. Waren die beiden Senioren erst einmal außer Gefecht, durchsuchten die vier Räuber das Haus im Weinbühl. Während des Überfalls wird nicht gesprochen.

Laut der Tippgeber solle der Barbesitzer 250.000 Euro vom Verkauf der Rio-Bar im Haus aufbewahren. Bei der Durchsuchung des Hauses finden die Räuber viel Beute: 20.000 Euro, die für eine neue Küche gedacht waren, 50.000 Euro weitere Ersparnisse, Schmuckstücke wie Ringe, Armbanduhren, über 1.000 Euro Münzgeld, US-Dollar und mehr. Bei weitem aber wohl nicht so viel, wie erwünscht.

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Posttraumatische Störung: Mit der Dunkelheit kommt die Angst

Nach Stunden der Qualen für das Paar verlassen die Täter das Haus und lassen die beiden Grafenwöhrer gefesselt zurück. Erst danach gelingt es der Frau ihre Hände von den Fesseln zu lösen. Sie verständigt die Polizei, die schließlich auch ihren Mann befreit. Nach der Schreckensnacht ist der Spuk für die beiden aber noch lange nicht vorbei: Die Liste der Verletzungen ist lang. Beim Überfall wird die Schulter der Ehefrau ausgekugelt, die Schulterpfanne gebrochen. Nach Operationen und vielen Krankenhausbesuchen vergehen die Schmerzen an Hüfte, Hand und Arm aber bis heute nicht. Ihre Bewegung sei seither eingeschränkt und auch eine posttraumatische Störung trägt die Frau von der Nacht davon. An Schlaf ist nur tagsüber zu denken – nachts verfolgt sie in der Dunkelheit die Angst.

Nach dem Raubüberfall in Grafenwöhr ist auch der Gesundheitszustand ihres Mannes über Wochen kritisch. Schlaganfall, Gehirnerschütterung, Angststörungen. In Folge seiner schweren Verletzungen kann er heute nur noch kurze Strecken gehen. Sein Leben sei erheblich eingeschränkt.

Landgericht Weiden entscheidet über fünf Angeklagte

Hauptangeklagter Viktor C. aus der Ukraine sitzt seit seiner Verhaftung in der JVA Weiden. Ein Komplize der Tatnacht sitzt in Österreich ein, zwei weitere sind auf der Flucht.

Die vier Mitwisser und Tippgeber sollen bei der Auskundschaftung des Hauses Hilfe geleistet haben. Auf dem Nettoparkplatz in Grafenwöhr – von hier aus sei das Haus gut sichtbar – soll es ein Treffen gegeben haben, bei dem über die Beute verhandelt wurde. Den Tippgebern und Auskundschaftern sei klar gewesen, dass der Überfall stattfindet, sie sollen auch gewusst haben, dass Ernst W. das Haus kaum verlasse. Laut Anklageschrift hätten sie damit die Gesundheitsschädigung der Opfer billigend in Kauf genommen. Ob sie einen Teil der Beute erhalten haben, ist laut Staatsanwaltschaft nicht bekannt.

Am ersten Verhandlungstag war keiner der Angeklagten bereit eine Aussage zu machen, damit wird die Hauptverhandlung unterbrochen. Es sind elf weitere Verhandlungstage angesetzt.

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