20 Jahre Osterkerzenbasteln
20 Jahre Osterkerzenbasteln
„Wir machen das seit 20 Jahren“, erklärte Angela Wittmann, die „Steffelbäuerin“ aus Frankenrieth und stellt dabei die schon abgebrannte Osterkerze aus dem Jahr 2003 mit auf den Esszimmertisch, der für zwei Stunden zur Wachsbastelbank umfunktioniert wurde.
Mit dabei, Ingrid Troidl, die frühere Pfarrsekretärin, die für diese Wachsarbeit aus Waldthurn aufs Land gefahren ist. Die beiden Frauen gehören zum „Gründungspersonal aus dem Jahr 2003“ der Waldthurner Osterkerzenherstellung.
Im Kloster inspiriert
„2003 waren wir als Pfarrgemeinderat zusammen mit der Kirchenverwaltung auf Klausurtagung im Kloster der Missionsdominikanerinnen in Strahlfeld bei Roding. Hier wurden wir, Angela Wittmann und ich inspiriert und haben dann das erste Mal eine Osterkerze für die Pfarrei gebastelt“, erklärte Troidl. „Damals saßen wir zwei am Küchentisch bei uns in Frankenrieth, meine Schwiegermama und meine Tochter Franziska haben interessiert und ehrfürchtig zugeschaut“, erinnert sich Angela Wittmann.
2004 Lisa Griesbach dabei
Bei der Klausur war im darauffolgenden Jahr 2004 Lisa Griesbach vom Lennesriether Haselranken dabei, die leider 2010 verstorben ist. „Als Ingrid, Lisa und ich in die Kapelle vom Kloster Strahlfeld gekommen sind, haben wir das Altarbild mit dem Kreuz gesehen und waren uns sofort einig: Das wird das Symbol für die nächste Osterkerze“, sagte Wittmann.
Traurige Zeit
„Im Jahr 2010 saßen wir zum Osterkerzenbasteln im Waldthurner Pfarrheim, waren traurig und haben an die verstorbene Lisa gedacht, gleichzeitig gehofft, dass wir es auch ohne unsere äußerst kreative Freundin schaffen, eine schöne Kerze zu basteln“, erinnert sich Troidl ohne von ihrer Wachsarbeit aufzublicken. Mit einem Bleistift und Lineal bringt sie die gewünschten Formen auf die Wachsplatten, diese werden dann mit einem Messer ausgeschnitten und auf der Kerze aufgebracht.
Seit 12 Jahren Elisabeth Weig dabei
Seit 2011 ist nun Elisabeth Weig, Wittmanns Nachbarin aus Frankenrieth, mit im Osterkerzenbastelteam. Insgesamt zwei Kerzen werden an diesem Tag hergestellt.
Die Osterkerze wird in der Osternacht am Osterfeuer entfacht, das zuvor vom Priester gesegnet wird, die zweite Kerze steht am Altar, wird entzündet und später zur Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auf den Fahrenberg gebracht.
Mit der entzündeten Osterkerze beginnt die eigentliche Liturgie der Osternacht nun mit dem Einzug in die dunkle Kirche.
Traditionelle Symbole
Traditionell werden auf der Osterkerze ein Kreuz, die aktuelle Jahreszahl sowie auch die Zeichen für Alpha und Omega dargestellt. Die beiden Lettern bilden den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets und symbolisieren damit den Anfang und das Ende.
Der Waldthurner Pfarrer Norbert Götz habe zwar einen entsprechenden Vorschlag hinsichtlich der Symbolik der Kerze gemacht, eigene kreative Ideen durften die drei Kerzenbastlerinnen auch im Jahr 2023 mit einbringen. In diesem Jahr ist ein Sonnensymbol mit auf der Kerze, wobei eine Kaffeetasse als Ausstechinstrument für die Wachsplatten am Basteltisch steht, mit der das Wachs für die Sonne ausgestochen wurde.
Früher vom Versandhaus
Bevor die Frauen diese Osterkerzentradition vor 20 Jahren ins Leben gerufen haben, wurde die Osterkerze immer fertig beim Versandhaus bestellt.
Am Ende der Bastelaktion werden noch fünf sogenannte Wachsnägel angebracht. Dabei handelt es sich um gefärbte Wachspyramiden, die an die Kerze gebohrt und gesteckt werden und so die fünf Wundmale Jesus symbolisieren.
„Mein Sohn Andreas bringt diese Nägel schon seit über 30 Jahren an der Osterkerze, auch als sie noch vom Versand gekauft wurden, an“, erklärte Ingrid Troidl.
„Das Herstellen der Osterkerze erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl, aber es ist auch eine wunderbare Möglichkeit, die Kreativität auszudrücken und sich auf die Ostertage einzustimmen“, sind sich die drei Frauen einig.
Christliche Überzeugung
„Wir machen diese Arbeit aus christlicher Überzeugung, sind in der Osternacht stolz, wenn die von uns gefertigte Osterkerze unter den dreimaligen Ruf »Lumen Christi« (»Christus das Licht«) in die dunkle Kirche getragen wird. Dabei entzünden die Gläubigen ihre eigenen Kerzen an der Osterkerze“.
Übrigens werden bei Tauffeiern und Hochzeiten an der geweihten Osterkerze auch die Tauf- oder Traukerze entzündet. Die Osterkerzen der vergangenen Jahre wurden schließlich bis auf die Ausnahme aus dem Jahr 2003 dann am Marienaltar der Pfarrkirche St. Sebastian aufgestellt und dort langsam und würdig abgebrannt.




