Orange Day in Weiden: Lesung und Diskussion gegen Gewalt an Frauen
Orange Day in Weiden: Lesung und Diskussion gegen Gewalt an Frauen
Mit dem Orange Day setzen Frauen in Weiden jedes Jahr ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Die Veranstaltung, die in Zusammenarbeit zwischen dem Inner Wheel Club Weiden und der OTH Amberg-Weiden organisiert wird, brachte auch heuer zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Regionalbibliothek. Dort bot sich ihnen ein Abend, der sowohl Einblicke in aktuelle Herausforderungen als auch in mutmachende Initiativen im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt gewährte.
Orange Day als starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Der Orange Day erinnert weltweit daran, dass Gewalt gegen Frauen keine Randerscheinung, sondern ein tief verankertes gesellschaftliches Problem ist. In Weiden begrüßte die Leiterin der Regionalbibliothek, Ruth Neumann, das Publikum und betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass so viele Menschen Interesse an diesem drängenden Thema zeigten. Die Entscheidung, den Saal der Bibliothek zur Verfügung zu stellen, sei daher selbstverständlich gewesen.
Sibille Petzold, Präsidentin des Inner Wheel Clubs Weiden, unterstrich in ihren Worten, dass Gewalt an Frauen alle sozialen Schichten betrifft. Der Club engagiert sich seit Jahren für den Orange Day und setzt sich aktiv dafür ein, die Themen Gewaltprävention und Solidarität sichtbar zu machen. Besonders beeindruckend war der Hinweis, dass der Aktionstag 2021 erstmals in Weiden stattfand und seither stetig gewachsen ist.
Orange Day als Plattform für Aufklärung und Vernetzung
Der Orange Day zeigte eindrucksvoll, wie wichtig die Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen ist. Die OTH Amberg-Weiden, vertreten durch Prof. Dr. Christiane Hellbach, trägt seit Jahren dazu bei, den Aktionstag wissenschaftlich und organisatorisch zu unterstützen. Durch die Kooperation mit dem Inner Wheel Club sowie der Stadt Weiden gelingt es, ein breites Publikum zu erreichen und das Thema nachhaltig in der Region zu verankern.
Christina Clemm liest aus „Gegen Frauenhass“
Einer der Höhepunkte des Abends war die Lesung von Christina Clemm. Die Strafverteidigerin und Autorin widmet sich seit vielen Jahren Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt und veröffentlichte 2023 ihr Buch „Gegen Frauenhass“. Darin beschreibt sie anhand realer Beispiele, wie tief Frauenfeindlichkeit und strukturelle Gewalt in unserer Gesellschaft verankert sind. Ein zentrales Beispiel ihres Vortrags war die Geschichte von Lisa M., einer jungen Mutter, die jahrelang massive Gewalt durch ihren Partner ertragen musste.
Christina Clemm las jedoch nicht nur Passagen aus ihrem Buch, sondern berichtete auch aus ihrem beruflichen Alltag. Sie schilderte eindrucksvoll, wie oft Gewalt verharmlost oder übersehen wird und wie schwer es für Betroffene sein kann, Schutz und Unterstützung zu erhalten. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer reagierten betroffen auf die beschriebenen Fälle und die klaren Worte der Anwältin.
Podiumsdiskussion mit Expertinnen aus der Region
Im Anschluss an die Lesung fand eine Podiumsdiskussion statt, moderiert von Iris Müller vom Inner Wheel Club. Auf dem Podium nahmen neben der Autorin auch Staatsanwältin Susanne Pamler, Enikö Nagy vom Weidener Frauenhaus sowie Angela Frank vom Verein Dornrose e. V. Platz. Alle Teilnehmerinnen gewährten wertvolle Einblicke in ihre tägliche Arbeit und beschrieben aktuelle Entwicklungen im Bereich der Gewaltprävention.
Besonders deutlich wurde, dass Stalking, digitale Gewalt und häusliche Übergriffe weiterhin zu den größten Herausforderungen gehören. Die Expertinnen erklärten, dass künstlich erzeugte intime Fotos, sogenannte Deepfakes, ein immer häufiger auftretendes Problem darstellen. Einmal im Netz, seien solche Inhalte kaum noch zu entfernen und belasten Betroffene stark.
Staatsanwältin Susanne Pamler nannte eine alarmierende Zahl: In Weiden werden jährlich rund 200 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt gestellt, doch nur sehr wenige Fälle enden mit einer Verurteilung. Die Gründe dafür sind vielfältig – von fehlenden Beweisen bis hin zu langen Verfahrensdauern.
Dank an ehrenamtliche Unterstützerinnen
Die Veranstaltung schloss mit einem Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer. Besonders hervorgehoben wurden die ehrenamtlich Engagierten, die sich das ganze Jahr über für Betroffene einsetzen. Ihr kontinuierlicher Einsatz ermöglicht es, Hilfen auszubauen und Betroffenen Mut zu machen.
Der Abend endete mit dem Appell, das Thema Gewalt an Frauen weiter öffentlich zu thematisieren und entschieden dagegen aufzutreten.
Stiller Protest
Iris Müller weist auf eine wichtige Veranstaltung hin:
“Am Dienstag, den 25.11. findet um 17.00 ein Marsch durch die Stadt Weiden statt. Wir starten am Neuen Rathaus und wollen mit dieser Kundgebung auf den Problemkreis ‘Häusliche Gewalt’ aufmerksam machen.”




