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Kultur in der NOpf als Standortfaktor (3): Wenn das Dorf der Zukunft kulturell glänzt

Tirschenreuth. Kultur ist kein Sahnehäubchen – sie ist Fundament. Im dritten Teil unseres Gesprächs argumentiert Dr. Maria Rammelmeier, warum kulturelle Infrastruktur in Dörfern nicht nur das Leben schöner macht, sondern auch wirtschaftliche Perspektiven eröffnet.

Kultur in der NOpf als Standortfaktor (3): Wenn das Dorf der Zukunft kulturell glänzt

Regionalforscherin Dr. Maria Rammelmeier in ihrem familienbetriebenen Kulturstadel in Lauterhofen. Foto: Oberpfalz-Marketing

Kulturangebote stärken nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern auch die Attraktivität eines Ortes. „Dort, wo etwas geboten ist, bleiben Menschen lieber – oder kommen zurück“, sagt Dr. Maria Rammelmeier. Gerade für junge Menschen sei das ein Anker. „Wenn das Wirtshaus weg ist, braucht es Alternativen.“

Rammelmeier beschreibt in ihrer Forschungsarbeit aber nicht lediglich die Situation vor Ort, sie gibt auch Empfehlungen ab. „Zuerst einmal, erfasse ich, was es gibt.“ Darauf aufbauend gebe ich Handlungsempfehlungen an die Politik, die Regionalentwicklung oder an Kirchenakteure. „Bayern ist noch nicht so betroffen von kirchlichen Leerständen, aber das wird kommen.“

Bei beiden Landkreisen der nördlichen Oberpfalz, Neustadt/WN und Tirschenreuth, gebe es eine demografische Studie von 2022 vorausberechnet bis 2042, die besagt, dass die Bevölkerung zwischen 2,5 und 5,4 Prozent abnimmt – während für die Oberpfalz insgesamt ein Bevölkerungszuwachs von 3,4 Prozent, in Bayern sogar von 4,6 Prozent erwartet wird.

Kultur bindet die GenZ

Die pessimistische Bevölkerungsprognose wurde von den Landkreisen Neustadt/WN und Tirschenreuth aber auch kritisiert. Durch Rückkehrer wie die Gründer von IGZ, die Ansiedlung von Hidden Champions und die Weiterentwicklung von Global Playern wie BHS Corrugated und Witron habe sich dieser Trend inzwischen gedreht. Inwieweit kann eine anerkannte Kulturszene ein Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität beitragen und etwa dafür sorgen, dass junge Menschen eher zu Hause bleiben wollen?

Rammelmeier könne sich dennoch nicht vorstellen, dass einzelne Unternehmensansiedlungen diesen Trend umkehren könnten. „Für die Kulturszene habe ich qualitativ geforscht, pauschale Aussagen sind deshalb schwierig.“ Allgemein könne man aber festhalten, dass Kultur eine gemeinschaftsfördernde Funktion hat.

Wenn in einer Region etwas geboten ist, kann das die Attraktivität von Orten, den Tourismus steigern und das kann schon ein Bindefaktor für junge Menschen sein.

Dr. Maria Rammelmeier
Wo sich Kultur und Oberpfälzer Natur die Hand reichen: In Maria Rammelmeiers Kulturstadel in Lauterhofen. Foto: Oberpfalz-Marketing

Architekten und digitale Start-ups

Das habe dann letztlich auch einen wirtschaftlichen Impact, weil Unternehmen gut ausgebildete Arbeitskräfte benötigen. Eine andere Seite der Medaille, mit der sie sich in ihrer Forschung zwar nicht explizit beschäftigt habe, sei die Kulturwirtschaft. „Dazu zählt die Architektur, aber auch die Gamingszene.“ Gibt es Anzeichen für die Entwicklung einer solchen Kulturwirtschaft im Dorf, weil Architekten wie der Tirschenreuther Architekt Brückner sagt, ein Architekturbüro kann ich an jedem Ort betreiben.

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Oder weil digitale Start-ups überall funktionieren, wo es schnelles Internet gibt? „Auch dazu habe ich keine Zahlen, aber klar ist das so.“ Und auch die ansässigen Unternehmen profitierten, wenn sie so ein kreatives Potenzial nutzten. Dazu zählten auch Gründungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, auch wenn KI von sich aus noch nicht kreativ sei.

Künstliche Intelligenz kann lediglich den Menschen Impulse geben, die damit arbeiten.

Dr. Maria Rammelmeier

Zukunft durch Zusammenarbeit

In ihrer Forschung zeigt sich: Je enger Kulturakteure, Bürgermeister, Regionalmanagement und Wirtschaft zusammenarbeiten, desto besser funktioniert regionale Entwicklung. „Dort, wo ein Kulturmanagement etabliert wurde, laufen Dinge koordiniert. Wo man sich gegenseitig den Ball zuschiebt und vermeidet Verantwortung zu übernehmen, passiert wenig.“

Die eigene Kulturscheune ihrer Familie ist ein Beispiel: Regionales Programm, überregionale Künstler, familiäre Atmosphäre – ein Ort für alle Generationen. „Kultur muss zugänglich sein, ohne zu verflachen. Und sie darf auch mal mit einem Bier am Tresen enden.“

Maria Rammelmeiers Kulturstadel in Lauterhofen. Foto: Oberpfalz-Marketing

Gegen den Braindrain

Auch Wissenschaft ist Teil der menschlichen Kultur. Rammelmeier arbeitet an einer Hochschule in einer niedersächsischen Kleinstadt. „Meine Uni ist in Vechta, einer Kreisstadt mit 34.000 Einwohnern im ländlichen Raum.“ Wie die OTH Amberg-Weiden kooperiere sie sehr stark mit regionalen Unternehmern, die direkt in die Region hineinwirken. „Kürzlich war der Chef eines großen Schlachtbetriebs da, da kommen super viele Unternehmer.“ Für die Bevölkerung werde so deutlich, dass die Uni einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Region hat.

Kultur schafft nicht nur Identität – sie bindet kreative Köpfe. In Zeiten von Homeoffice und dezentraler Wissensarbeit könne ein gut vernetzter ländlicher Raum Talente halten – und neue anziehen.

Die OTH Amberg-Weiden, kreative Architekten, digitale Gründer, Medien, Design oder die Gamingszene: All das zeigt, wie Potenziale vor Ort gebunden werden können – wenn das Umfeld stimmt.

Dr. Maria Rammelmeier

→ Ausblick: Kulturwirtschaft, Bildung und Demokratie – Ein Essay

Auch das von Papa Rammelmeier gebraute Craftbier ist ein Kulturgut in Maria Rammelmeiers familienbetriebenem Kulturstadel in Lauterhofen. Foto: Oberpfalz-Marketing

„Gesunde Wissenschaftsregion Nordoberpfalz“: Live erleben!

Echo-Podium beim Oberpfalztag 2025

Thema: „Hauptsach‘ g’sund: Gesunde Wissenschaftsregion Nordoberpfalz“
Mit dabei:

  • Prof. Dr. Clemens Bulitta (OTH Amberg-Weiden),
  • Dr. Christian Schmidkonz (Medical Training Center),
  • Dr. Josef Scheiber (BioVariance),
  • Dr. Maria Rammelmeier (Bezirksmedienreferentin & Regionalforscherin)
  • Moderation: Jürgen Herda

Wann: 18. Mai, 11 Uhr

Wo: Zwischen Fronfeste und Museumsquartier, Hochwartstraße 3 in Tirschenreuth.

Jetzt vormerken – und Zukunft mitgestalten!