Lebensfreude durch Gesang: Hans Kohl singt seit 80 Jahren

Lebensfreude durch Gesang: Hans Kohl singt seit 80 Jahren

Hans Kohl ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie das Singen im Chor das Leben bereichern kann. Mit 95 Jahren blickt der in Tirschenreuth geborene Kohl auf 80 Jahre Chorgesang zurück. 1930 im Druckhaus Kohl in Tirschenreuth geboren, suchte der schneidige Stiftländer Bursch schon mit 15 Jahren die Gemeinschaft. Der Bub wurde Gründungsmitglied des Tirschenreuther Knabenchores und die Musik hat ihn nie losgelassen. Nach seiner Schulzeit und seinem Abschluss in Weiden lenkte es ihm zur Tirschenreuther Liedertafel, aber auch beruflich fand er seinen Weg, als Vermessungsingenieur im Vermessungamt in Eschenbach, aber seine wahre Leidenschaft galt stets dem Gesang.

Ein Leben in Harmonie

Das Singen hat Kohl durch alle Höhen und Tiefen seines Lebens begleitet. Kaum in der damaligen Kreisstadt Eschenbach angekommen, suchte und fand Hans Kohl Anschluss bei den Sängern der Eschenbacher Liedertafel. Hinzu kam das Familienglück. Doch schon bald wurde der Familienvater mit den Tiefen des Lebens konfrontiert. Ehefrau Hildegard stirbt im blühenden Alter von 46 Jahren. Hans Kohl wurde zum Alleinerzieher dreier Kinder. Auch sein zweites Eheglück kannte keine Barmherzigkeit. Nach 24 Ehejahren verstarb Ehefrau Theres Maria. Auch in schweren Zeiten war das Chorsingen für ihn eine echte Lebenshilfe, wie Hans Kohl in seiner Rückschau feststellt. „Das Leben hat viele Werte! Ein fröhlich Lied ist ein guter Wegbegleiter“, betont Kohl. Für ihn ist das Singen im Chor mehr als ein Hobby. Es ist eine Quelle der Freude, der sozialen Verbundenheit und des körperlichen Wohlbefindens. „Ein Lied davon singen“, dass Gesang glücklich macht und sogar das Immunsystem stärkt, kann Kohl im wahrsten Sinne des Wortes.

Ungebrochene Leidenschaft

Der Eschenbacher Liedertafel blieb er über Jahrzehnte treu, nicht nur als Sänger, sondern auch als aktives Mitglied in der Vereinsführung. Seine Beiträge reichten weit über das Chorsingen hinaus. Vielfältig engagierte er sich als Schriftführer, Chronist und sogar als zweiter Vorstand. Zudem bewährte er sich bei Sonderaufgaben, Ideengeber und Initiator und glänzte nebenbei mit dichterischen Talenten. Auch der Chor der Pfarrgemeinde Sankt Laurentius freute sich viele Jahrzehnte über die tragende Stimme des Jubilars. Die Gemeinschaft im Chor und die regelmäßigen Proben im ehemaligen Vermessungsamt sind ihm bis heute eine Herzensangelegenheit. Das Singen in der Gemeinschaft sieht Kohl als essenziellen Teil seines Lebens, einschließlich der nachfolgenden geselligen Stunden, die das Miteinander festigen. „Mittendrin im Sängerkreis der Liedertafel fühlt er sich nach jeder Singstunde wie neu geboren“, wie er sagt. Sich nach den Proben noch in fröhlicher Runde eine Stunde zusammenzusetzen, fördert das Wohlgefühl und stärkt das Miteinander. „Das Singen stimuliert Körper, Geist und Seele und bringt den Kreislauf in Schwung“, sagt Hans Kohl.

Glanzvolle Momente und Ehrungen

Kohl erinnert sich gerne an die zahlreichen Höhepunkte und festlichen Anlässe mit der Eschenbacher Liedertafel. Von der Mitgestaltung des „Heimatrauschens“ im Münchner Hofbräuhaus bis hin zu unvergesslichen Konzerten und Vereinsausflügen und Faschingsbällen, teilt er viele glanzvolle Erinnerungen mit seinen Mitsängern: dem „Herzblut-Sänger“ bleiben diese Glanzzeiten unvergesslich. Seine Hingabe zum Gesang und seine Verdienste um den Chor wurden mit der Ehrenmitgliedschaft in der Liedertafel Eschenbach sowie mit „goldenen“ Ehrungen durch den Deutschen und den Fränkischen Sängerbund gewürdigt.

Eines seiner Lieblingslieder, „Schau mir in die Augen, mein Blick gehört dir“, symbolisiert für Kohl die Tiefe und die Bedeutung, die der Chorgesang in seinem Leben einnimmt. A Capella wird das Volkslied für den feinsinnigen Grandseigneur des Gesangs in der nächsten Chorprobe erklingen, wenn die 28 Sänger ihr Vorbild hochleben lassen. Stets daran erinnernd, dass Singen und erst recht fröhliche Lieder in der Chorgemeinschaft ganz bestimmt lebensverlängernd sind. Im Kreis seiner Mitsänger, die ihm eine chorische Heimat wurden, feiert er heute, am 11. April 2025, seinen 95. Geburtstag. Kohls Leben verdeutlicht, wie fröhliche Lieder und das Singen in der Gemeinschaft das Wohlbefinden steigern und sogar lebensverlängernd wirken können.

Heute ist Hans Kohl eher ein Suchender. Passé ist die obligatorische Schafkopfrunde nach den Chorproben. Den Alterssitz verlegte er in das Eschenbacher Seniorenzentrum. Von dort führt der Weg zur wöchentlichen Chorprobe in das ehemalige Vermessungsamt.