Weiss-Schuhe
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Er traf Elvis: Gastro-Legende Raimund Rodler feiert 90. Geburtstag

Grafenwöhr. Sirenen und Bombennächte prägten seine Kindheit, Swing und ein Privatkonzert von Elvis in der Micky-Bar seiner Mutter machten Geschichte: Das Leben von Raimund Rodler ist alles andere als gewöhnlich. Zum 90. Geburtstag blickt der Jubilar auf bewegte Zeiten zurück.

Grafenwöhr. Sirenen und Bombennächte prägten seine Kindheit, Swing und ein Privatkonzert von Elvis in der Micky-Bar seiner Mutter machten  Geschichte: Das Leben von Raimund Rodler ist alles andere als gewöhnlich. Zum 90. Geburtstag blickt der Jubilar auf bewegte Zeiten zurück.
Raimund Rodler gehört zu den großen Verehrern des King of Rock. Kein Wunder, spielte der Weltstar schon am Flügel in der Bar seiner Mutter. Seit einigen Jahren ist das Instrument Bestandteil der Sonderausstellung über „Elvis“ im Grafenwöhrer Militär- und Heimatmuseum. Raimund Rodler und Elvis Presley verbindet auch der Geburtsjahrgang 1935. Da war es selbstverständlich, dass sich der Jubilar im Heimatmuseum mit der Figur des King of Rock in Originalgröße vor dem Klavier der Rodlers zum Fotoshooting stellte. Foto: Robert Dotzauer

Er traf Elvis: Gastro-Legende Raimund Rodler feiert 90. Geburtstag

Nur fliegen war schöner, sagt Raimund Rodler. Der Mann von Welt kommt 1935 als „Christkindl“ zur Welt. Putzmunter feiert der Kavalier und empathische Zeitgenosse mit seinem großen Schatz namens Gittl, mit Familie und Freunden seinen 90. Geburtstag.

Geboren im Dritten Reich, erinnert sich der Jubilar noch genau an die turbulenten Kinderjahre, die von Diktatur und Krieg überschattet waren: an eine Zeit mit Aufmärschen, Flaggen und Parolen, an das Heulen der Sirenen, an die erste heilige Kommunion am Weißen Sonntag in Eschenbach und wenige Stunden später an die Bomben auf Grafenwöhr, an den Felsenkeller an der Felsmühle als Schutzunterkunft, an die Toten und Verwundeten der Luftangriffe auf Grafenwöhr kurz vor Kriegsende.

Für den zehnjährigen Buben bot damals der Alltag nur wenige unbeschwerte Momente. Auf den Trümmern der Heimat war die Zukunft ungewiss. „Doch wir lernten fleißig und in der Jugendzeit wurde das Leben schon wieder etwas bunter“, erzählt der stets gut aufgelegte Senior aus seiner Jugendzeit.

Wirtshaus statt Klosterleben

Ein schillerndes Leben, auf das Raimund Rodler im Kreise einer gut gelaunten Geburtstagsrunde im Hotel Karmühle bei Pressath mit leuchtenden Augen, immer noch mit einem funkensprühenden Temperament und mit einer faszinierenden Erinnerungsgabe blickte. Schon für den Buben Raimund waren es schwere, unvergessliche Jahre. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Geboren in München zog es den Sprössling mit drei Jahren mit Mutter Margarete Rodler nach Grafenwöhr.

Wegen beruflicher Pflichten der Mama ging der Reisezug nach Bamberg. Raimund besuchte in der Bischofsstadt die Klosterschule. Ein Fingerzeig für den Heranwachsenden? Mitnichten. Grafenwöhr wurde ab 1945 zur Heimat. Dort kam es dann zum traumatisierenden Erlebnis des Bombenhagels am Weißen Sonntag.

Prägende Zeit in der Micky-Bar

Prägend waren für den Buben auch die Nachkriegsjahre. Schulbesuch in Grafenwöhr, Mithilfe im Gastronomiebetrieb der Mutter und der Neubau eines Hotel-Restaurants, das schon bald unter dem Namen „Micky-Bar“ einen legendären Ruf besaß.

Grammer Solar
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„Bei dieser unternehmerischen Dynamik der Mutter und der Geschäftstüchtigkeit des Stiefvaters Alexander Feiner hatte ich keine Zeit für einen klassischen Ausbildungsberuf. Das Lokal war mein Leben“, blickt der 90-Jährige auf die turbulenten Zeiten in der Micky-Bar mit täglicher Live-Musik, international bekannten Bands und auf die besonderen Momente des Striptease zurück. „Mit den nur leicht bekleideten Damen besaß die Micky-Bar ein Alleinstellungsmerkmal. Vergleichbares gab es nur in großen Städten“, erzählte Rodler amüsant und gut gelaunt.

Privatkonzert von Elvis Presley

Internationale Berühmtheit erlangte die Restauration allerdings erst durch einen besonderen Gast. Elvis Presley gab sich die Ehre. Als Soldat im Spätherbst 1958 in Grafenwöhr stationiert, übernachtete er einige Tage im Hotelbereich der Lokalität. Hintergrund war der Besuch des Vaters aus den Staaten. Ihn durfte der Weltstar nur außerhalb des Lagers treffen.

Ein feiner Kerl mit guten Manieren, der auf Alkohol verzichtete und mit dem ich sogar Karten spielte.

Raimund Rodler über Elvis Presley

Raimund Rodler erinnert sich: „Ein feiner Kerl mit guten Manieren, der auf Alkohol verzichtete und mit dem ich sogar Karten spielte.“ Wegen des Verzichts auf die Kosten von Logie und dem leckeren Essen, Elvis schätzte Schnitzel mit Bratkartoffeln, habe der „King of Rock and Roll“ als Geschenk zu einem Privatkonzert auf dem Flügel der Gastgeber in die Bar eingeladen.

„Ein unvergessliches Erlebnis“, schwärmt Raimund Rodler noch heute von diesem sensationellen Überraschungsauftritt. Seit dieser Zeit hütete der Jubilar den Konzertflügel wie einen Augapfel, bis er das für ihn unschätzbare Instrument vor einigen Jahren dem Kultur- und Militärmuseum des Heimatvereins Grafenwöhr übereignete. Dort ist das zur Berühmtheit gelangte Tasteninstrument seit März 2025 in einer sehenswerten Sonderausstellung mit Elvis vor dem Flügel zu bestaunen. Der Zufall wollte es, dass der Jubilar und Elvis zum Jahrgang 1935 gehören.

Sorgenvolle Zeiten und glückliche Jahre

Die Lebenslinien des Jubilars entwickelten sich mit vielen Wendungen. Die Sorgen mit dem frühen Tod seiner Frau Gerlinde und zwei Kindern des Paares wandelten sich in das „Glück der späten Jahre“. Der Jubilar lernte 1974 im Traditionswirtshaus Wolfenhäusl in Neuhaus bei Windischeschenbach eine neue Partnerin kennen. Das Feuer der Liebe entbrannte neu. Der passionierte Pilot erwies sich dabei wie so oft als Kavalier und ließ aus dem Cockpit seines Motorfliegers rote Rosen auf das Anwesen seiner angebeteten Brigitta regnen. Bald darauf läuteten die Hochzeitsglocken. Mit der Geburt eines gemeinsamen Sohnes war das Glück perfekt.

Spektakuläre Momente schätzte der schneidige Jubilar schon immer, wie er zugibt. Dazu gehörten auch Langstreckenflüge durch ganz Europa und die Übernahme von Verantwortung bei der Luftrettung. Zu den fliegerischen Stationen zählten die Leitung der Flugrettung Weiden und 44 Jahre aktives Mitglied bei der Luftrettungsstaffel.

Hotel-Restaurant am Rußweiher übernommen

Dem Niedergang der Micky-Bar mit dem Tod der Mutter und einem Erbstreit folgte für den Jubilar und seine „Gittl“ eine neue Herausforderung. 1991 übernahm das Paar das Eschenbacher Hotel-Restaurant am Rußweiher. Ein Glücksfall für das Duo Brigitta und Raimund und für die Stadt. Mit den hilfsbereiten Wirtsleuten entwickelte sich das ehemalige Schullandheim zu einem Sehnsuchtsort behaglicher Hotel- und Restaurant-Kultur. Am Rußweiherstrand entstand eine Ära Rodler. Die Wirtin kochte und kredenzte auf Sterne-Niveau, während Wirt Raimund die Gäste unterhielt und für gute Stimmung sorgte.

Die lebensbejahenden Wirtshausgeschichten des 90-Jährigen endeten vor einigen Jahren mit dem Ende des Pachtverhältnisses in Eschenbach. Aus Altersgründen verabschiedeten sich Raimund Rodler und seine Gittl ganz offiziell aus dem Gastronomieleben, um sich anschließend nach Grafenwöhr zurückzuziehen. Ein bisschen Rußweiherluft bleibt Raimund Rodler trotzdem, wenn im „Seeblick 21“ am Rußweiher Hochbetrieb herrscht und der Pächter nach zuverlässigen Aushilfskräften mit langer Erfahrung sucht.

Ein Leben ohne Familie und Freunde wäre nur ein halbes Leben, hieß es bei der Geburtstagsfeier in der Karmühle. Die Gäste ließen ihren Raimund hochleben. Auch Bruchlandungen konnten den agilen Zeitgenossen nicht aufhalten, hieß es da. Der Jubilar dankte schon mit der nächsten Einladung. „Bleibt’s gsund, dann treffen wir uns spätestens zum 100. Geburtstag wieder“.

Hochleben ließ die Großfamilie Rodler ihren Ehemann, Vater und Schwiegervater, Opa und Uropa als Mann von Welt. Foto: Robert Dotzauer

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