Zum Sterben schön - Musikkabarett zeigte den Tod von der humoristischen Seite
Zum Sterben schön - Musikkabarett zeigte den Tod von der humoristischen Seite
Der Tod gehört zum Leben und dem Tod den Schrecken nehmen, das war die Botschaft, die „Karin Simon & Band“ eindrucksvoll mit ihrem Musik-Cabaret „Zum Sterben schön“ im voll besetzten Pfarrheim Tännesberg auf die Bühne brachten. Mit deftigem Humor, nachdenklichen Beispielen aus der Alltagspraxis, aber nie pietätlos, brachten Karin Simon, Frank Wendeberg, Isolde Baldauf und Monika Zintl das begeisterte Publikum zum Nachdenken, aber auch zum schwungvollen Mitmachen. „Wir sollten uns jetzt scho vorbereiten, dass am Schluss niat goa so gach wird“, empfahl Karin Simon den Besuchern zu Beginn und meinte, dass am Schluss oft als Letztes ein Lächeln bleibt.
Auf das Ableben vorbereiten
Das Sterben kann man schon vorher gestalten. Am Schluss läuft der „Film“ nochmal ab und bringt uns in Erinnerung, wie wir unser Leben gestaltet haben. Genießt deshalb das Leben, tanzt, singt, tut, was Spaß macht und pfeift auf die Kalorien, dann kann man mit dem „Sensenmann“ im Tangoschritt losgelöst hinüber tanzen. Wie eine Freundin ihre Beerdigung schon jetzt organisiert hat, erzählte sie der andern. Vom Sarg bis zur Kleidung und einer Visagistin war festgelegt. Nur das Testament fehlte noch und überlegte. Je mehr sie sich damit beschäftigte, wurde der letzte Wille eher zu einer Abrechnung mit den Hinterbliebenen. So sollte unter anderem die Spülmaschine zur Erinnerung ihr Mann bekommen und die Nichte letztlich gar nichts, da sie sich zeitlebens auch nicht um sie gekümmert hat. Am besten ist, kam sie zur Überzeugung, ich verbrauche mein Geld selber und ließ das mit dem Testament sein.
Erkenntnisse nach dem Leichenmal
Mit dem Leichenmahl ist das auch so eine Sache. Zwei Rentnerinnen, die sich die Todesanzeigen in der Zeitung anschauen und dann eine passende Beerdigung aussuchen, um durchs Leben zu kommen, unterhalten sich und stellen fest, dass sie zu viel gegessen haben. Sicherheitshalber hat aber eine auch eine große Tupperbox, eingeteilt in die verschiedenen Gänge, mitgebracht, um auch für später etwas zu haben. Mit der Melodie von „Living next door to Alice“ erzählte die Witwe des Verstorbenen das Zusammenleben mit ihrem Mann, der sich letztlich mit von ihm selbst gesammelten Pilzen vergiftete.
„Und jetzt machen wir Pause, in der es auch Pilzaufstriche für die mitgebrachten Männer gibt“, unkte Karin Simon und wünschte guten Appetit. Selbstverständlich hatte der Frauenbund, der die Veranstaltung organisierte, auch noch andere kulinarische Köstlichkeiten mit einem passenden Getränk zu bieten,
Ein lebensmüder junger Mann, der immer wieder Schluss machen wollte, wurde vom Leben immer wieder aufgehalten. Sein geplagtes Gewissen hinderte ihn immer wieder daran, denn er hatte geheiratet, Kinder groß gezogen und als sie ausgezogen sind und er alleine war, hat er sich sogar um einen kranken Hund gekümmert, um nicht einsam zu sein. Letztlich ist er „ganz normal“ verstorben.
Was soll man sagen
Wie man sich Trauernden gegenüber verhalten soll, ist für viele ein Problem, haben sogar Angst davor, das Falsche zu sagen. So erging es einer Freundin, die eine trauernde Witwe mit Selbstzweifeln im Café sitzen sah und ihr schließlich per App Hilfe anbot. Enttäuscht stellte sie fest, dass ihr Floskeln und gute Ratschläge nicht helfen, sondern ein Mensch, der einem in der Traurigkeit bleibt. Und wenn man nicht weiß, was man sagen soll, dann sagt einfach: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Das Leben im Heim ist auch kein Zuckerschlecken. Alles tut weh, vieles kann man nicht mehr tun und die Pflegerinnen haben keine Zeit und sind immer getaktet. Mit „Yesterday“ von den Beatles klagt Frau Müller ihr Leid und will nur noch heim, heim zum „Himmelvater“ und macht sich aus dem Heim auf und davon.
Trauer findet im Innersten statt
Trauer findet im Innersten statt. Aufgeräumt wurde auch mit Klischees. Wer hat mir zu sagen, wie ich trauern soll? Welche Kleidung, vor allem schwarze, habe ich anzuziehen und welche Miene muss ich aufsetzen, um nicht ins Gerede zu kommen? War doch der oder die Verstorbene ein fröhlicher Mensch und wollte auch so in Erinnerung behalten werden. Da passen diese Äußerlichkeiten nicht zusammen. Die Trauer und deren Bewältigung finden im Innersten statt.
Ballast abwerfen, los lassen können und sich Stück für Stück entlasten, denn das letzte Hemd hat keine Taschen, dann fällt der Abschied leichter.
Einen „todsicheren Tipp“, wie man dem Tod ein Schnippchen schlagen kann, gab Karin Simon nach einigen Zugaben noch mit auf den Weg. „Wascht eure Füße nicht, denn mit schmutzigen Füßen lässt euch Petrus nicht durch die Himmelstür.“
„Des Sterm war eigentlich niat so schlimm, wenn ma’s niat so ernst nehma dad“, hörte man öfter beim Hinausgehen von den begeisterten Besuchern.
Wer „Karin Simon & Band“ heuer in unserer Nähe noch erleben will, hat im April in Regensburg (im “leeren Beutel”) und im November in Windischeschenbach (Schafferhof) dazu Gelegenheit.





