OTH Amberg-Weiden
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Vier Weidener mit zwei Wohnmobilen in der Bretagne und an der Loire

Weiden. Der Nordwesten Frankreichs lässt sich ideal mit dem Wohnmobil erkunden. Neben schroffen Felsküsten und malerischen Städten besticht die Bretagne mit Geschichte und Kultur. Es lohnt sich der Rückweg über die Schlösser der Loire.

Vier Weidener mit zwei Wohnmobilen in der Bretagne und an der Loire

Maison du Gouffre bei Plougrescant. Foto: Helmut Kunz
Mont-Saint-Michel. Foto: Helmut Kunz
Finistère am Ende der Welt. Foto: Helmut Kunz
Saint Malo. Foto: Helmut Kunz
Fort la Latte – die Kulisse für den Hollywood-Film “die Wikinger” mit Kirk Douglas und Tony Curtis. Foto: Helmut Kunz
Quiberon – Côte Sauvage. Foto: Helmut Kunz
Cap Fréhel. Foto: Helmut Kunz
Felsenküste am Ärmelkanal. Foto: Helmut Kunz
Locronan. Foto: Helmut Kunz
Quiberon – Pointe du Conguel. Foto: Helmut Kunz
Quiberon – Côte Sauvage. Foto: Helmut Kunz
Quiberon – Côte Sauvage. Foto: Helmut Kunz
Carnac. Foto: Helmut Kunz
Schloss Azay-le-Rideau. Foto: Helmut Kunz
Schloss Chenonceau. Foto: Helmut Kunz
Schloss Chambord. Foto: Helmut Kunz
Schloss Chambord. Foto: Helmut Kunz

Freunde hatten uns schon vorgewarnt: Vor dem Maison du Gouffre bei Plougrescant stehen stets zwei Autos. Offenbar gehören sie den Eigentümern – und nicht wenige vermuten, dass sie damit gezielt versuchen, Hobbyfotografen den perfekten Schnappschuss zu vermiesen. Dabei ist das kleine Haus, das auf Deutsch “Schlund-Haus” heißt, ein Postkartenmotiv und weltberühmt: Eingeklemmt zwischen zwei monumentale, zerklüftete Granitfelsen scheint es fast, als würde das Gebäude von der Natur in die Zange genommen.

Fast märchenhafte Kulisse

Diese bizarre, fast märchenhafte Kulisse zieht jedes Jahr unzählige Besucher in ihren Bann – uns eingeschlossen. Und tatsächlich: Als wir ankommen, stehen sie da – die zwei Autos. Direkt vor dem Haus, als wollten sie demonstrativ sagen: Dies ist kein Museum, sondern ein bewohntes Zuhause. Doch selbst diese modernen Störenfriede können den Zauber des Ortes nicht wirklich trüben. Das Zusammenspiel von Naturgewalt und menschlicher Behausung ist einfach zu faszinierend.

Maison du Gouffre

Mit dem Fahrrad sind es knapp zehn Minuten zum Maison du Gouffre. Vorausgesetzt man residiert auf dem Campingplatz “Le Varlen”, nur einen Steinwurf von der Küste entfernt. Wir lassen unsere Räder auf der schmalen Dorfstraße bergab zum Meer laufen. Erst links auf einer Art Radweg, dann rechts, keine 300 Meter weiter, taucht hinter grünen Farnen und Sträuchern das markante Gebäude auf. Es ist eingekeilt zwischen Felsen, einem Tümpel und dem Ärmelkanal. Wir hören die Brandung gegen die Klippen schlagen. Ob das Maison du Gouffre überhaupt bewohnt ist, lässt sich sicher nicht feststellen.

Mont-Saint-Michel

Inzwischen haben wir 1.380 Kilometer mehr auf dem Tacho, als noch vor fünf Tagen, als wir – vier reiselustige Weidener mit ihren beiden Wohnmobilen – in der Oberpfalz zu unserer knapp zweiwöchigen Bretagne-Tour aufgebrochen waren. Drei bretonische Höhepunkt haben wir schon besichtigt. Was so nicht ganz stimmt. Le Mont-Saint-Michel gehört streng genommen noch zur Normandie. Auf der A 6 ging es über Nürnberg nach Saarbrücken, dann auf mautfreien Schnell- und Staatstraßen Richtung Nancy und Paris. Zwei Zwischenübernachtungen später, unter anderem in Fougères, wo der Stellplatz unterhalb der malerischen Stadtmauer nur drei Euro kostete, erreichten wir den ersten Höhepunkt unserer Reise, nämlich Mont-Saint-Michel.

ACSI-Campingcard zahlt sich aus

Unsere ACSI-Campingcard zahlt sich wieder einmal aus. Sie erlaubt uns, verbilligt auf ausgewählten Campingplätzen während der Vor- und Nachsaison zu übernachten. Auch die preisgünstigen Aires, wie die Stellplätze in Frankreich heißen, sind oft wunderschön gelegen. Der Ort Beauvoir bei Saint Michel besitzt einen großräumigen Stellplatz und daneben den wunderschönen ACSI-Campingplatz “Aux Pommiers” mit sauberen Sanitäranlagen und einem überdachten Pool. Die Ausgangslage ist optimal. Das Inseldorf im Wattenmeer liegt keine drei Kilometer entfernt und ist mit dem Rad oder zu Fuß auf einem Damm zu erreichen. Man kann auch für die letzten Meter den Shuttlebus über die Brücke nehmen.

Saint-Malo

Beim Rundgang durch die engen, verwinkelten Gassen fühlt sich der Besucher ins Mittelalter zurückversetzt. Wer schon einmal hier ist, sollte unbedingt auch die mächtige, frühere Klosteranlage La Merveille mit seiner Abtei im normannischen Baustil besuchen. Leider wurde Mont-Saint-Michel mit seiner malerischen Kulisse an diesem Abend, es war ein Sonntag, nicht beleuchtet. Rund 50 Kilometer westlich liegt das bretonische Saint-Malo mit seinem originalgetreu wiederaufgebauten Stadtkern und den Befestigungsanlagen. Wir übernachteten auf dem Chateau-Campingplatz “Domaine de La Ville Huchet” mit Restaurant und toller Poolanlage. Mit dem Rad zum Stadtkern waren es rund fünf Kilometer.

Zoigltermine
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Galette bretone mit Schinken, Käse und Ei

Man sollte hier unbedingt das herzhafte Galette bretone kosten, dieses dünne Crepe aus Buchweizenmehl, gerne mit Schinken, Käse und Ei belegt. Saint-Malo wurde 56 vor Christus von Caesars Truppen eingenommen, später von Karl dem Großen. Und auch die nachfolgende Geschichte war ziemlich wechselhaft. Unter anderem bot die Hafenstadt Korsaren Unterschlupf. Von der Stadtmauer aus sieht man bei gutem Wetter im Westen die Landzunge von Cap Fréhel mit dem Leuchtturm. Das sollte unser nächster Anlaufpunkt sein: 43 Straßenkilometer von Saint-Malo entfernt.

Drehort des Hollywood-Klassikers “Die Wikinger” mit Kirk Douglas

Rund drei Kilometer vor dem Kap schmiegt sich eine alte Festung an die Klippen. Fort la Latte befindet sich im Besitz der Grimaldis, kann aber für 8,50 Euro besichtigt werden. Für Kinofreaks interessant ist, dass diese gewaltige Steinburg Kulisse für den 1958 gedrehten Film “Die Wikinger” mit Kirk Douglas, Tony Curtis und Janet Leigh in den Hauptrollen war. Unbedingt einen Besuch wert ist das Vogelschutzgebiet Cap Fréhel, das aus rötlichem Sandstein und schwarzem Schiefer besteht und dessen Klippen 70 Meter tief steil ins Meer hinabstürzen. Besonders reizvoll ist hier der Besuch im Frühling, wenn die Blumen blühen.

Stellplatz mit Stromanschluss in den Dünen

Bis Plougrescant mit seinem berühmten Felsenhaus waren es jetzt noch 80 Kilometer. Weitere 100 Kilometer weiter befindet sich das “Ende der Welt”. Das traumhaft schöne Departement Finistère mit seiner schroffen Felsküste und seinen lieblichen Heidelandschaften liegt im äußersten Nordwesten Frankreichs. Bei Plouarzel im Ortsteil Trézien finden wir einen wunderschönen Stellplatz mit Stromanschluss und Seeblick in den Dünen.

Locronan – eine beliebte Filmkulisse

Um nicht zu allzu früh in Locronan anzukommen – die direkte Entfernung beträgt 88 Kilometer – machen wir noch einen kleinen Umweg über die Crozon-Halbinsel, südlich von Brest. Hier wollen wir noch einmal ein Stück Steilküste erleben. Locronan sollte man am besten in den frühen Morgenstunden besichtigen. Zu diesem Zeitpunkt sind nur wenige Menschen unterwegs und man kann das mittelalterliche Städtchen auf sich einwirken lassen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Hier wurden 1966 alle Old-Bristol-Aufnahmen für den ZDF-Vierteiler “Die Schatzinsel” gedreht. Ferner filmte hier Roman Polański 1979 das Oscar-prämierte Drama “Tess”, mit der jungen Nastassja Kinski in der Hauptrolle. Übernachtet wird auf dem “Camping Locronan”, keine 300 Meter vom Dorfzentrum entfernt.

Verschlossene Türen bei “Kommissar Dupin”

In der Bischofsstadt Quimper legen wir nur einen kurzen Foto-Stopp ein, besuchen hier die gotische Kathedrale und die malerische Altstadt. Denn 20 Kilometer südöstlich von Quimper liegt Concarneau, unser geplantes Tagesziel. Für TV-Konsumenten gilt Concarneau als die Hauptzentrale von “Kommissar Dupin” aus der gleichnamigen Fernsehserie. Leider sind alle Campingplätze in der Stadt belegt. Wir hätten reservieren sollen. Wir versuchen auf Stellplätze auszuweichen. Einer befindet sich im Zentrum, gleicht aber einer Bauschutthalde. Der andere liegt zu weit außerhalb, hinter dem Industriehafen.

Künstlerstädtchen Pont-Aven und fangfrische Flachaustern

Wir ändern unseren Plan und fahren stattdessen nach Pont-Aven. Das kleine Städtchen ist als Künstlerort bekannt und bietet Besuchern eine malerische Kulisse. Bis noch vor zehn Jahren hatte auch Marc di Napoli, der Huckleberry Finn aus dem ZDF-Adventsvierteiler von 1968, hier sein Atelier. Heute erinnert eine Tafel an den Schauspieler und Maler. Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz du Chateau de Belon, wenige Meter oberhalb des gleichnamigen kleinen Hafens, der bekannt ist für seine fangfrischen und preisgünstigen Flachaustern.

Camping am Sportflugplatz

Bis Quiberon legen wir keine Zwischenstopps mehr ein. Es ist langes Wochenende wegen eines Feiertags und wir befürchten, dass wir bei der Campingplatzsuche einmal mehr das Nachsehen haben werden. Bis Quiberon sind es nur hundert Kilometer auf einer Schnellstraße. Der erste Platz ist schon einmal belegt. Nous sommes désolés, heißt es. Aber die Auswahl ist groß. Beim zweiten Versuch klappt es schon. Unser Platz befindet sich neben einem Sportflugplatz, liegt aber günstiger als der erste, keine 200 Meter vom Meer entfernt. Und zum Pointe du Conguel, einem Naturparadies im Süden der Halbinsel, sind es keine fünf Minuten mit dem Fahrrad.

Zwei Tage in Quiberon

 Vorbei am Hotel Sofitel, wo Romy Schneider 1981 dem Sternreporter Michael Jürgs ihr berühmtes Interview gab – die Geschichte wurde 2018 mit Objektiven der Weidener Firma Vantage unter dem Titel “3 Tage in Quiberon” – sind es nur wenige hundert Meter zum Port de Quiberon mit seinen netten, kleinen Restaurants entlang des Sandstrandes. Fährt man in die andere Richtung, erreicht man nach wenigen Minuten den Yachthafen.

Einfach traumhaft: Côte Sauvage

Wenige Kilometer nördlich, neben der vielbefahrenen Straße gibt es einen Radweg, liegt die Côte Sauvage. Eine tolle Küstenlandschaft und Filmkulisse. Hier wurden 1966 Außenaufnahmen für den 1. Teil der “Schatzinsel” mit Michael Ande und Ivor Dean in den Hauptrollen gedreht. Wir besuchen später noch den “Admiral Benbow”, die Kneipe aus dem Film in der Nähe von Carnac. Die genauen Koordinaten werden hier nicht genannt, weil sich das Gebäude in Privatbesitz befindet.

Megalithstätte von Carnac

Auch in Carnac wird derzeit die Zufahrt neu gebaut. Es gibt Umleitungen im Ort. Nichtdestotrotz ist die Megalithstätte unbedingt einen Besuch wert. Der geräumige Parkplatz neben dem Museum ist kostenlos. Auf dem weiteräumigen Areal erstrecken sich 3000 Menhire in allen Größen. Im Museum werden 450000 Jahre Menschheitsgeschichte aufgerollt. Was genau der Zweck der “Hinkelsteine” war, darüber rätseln Wissenschaftler heute noch.

Wasserschloss Azay-le-Rideau

Stellt sich nun die Frage: Wie gestalten wir die Heimreise. Entscheiden wir uns für die Rückkehr auf gleichem Weg. Oder für die Route über die Loire-Schlösser. Von der Entfernung her ist da nicht viel um. Nach Azay-le-Rideau mit seinem Wasserschloss sind es 350 Kilometer. Das ist trotz der Besichtigung von Carnac leicht zu schaffen. Wir tanken voll – die Dieselpreise in Deutschland und Frankreich sind beinahe identisch – und erreichen den kleinen Ort am späten Nachmittag. Unmittelbar neben dem Schloss gibt es einen Stellplatz und gleich daneben einen nur geringfügig teureren ACSI-Campingplatz. Die Stromversorgung auf dem Stellplatz scheint defekt zu sein, deshalb nehmen wir den Campingplatz, mit seinem Stromanschluss und Sanitäreinrichtungen.

Kostbare Möbel, Gemälde und Wandteppiche

Das Renaissance-Schloss Azay-le-Rideau, das wir in den folgenden Morgenstunden besichtigen, zählt zu den bekanntesten im Loire-Tal. Die ehemalige Burg aus dem Hochmittelalter wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts zerstört und Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem Schloss umgebaut. Ursprünglich sind nur noch Treppenhaus und Küche. Die übrigen Räume sind nach historischem Geschmack, zum Teil mit kostbaren Möbeln, Gemälden und Wandteppichen, neu eingerichtet.

Wo Ludwig XIV. übernachtete

Schloss Chenonceau erreichen wir noch am selben Nachmittag. Der Parkplatz ist wieder kostenlos. 18 Euro kostet der Eintritt. Der Besuch ist allemal zu empfehlen, zumal eine Galerie über den Fluss Cher führt, was dem Schloss seine ganz besondere Note gibt. Nicht umsonst besichtigen jährlich 800.000 Besucher die Anlagen. Sonnenkönig Ludwig XIV. war hier ebenfalls Gast. Geprägt wurde das Schloss von Katharina von Medici und der Mätresse Heinrich II., Diane de Poitiers. Beide Frauen gestalteten auch die wunderschönen Gartenanlagen. Leider beeinträchtigen heute Kanufahrer auf der Cher das Bild.

Eine Nacht hinter Schloss Chambord für nur 12 Euro

Die Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz hinter Schloss Chambord. Der Platz kostet nur 12 Euro, ermöglicht es aber den Wohnmobilisten, das Schloss nachts beleuchtet zu sehen. Auch nur in den Abendstunden ist es möglich, den Schlossgarten für sich alleine zu haben. Die Schlossbesichtigung ist natürlich ein Muss. Das Interieur ist hier zwar nicht so opulent, wie das in Azay-le-Rideau oder Chenonceau. Dafür glänzt Chambord mit seiner Architektur. Unter anderem mit der Doppelwendeltreppe, die Leonardo da Vinci entworfen hat und um die der komplette Komplex erbaut wurde.