Zurück ins Leben: Wie Lenka Dreythaller Weidens Café Frieden neu erfindet
Zurück ins Leben: Wie Lenka Dreythaller Weidens Café Frieden neu erfindet
Die Nachricht war ein Schock. „Hast du von Lenkas Unfall gehört?“ Eine Freundin hatte erzählt, dass Lenka Dreythaller, eine Institution der Weidener Altstadt, am 18. September vor drei Jahren auf der Treppe gestürzt und lebensgefährlich verletzt worden sei. Ein Anruf und Nachrichten gehen ins Leere. Lenka liegt drei Monate im Koma.
Heute, drei Jahre später, sitzen wir wieder zusammen im Café Frieden – und sie spricht mit leuchtenden Augen über die Idee, ihr Geschäft an ihre neue Lebenssituation anzupassen: ein Event-Café für Hochzeiten, Geburtstage, Seminare und Workshops – ein Lebenszeichen. Eine kleine Wiederauferstehung aus einem Alptraum, der sich jetzt hoffentlich zum Besseren wendet.
Zwischen Überlebenskampf und Neuanfang
Unsere Wege haben sich in Weiden immer wieder gekreuzt. Wer wie ich drei seiner besten Lehr- und Wanderjahre in Prag verbrachte, freut sich immer, Grenzgänger aus der früheren Wahlheimat zu treffen. Die Slowakin mit deutschem und tschechischem Pass, die sich als alleinerziehende Mutter in Weiden eine Existenz aufgebaut hat, hatte immer Zeit für Plaudereien über Prag und andere böhmische Dörfer.
Nicht von ungefähr hatte ich meinen 50. Geburtstag noch im Kreis meiner damaligen Kollegen in ihrem Café Frieden gefeiert – darunter zwei ehemalige Chefs, von denen wir uns inzwischen für immer verabschieden mussten: Clemens Fütterer und Norbert Gottlöber. Ein Erinnerungsort.
Wir treffen uns in ihrem inzwischen runderneuerten Lokal, das seit jenem 18. September nicht mehr geöffnet hatte. Ihre Eltern und Tochter Barbara – heute Studentin – führten in ihrer Abwesenheit das Hotel weiter. „Wir waren ausgebucht“, sagt Lenka. „Es ging nicht anders.“ Die Hotel-Stammgäste hätten alles mitgetragen, wofür sie bis heute dankbar ist.
Der Tag, der alles veränderte
Dann beginnt sie zu erzählen. Am 18. September 2022 stiegt Lenka wieder einmal übermüdet die Treppe zu ihrer Wohnung hoch. „Die Stammgäste wollten unbedingt Fußball schauen“, sagt die 53-Jährige, „aber das Sky-Abo für 500 Euro im Monat hat sich einfach nicht gerechnet.“ Also hat sie – wie so oft – die Bedienung nach Hause geschickt und selbst übernommen: 5 Uhr aufstehen, Mitternacht schließen.
Auf der Treppe wird ihr plötzlich schwindelig. Ein Moment wie in Zeitlupe, der Sturz, eine Wand vor Augen – dann nichts mehr. Erst am Morgen, findet ihr Vater sie am Fuß der Treppe. Blut an der Wand. Rasselnde Atmung. Etwa sechs Stunden liegt sie bewusstlos da unten. Ihr Papa verständigt den Notarzt. Im Weidener Klinikum wird sie sofort operiert. Die Schädeldecke wird geöffnet, der Druck aufs Gehirn reduziert, Schläuche sorgen für den Abfluss. Weitere Eingriffe folgen, später wird ein ventrikulovesikaler Shunt (VVS) eingesetzt – der Flüssigkeit aus dem Gehirn in die Blase ableitet.
Drei Monate Koma – und eine Familie, die kämpft
Drei Monate wie ausgelöscht. Auch Erinnerungen aus dem Monat davor und ein halbes Jahr danach sind nur fragmentarisch. Ihre Familie erzählt ihr später, was im Klinikum geschieht – auch Momente, die man lieber vergessen würde. Ihr Vater, selbst Internist, will sie wegen ihres kritischen Zustands in das Uniklinikum Regensburg verlegen lassen.
Doch ohne Patientenverfügung haben Angehörige keine Entscheidungsrechte. Aussagen über ihren Zustand schwanken, ihr Zustand verschlechtert sich nach einer Infektion. Der Vater schickt die Blutwerte an die medizinisch versierte Verwandtschaft. Lenkas Schwester, Dr. Gabriela Grusová, und deren Mann, Professor Dr. Tomáš Grus, einer der renommiertesten Kardio-Chirurgen Tschechiens sind überzeugt: Sie braucht umgehend Antibiotika, deren Gabe das Klinikum nicht für erforderlich gehalten habe.
Schließlich habe die tschechische Botschaft interveniert. Erst dann habe Lenka die dringend benötigten Antibiotika erhalten. Die Werte bessern sich. Daran, wann sie zum ersten Mal aufgewacht sei, habe sie keine Erinnerung. Sie wischt durch ihre Bildergalerie auf dem iPhone und zeigt mir ein Foto mit einer strahlenden Tochter am Bettrand. „Am 5. Dezember war ich schon wach“, kann sie damit dokumentieren. Sie sei die ganze Zeit über auf der Intensivstation gewesen.
Reha, Rückschläge – und der Wille, wieder gehen zu können
Anschließend wird sie nach Bad Elster verlegt, vielleicht etwas verfrüht. Die ersten vier Wochen mit den Schläuchen im Kopf sei kaum an körperliches Training zu denken. Erst danach beginnt die eigentliche Reha: stehen, koordinieren, gehen. Nach zwei Wochen Verlängerung ist sie einigermaßen gerüstet für die Rückkehr in den Alltag. Sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.
„Ich bin einfach am Geländer im Flur losgelaufen“, sagt sie. Und irgendwann schafft sie Stufen: der erste Schritt zurück in ein normales Leben. In Weiden läuft der Betrieb weiter. Mutter Jarmila und Tochter Barbara stemmen das Hotel – neben der Sorge um Tochter und Mutter, Krankenbesuchen und Schulalltag. Ein Hotel-Gast bescheinigt: „Deine Eltern haben das exzellent gemacht.“ Dankbar ist Lenka auch ihrem Lebenspartner Bernhard, der sie in dieser schwierigen Zeit fantastisch unterstützt habe: „Er hat jede Woche zweimal die 300 Kilometer aus Stuttgart auf sich genommen, um mich zu besuchen – und zur Reha war es sogar noch weiter.“
Der Umbau: Genehmigungen, Baustopp und ein Testlauf
Dennoch bleibt Lenka nicht viel Zeit zur Regeneration. Schon vor dem Unfall verfolgt sie den Plan, das Café umzubauen. Es sollte heller, luftiger, geräumiger werden. „Ich hatte eine Baugenehmigung, die ab November nicht mehr gegolten hätte.“ Also testet sie im August für einen Monat, ob sie in der Lage ist, sich Bestellungen zu merken und Gäste zu bedienen. „Dann habe ich entschieden, ich kann, aber nicht mehr so viel wie früher.“
Auch der Umbau wird ihr nicht wirklich leicht gemacht. Ein Statiker bestätigt, dass man die Durchgänge zum Nebenraum etwas vergrößern könne: „Mein Tochter ist 1,80 und hat instinktiv immer den Kopf eingezogen.“ Sie beauftragt die Firma Hierold, hat aber die Rechnung ohne das Bauamt gemacht. „Man verhängte fünf Monate Baustopp“, sagt sie entnervt, „die Hotelgäste konnten nicht frühstücken – zum Glück hat mir das Hotel am Tor ausgeholfen, weil unsere Geschäftsleute dorthin ausweichen konnten.“ Sie muss eine neue Genehmigung beantragen – samt Anwaltskosten werden noch einmal 25.000 Euro fällig.
Aus dem Café Frieden wird ein Event- und Seminarlokal
Hier nimmt die Geschichte Fahrt auf. Während sie der Baustopp bremst, wächst in ihr die Idee, wie sie ihren Traum von der eigenen Gastronomie etwas kräfteschonender weiterleben kann:
ein Event-Café, das Feiern, Lernen und Zusammenkommen völlig neu gedacht.
Hochzeiten, Geburtstage, Weihnachtsfeiern, Leichenschmaus, Firmenworkshops, Teamtage, Seminare: alles möglich – mitten in der Altstadt, nur ein paar Schritte vom Alten Rathaus.
Die ersten Probeläufe sind ein Erfolg:
- eine Hochzeitsfeier
- eine Tagung der Firma Witt mit 28 Teilnehmern
- die After-Standesamt-Party einer jungen Braut.
Lenka sorgt für Atmosphäre, Technik (Flipcharts, Medientechnik), Catering in Kooperation mit dem Partyservice Schaller aus Floß und flexible Getränkepauschalen.
Ein bisschen Frieden
Der Markennamen „Café Frieden“, den sie seit 2007 in Weiden etabliert hat, soll bleiben. „Klar haben mich am Anfang einige Gäste darauf angesprochen, dass in Deutschland oft Beerdigungsinstitute den Namen tragen – bei uns in Tschechien heißen viele wichtige Straßen und Plätze so.“ Wie der Náměstí Míru (Friedensplatz) im Prager Stadtteil Vinohrady, nur ein paar Meter von meiner damaligen Redaktion der Prager Zeitung entfernt.
Heute wüssten die Menschen den Wert dieses Begriffs wieder zu schätzen: „Seit dem Krieg in der Ukraine haben mir viele Gäste gesagt, ,wie gut, dass du diesen Namen gewählt hast – man macht sich so den Wert von Frieden wieder bewusst‘.“ Ein Café, im Geist des friedlichen Zusammenlebens, Zusammenfeierns und -lernens.
Neues Event-Café Frieden: Feiern, Tagen, Zusammenkommen
- Location: Altstadt Weiden, wenige Schritte vom Alten Rathaus
- Anlässe: Hochzeiten, Geburtstage, Firmenseminare, Workshops, Weihnachtsfeiern, Trauerfeiern
- Kapazität: flexibel, je nach Setting
- Ausstattung: Flipcharts, Konferenz- und Medientechnik, individuelles Catering (Kooperation mit Partyservice Schaller), Getränkeservice oder Pauschale
- Besonderheit: Gastgeberin Lenka Dreythaller – nach schwerem Unfall zurück im Leben – schafft einen Ort mit Seele, Wärme und professioneller Organisation
Philosophie: Der Name ist Programm: Frieden als Haltung – für gemeinsame Momente, die tragen.




