Andy Sauerwein zappelt durchs Kulturbahnhof-Programm
Andy Sauerwein zappelt durchs Kulturbahnhof-Programm
Der Kerl im Kasperl-Anzug mit den Adidas-Tretern an den Füßen traute sich was. Im Lerchenfeld, in der finstersten Oberpfalz, outete sich Andy Sauerwein doch glatt als Unterfranke. “Buhh!” schallte es durchs “Parapluie”. Vor allem, weil er noch einen draufsetzte: “Ich komm’ nicht aus Bayern”, sagte er. “Ich komm’ aus Franken, das ist ganz wichtig.” Aus einer für Sprachwissenschaftler hochinteressanten Region. Dort prallten nämlich gleich drei Dialekte aufeinander: Badisch, hessisch und fränkisch. Er spreche “fressisch”, wie er sagte. Da, wo er herkomme, würden die Dialektgrenzen quer durch die Häuser laufen. “Da gibt’s einzelne Familien, die verstehen sich nicht mal untereinander.”
Als Klosterschüler in Lohr am Main
Seine Schulzeit verbrachte Klein-Andy in einer Klosterschule in Lohr am Main. “Streng katholisch. Sieben Jahre lang.” Bedrückende Stille im Raum. “War da was?” Sauerwein: “Nichts, von Missbrauch keine Spur. Wenn du da deine ganze Pubertätszeit verbringst, ist das schon eine herbe Enttäuschung. Da liegst du nachts wachst und denkst dir: Wo bleiben jetzt die Nonnen?” Seit seinem Comedy-Debüt vor über zehn Jahren war Andy Sauerwein nicht untätig. Er kann auf einiges zurückblicken: 25 Kreuzfahrten, zehn Kleinkunstpreise, fünf Soloprogramme und vier Beziehungen liegen hinter ihm.
“So was gibt man doch nicht zu”
Seine Inhalte lebten auch auf der “Kulturbühne im Kulturbahnhof” von Überraschungen und vom plötzlichen Wechsel zwischen Rückblick und Aktuellem, Ernst und Komik, Pommes und Mayo. Als Beispiel nannte er die erfundenen Vorwürfe von Gil Ofarim. “Da haben alle Politiker reagiert und gesagt: So was gibt man doch nicht zu.” Ein Soloabend mit ihm war wie ein langer Flirt an einem lauen Sommerabend auf einer Picknickdecke am Strand, mit einer Blaskapelle im Hintergrund.
Es waren die kleinen Alltagsdinge, die Sauerwein am Keyboard aufgriff. Er, der im Supermarkt immer an der falschen Kasse ansteht. Das erste Bobbycar, ein Anruf bei der Telefonhotline, ein Brötchenkauf beim Bäcker. Seine oft boshaften Inhalte verpackte er charmant und flink.


