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Auf Bäume klettern in der Max-Reger-Halle

Zürich. Die DAKAR Produktion zeigt mit Auf Bäume klettern eine Adaption von Tolstois Der Tod des Iwan Iljitsch mit Puppen und Menschen. Premiere ist am 5. Dezember 2024 um 20 Uhr im Theater Stadelhofen, Zürich.

Zürich. Die DAKAR Produktion zeigt mit Auf Bäume klettern eine Adaption von Tolstois Der Tod des Iwan Iljitsch mit Puppen und Menschen. Premiere ist am 5. Dezember 2024 um 20 Uhr im Theater Stadelhofen, Zürich.
Foto: Mina Monsef

Auf Bäume klettern in der Max-Reger-Halle

Auf Bäume klettern – DAKAR Produktion, frei nach Tolstois „Der Tod des Iwan Iljitsch“: Iwan hat alles erreicht: Karriere, Familie, Status, die richtigen Freunde. Zeitlebens hat er allen Erwartungen entsprochen und sich dabei das Leben erfolgreich vom Leibe gehalten. Ein lächerlicher Unfall bringt das Gebäude seiner Existenz ins Wanken und zwingt ihn, auf eine innere Reise zu gehen – seine erste und letzte.

Künstlerisches Team und Premiere

Konzept, Text, Spiel: Delia Dahinden, Anna Karger. Regie: Alberto García Sánchez. Live-Musik und Komposition: Balts Nill. Dramaturgie: Dominik Busch. Bühnenbild: Lukas Roth. Puppenbau: Delia Dahinden. Lichtkonzept: Antje Brückner. Fotos: Mina Monsef. Grafik: Lars Klingenberg. Produktionsleitung: Monika Manger.

Premiere: 5. Dezember 2024, 20 Uhr, Theater Stadelhofen, Zürich. Weitere Termine: 6. Dezember 2024, 19 Uhr, Theater Stadelhofen, Zürich; 7. Dezember 2024, 19 Uhr, Theater Stadelhofen, Zürich; 8. Dezember 2024, 18 Uhr, Theater Stadelhofen, Zürich; 10. Januar 2025, 20.15 Uhr, ThiK Theater im Kornhaus, Baden; 11. Januar 2025, 20.15 Uhr, ThiK Theater im Kornhaus, Baden; 14. März 2025, 20.15 Uhr, La Marotte, Affoltern am Albis.

Die Produktion wurde unterstützt von: Stiftung Anne-Marie Schindler, Schweizerischer Interpretenstiftung, Stadt Zürich Kultur, Ernst Göhner Stiftung, Walter Haefner Stiftung, Stadt Uster.

Thema: Umgang mit dem Tod

Im Stück „Auf Bäume klettern“ thematisiert DAKAR den Umgang mit dem Tod. Zugrunde liegen eine literarische Vorlage sowie Recherchen aus dem Umfeld. Für unser Bewusstsein ist der Tod absurd und bleibt unfassbar. Aber er lässt uns nicht ruhen. Das Wissen um unsere Sterblichkeit ruft starke, widersprüchliche Emotionen hervor.

Das Bedürfnis, das Unfassbare begreifbar zu machen, manifestiert sich in den verschiedensten Lebensbereichen: Es hat die Menschheit zu Kunstwerken inspiriert, verschiedene Formen der Erinnerungskultur und zum Teil sehr ausgefeilte Jenseitsvorstellungen entstehen lassen. Auch die Überlegung der Stoiker – dass der Tod uns egal sein kann, weil wir ja, wenn er eintritt, nicht mehr vorhanden sind – ist ein weiterer Versuch, unsere Angst vor dem Tod zu bändigen.

Zoigltermine
Zoigltermine

Literarische Vorlage: Tolstois Novelle

Den Anstoss zum Projekt gab uns die Novelle «Der Tod des Iwan Iljitsch» von Leo Tolstoi, erschienen 1886. Tolstoi erzählt von Leben, Karriere, Krankheit und Sterben des Iwan Iljitsch Golowin, eines angesehenen, erfolgreichen Staatsanwalts.

Als Psychogramm der Hauptfigur ist die Erzählung unvermindert aktuell. Iwan Iljitsch durchläuft all die Stadien von Verleugnung, Auflehnung, Wut, Verzweiflung bis zum Akzeptieren des Todes, die auch von der modernen Sterbeforschung beschrieben werden.

Der Protagonist führt ein von Konventionen und Ehrgeiz bestimmtes Leben. Er steigt in der Beamtenpyramide des Zarenreichs auf und erkrankt just zu dem Zeitpunkt, als er für sich und seine Familie eine zufriedenstellende Position erreicht hat. Zunächst nimmt er seine Beschwerden kaum wahr; als sie stärker werden, verdrängt er sie. Schliesslich sucht er doch einen Arzt auf, und es beginnt ein Prozess der allgemeinen Verleugnung und Heuchelei: Fachleute machen ihm falsche Hoffnungen, Kollegen und Familie umspinnen ihn mit Lügen, heucheln Zuversicht, wo Mitgefühl gefragt wäre.

Als Schwerkranker, später als Sterbender, durchläuft er einsam einen qualvollen Prozess, in dem sich schrittweise die Erkenntnis durchsetzt, dass es zu Ende geht. Im Rückblick zeigt sich ihm sein ganzes Leben als hohl. Lichtblicke bilden nur die wenigen echt menschlichen Beziehungen, die er erlebt hat.

Stückentwicklung in der DAKAR-Werkstatt

Aus Schaumstoff geschnitzt, überzogen, von Hand abgenäht und modelliert, nimmt das Gesicht Form an und beginnt zu leben.

Die Gruppe DAKAR Produktion mischt in ihren Stücken Schauspiel und Figurenspiel. Das ermöglicht eine vielschichtige Erzählweise mit Brüchen und wechselnden Ebenen. Die Figuren, meist lebensgrosse Klappmaulpuppen, werden eigens für jedes Stück von Delia Dahinden gebaut.

Puppen als Protagonisten gewähren den Betrachtenden ein besonderes Mass an Freiheit: Wer sich einmal darauf eingelassen hat, die tote Materie als Handlungsträger*in zu akzeptieren, kann sich umso tiefer in die dargestellten Situationen oder Gemütslagen hineinversetzen und sie aus der eigenen Erfahrungswelt ergänzen. Die Gruppe sucht für jeden neuen Stoff ihre ganz eigene Umsetzung. Sie arbeitet dabei mit ausgedehnten Improvisationen.

Nach einer Vertiefung ins Thema beziehungsweise in eine literarische Vorlage wird improvisiert. Es entstehen viele Stunden Videomaterial, das dann gesichtet und aus dem die gelungenen Passagen transkribiert werden. Aus diesem Material entwickelt sich – in enger Zusammenarbeit mit Regie und Dramaturgie – der definitive Text und der Aufbau des ganzen Stücks.

DAKAR Produktion: Profil und Förderung

DAKAR Produktion wurde 2014 von Delia Dahinden, Anna Karger und Lukas Roth gegründet. 2015 fand die erste Premiere statt, 2025 feiert DAKAR zehnjähriges Bestehen. Der Name DAKAR ist aus den drei Nachnamen der Gründer:innen zusammengesetzt (DAhinden – KArger – Roth) und versinnbildlicht – im Anklang an die Rallye Paris-Dakar – das Wagnis, gemeinsam eine weite und strapaziöse Reise ins Unbekannte, durch Wüsten und Täler, anzutreten.

Seit der Gründung sind verschiedene Produktionen entstanden, welche in der Schweiz, in Deutschland und Österreich unterwegs sind.

2023: VOM RECHT, LEBENSUNTÜCHTIG ZU SEIN, 23 Szenen nach Erzählungen von Adelheid Duvanel
2023: PUPPENSPRECHSTUNDE, eine Einladung zum Gespräch ohne Ziel und Zweck
2022: KLI-KLA-KLAPPERSTORCH, Familienkurzstück über das Kinderkriegen
2022: SOKO SCHAFSKOPF ERMITTELT, Figurentheater für Kinder ab 7 Jahren zum Thema Umwelt
2020: IM SYSTEM, inszenierte Lesung zur Kunst des bürokratischen Leerlaufs
2019: MIT DER ZEIT MUSS MAN GEHEN, ein Stück Familie nach Recherchen des Ensembles / Heidelberger Theaterpreis 2024
2017: MATTO REGIERT nach dem gleichnamigen Roman von Friedrich Glauser
2015: ALF Arbeit-Liebe-Freizeit, ein Glückseminar, inszenierte Lesung
2015: HIN IST HIN nach dem Roman «Der ewige Spiesser» von Ödön von Horváth / Heidelberger Theaterpreis 2015

Zweijahresförderung 2024/25 der Stadt Zürich. Aus der Empfehlung der Jury an den Stadtrat: «Delia Dahinden und Anna Karger sind das künstlerische Kernteam von DAKAR Produktion. Sie zeichnen sich aus durch das Zusammenspiel von Puppen und Menschen auf der Bühne, sinnlich erfahrbaren Bildern und der Arbeit mit literarischen Vorlagen. (…) Die Arbeiten basieren auf der Erschaffung einer dem jeweiligen Thema adäquaten Atmosphäre, wobei Figurenspiel, Schauspiel, Text, Musik und Bühnenbau einen gleichwertigen Stellenwert haben. Ihre Produktion «hin ist hin» gewann 2015 den ersten Preis an den Heidelberger Theatertagen. (…) Das breite Können – konzeptionell, künstlerisch und handwerklich – von Dahinden/Karger ist beeindruckend und resultiert in einer künstlerischen Eigenständigkeit wie auch einer inhaltlichen und ästhetischen Relevanz im zeitgenössischen Kontext. (…) In der Zürcher Tanz- und Theaterlandschaft besetzen Dahinden/Karger mit Figurentheater, das sich auch an ein erwachsenes Publikum richtet, eine einzigartige Position und tragen zur Vielfalt der Landschaft bei.»