Gewerkschaft verteidigt Acht-Stunden-Tag in Weiden

Gewerkschaft verteidigt Acht-Stunden-Tag in Weiden

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt in der Nordoberpfalz vor einer Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit. Nach Berechnungen des Pestel-Instituts leisten die Beschäftigten in Weiden pro Tag rund 124.000 Arbeitsstunden, im Landkreis Neustadt/WN rund 134.000 und im Landkreis Tirschenreuth rund 117.000 Stunden. Die NGG verbindet die Zahlen mit einem Appell an die Politik und mit Hinweisen auf gesundheitliche Risiken langer und unplanbarer Arbeitstage.

Arbeitsbelastung in Weiden, Neustadt/WN und Tirschenreuth

In Weiden betont die Gewerkschaft den Umfang der täglichen Arbeitsleistung quer durch Handwerk, Industrie, Dienstleistungen und Handel. “Das ist das große Fleißpensum der Stadt – die ‘Tages-Stechuhr von Weiden in der Oberpfalz’. Viele schieben täglich Überstunden. Und auch Schichtarbeit ist eine Riesenherausforderung für die Beschäftigten: Gerade der Wechsel von Früh-, Tages-, Spät- und Nachtschicht reibt viele Menschen auf”, sagt Rainer Reißfelder von der NGG.
Die Gewerkschaft kritisiert Vorstöße auf Bundesebene, die den Acht-Stunden-Tag aufweichen würden. “Der Bund will den 8-Stunden-Tag kippen. Künftig sollen 12-Stunden-Schichten möglich sein. Das darf auf keinen Fall passieren”, so Reißfelder. Die NGG ruft ihre Mitglieder dazu auf, sich an der DGB-Kampagne “Mit Macht für die 8” zu beteiligen.

Gesundheitliche Risiken bei langen Schichten

Mit Blick auf gesundheitliche Folgen warnt die NGG vor “zu viel Arbeit am Stück”. Wer regelmäßig mehr als zehn Stunden am Tag oder über vierzig Stunden in der Woche arbeite, spüre das: “Es fängt mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl an”, so Reißfelder. “Viele Beschäftigte ignorieren diese Signale. Richtig schlimm wird es, wenn Überstunden in Dauerschleife zu einem Burnout, zu Depressionen, Diabetes oder zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen”, ergänzt er.
Besonders kritisch sieht die Gewerkschaft wechselnde Schichtsysteme. “Vor allem Früh-, Spät- und Nachtschichten bringen die innere Uhr enorm durcheinander. Wenn die dann noch im Wechsel laufen, wird es für die Gesundheit schnell kritisch”, sagt Reißfelder. “Rückenschmerzen, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit sind typische Phänomene bei der Arbeit in wechselnden Schichten”, so seine Einschätzung; gut die Hälfte der Beschäftigten klage über Schlafstörungen.

Unfallgefahr und Studienlage

Aus Sicht des Arbeitsschutzes verweist die NGG auf steigende Unfallrisiken mit zunehmender Schichtdauer. “Denn das Unfallrisiko steigt nach 8 Stunden stark an. Die Ermüdung nimmt zu, die Konzentration ab. 10 Stunden und mehr am Stück sind hoch riskant. Ab der 12. Stunde passieren statistisch doppelt so viele Unfälle wie bei einem 8-Stunden-Tag”, sagt Reißfelder.
Die Gewerkschaft stützt sich dabei auf arbeitsmedizinische Untersuchungen und verweist auf Zusammenhänge mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine hohe Wochenarbeitszeit erhöhe das Schlaganfallrisiko den Angaben zufolge um 10 Prozent bei 41 bis 48 Wochenstunden und um 33 Prozent bei 55 oder mehr Wochenstunden.

Vereinbarkeit und politische Forderungen

Längere tägliche Arbeitszeiten erschweren nach NGG-Angaben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Reißfelder stellt die Frage: “Wer holt das Kind aus der Kita ab oder unterstützt pflegebedürftige Angehörige, wenn überlange und unplanbare Arbeitstage die Regel sind?”
Die NGG spricht sich deshalb klar gegen Änderungen am Arbeitszeitgesetz aus. “Hände weg vom Arbeitszeitgesetz” lautet der Appell, den Reißfelder an die Politik adressiert. “Denn zum guten Gesundheitsschutz gehört, dass die maximale Arbeitszeit pro Tag ordentlich geregelt ist: Am 8-Stunden-Tag darf keiner rütteln. Wer die Tageshöchst-Arbeitszeitgrenze aus dem Gesetz streicht, sägt an einem zentralen Pfeiler des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Das müssen die Bundestagsabgeordneten aus Weiden in der Oberpfalz und der Region wissen und mit nach Berlin nehmen”, fordert er und richtet seine Botschaft ebenso an die Abgeordneten aus dem Landkreis Neustadt/WN und dem Landkreis Tirschenreuth.