Dr. Bernhardt
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Vortrag in Weiden beleuchtet Harlem Renaissance und Bonhoeffer

Weiden. Autor und Filmemacher Hellmut Schlingensiepen stellte sein Buch zur Harlem Renaissance vor. Er zeigte, wie Musik, Literatur und Kirche die erste Hochkonjunktur der US-Bürgerrechtsbewegung prägten.

Weiden. Autor und Filmemacher Hellmut Schlingensiepen stellte sein Buch zur Harlem Renaissance vor. Er zeigte, wie Musik, Literatur und Kirche die erste Hochkonjunktur der US-Bürgerrechtsbewegung prägten.
(von links) Dr. Ehrenfried Lachmann (Sprecher Tutzing-Freunde), Buchautor Hellmut Schlingensiepen, Bettina Hahn und Claudia Sörgel (EBW) Foto: Siegfried Bühner

Vortrag in Weiden beleuchtet Harlem Renaissance und Bonhoeffer

Hochkonjunktur der US-Bürgerrechtsbewegung. Die Bürgerrechtsbewegung in den USA erlebte in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis Anfang der 1930er-Jahre einen Aufschwung. Es war eine Phase mit zunehmendem Selbstbewusstsein der heutzutage als „Black People“ bezeichneten US-Amerikaner. Auch auf Dietrich Bonhoeffer hatte diese Bewegung großen Einfluss.

Harlem Renaissance prägte Gesellschaft und Kultur

Weil gegenwärtig Rassismus gegen „Black People“ in den USA leider wieder wächst, wird der Blick auf die US-Gesellschaft in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erneut aktuell. Diese Zeit wird vielfach „Harlem Renaissance“ genannt und prägte in den USA nicht nur das gesellschaftliche Leben, sondern auch Musik, Literatur, Malerei und Theater.

Buchvorstellung in Weiden

Der Autor und Filmemacher Hellmut Schlingensiepen aus Duisburg schrieb darüber das Buch „Die Harlem Renaissance – Black Lives Matter vor 100 Jahren“. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Freundeskreises Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing und des Evangelischen Bildungswerks Oberpfalz stellte Schlingensiepen die Inhalte seines Buches vor und zitierte Passagen daraus. Aus historischen Gründen sprach er am Abend, so wie auch in seinem Buch, nicht von „Black People“, sondern von Schwarzen oder schwarzer Bevölkerung.

Laut Schlingensiepen habe sich damals „ein schwarzes Selbstbewusstsein“ entwickelt, das unter anderem auch auf „im Ersten Weltkrieg kämpfende reine schwarze Bataillone“ zurückzuführen sei. Ein „Wir-Gefühl der schwarzen Bevölkerung“ sei entstanden, das auch „enorme Möglichkeiten für Schwarze in der Gesellschaft“ eröffnet habe.

Kunst, Jazz und Literatur der Harlem Renaissance

Aus dieser Zeit stammt auch die weltweite Verbreitung von Jazz, Blues und Charleston. Damit verbunden waren zum Beispiel Musikschaffende wie Duke Ellington, Louis Armstrong oder Billie Holiday. „Jazz galt als Revolte gegen Unterdrücker“, formulierte Schlingensiepen. New York und insbesondere Harlem sei dafür das Zentrum gewesen, und Radiosender sorgten für weltweite Verbreitung. Allerdings habe sich die Bürgerrechtsbewegung mit dieser Musik nur sehr langsam angefreundet, weil sie laut Schlingensiepen „Schwarze auf die Kunstszene reduzierte“.

Auch Literatur und Malerei gehören zur Harlem Renaissance; als Beispiel wurden der Schriftsteller Langston Hughes oder der Maler Aaron Douglas zitiert. Theaterstücke mit afroamerikanischen Künstlern gehörten ebenfalls zur damaligen Kunstszene. Einen wichtigen intellektuellen Hintergrund für die erste Hochkonjunktur der Bürgerrechtsbewegung lieferte der im Jahre 1903 von William Edward Burghard Du Bois geschriebene Klassiker der amerikanischen Literatur „The Souls of Black Folk“. Im Zuge der Folgen der Wirtschaftskrise ab 1929 endete dann laut Schlingensiepen die Blütezeit der Harlem Renaissance.

Zoigltermine
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Dietrich Bonhoeffer in New York

Ausführlich ging der Autor am Abend auch auf die Verbindung der Harlem Renaissance mit Dietrich Bonhoeffer ein. Der Theologe war von 1930 bis 1931 ein Jahr lang Stipendiat am Union Theological Seminary in New York City. Häufig habe er dabei die von Schwarzen geleitete Abyssinian-Kirche und auch das „Black Harlem“, die schwarze Metropole weltweit, besucht. Bonhoeffer habe erlebt, welche negativen Folgen die Weltwirtschaftskrise gerade für die arme schwarze Bevölkerung hatte. Generell habe es eine enge Verbindung zwischen Kirche und der Harlem Renaissance gegeben, betonte Schlingensiepen.

Bonhoeffer sei auch mit den Künstlern der damaligen Zeit in Kontakt gekommen. In seinen Briefen habe er berichtet: „Wie furchtbar er die Behandlung der Schwarzen vor allem in den Südstaaten findet“, erläutert der Buchautor. Nie wieder habe Bonhoeffer das „Völkische“, so wie in seinen frühen Ansprachen in den 1920er-Jahren, gelobt. „Vielmehr hat er sich in den USA entscheidend verändert und sich zu einem Theologen gewandelt, der sich auf die Seite der Schwachen stellt“, betonte Schlingensiepen.