Nachruf: Trauer um KJF-Direktor Prälat Josef Schweiger
Nachruf: Trauer um KJF-Direktor Prälat Josef Schweiger
Josef Schweiger wurde am 16. April 1936 in Riedenburg im Altmühltal geboren. Dort besuchte er die Volksschule und wechselte nach der Grundstufe an das Ingolstädter Canisius-Konvikt. Nach dem Abitur studierte er am Jesuiten-Collegium Canisianum in Innsbruck Theologie, Philosophie und Psychologie. Am 29. Juni 1962 weihte Bischof Rudolf Graber den 26-Jährigen in Regensburg zum Priester. Sein Primizspruch: “Bleibt in meiner Liebe” aus dem Johannesevangelium, Kapitel 15, Vers 9, bezieht sich darauf, dass Jesus seine Nachfolger ermahnt, in seiner Liebe zu bleiben, indem sie einander lieben, so wie er sie geliebt hat.
Berufung und erste Stationen im Dienst
Während er bis 1964 an seiner Dissertation arbeitete, wurde er beurlaubt und trat am 15. April 1964 seine Kaplanstelle in der Pfarrei Kösching, Landkreis Eichstätt, an. Am 1. Oktober 1967 übernahm er die Aufgabe des Repetitors am Bischöflichen Priesterseminar in Regensburg. Dann wartete eine größere – seine Lebensaufgabe – auf ihn.
Bischof Rudolf Graber berief den Priester Josef Schweiger am 1. September 1970 in das Amt des geschäftsführenden Direktors und des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. Während seiner Amtszeit erhielt Dr. Josef Schweiger die päpstlichen Ehrentitel Ehrenkaplan (1981) und Ehrenprälat (1990) durch Papst Johannes Paul II. Es folgte 2011 die Ernennung zum Apostolischen Protonotar. Diese letzte große Auszeichnung verlieh ihm Papst Benedikt XVI. anlässlich seines 75. Geburtstags.
Nah am Nächsten und nah am Evangelium Jesu Christi
Dies war für Dr. Josef Schweiger das Proprium der Katholischen Jugendfürsorge. Als Seelsorger und Direktor prägte und entwickelte er die KJF auf dieser Grundlage 36 Jahre lang bis 2006. Ihm folgte Michael Eibl als Direktor nach. Weitere zehn Jahre bestimmte Prälat Schweiger als Vorsitzender die strategische Ausrichtung des Verbandes mit, bis ihm in diesem Amt 2016 der heutige Generalvikar Dr. Roland Batz nachfolgte. In Anerkennung seiner großartigen Lebensleistung ernannte ihn der damalige Vorsitzende der KJF Dr. Roland Batz 2017 zum Ehrenvorsitzenden der KJF.
Mutig-optimistische Aufbruchstimmung – zum Segen der Menschen
Prälat Schweiger übernahm 1970 sein Direktorenamt von Prälat Michael Thaller (1890–1989), der nach 42-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand ging. „Eine Zeit des stürmischen Wachstums“ – wie es Prälat Schweiger selbst ausdrückte – folgte. Denn der junge Direktor war mutig und optimistisch. Er stellte sich von Anfang an ganz in den Dienst von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund einer Behinderung oder schwierigster Lebensumstände besondere Unterstützung und Förderung brauchten. Moderne Bildungszentren für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen entstanden unter seiner Führung in den 70er- und 80er-Jahren ebenso wie das Berufsbildungswerk St. Franziskus in Abensberg und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Niederbayern und der Oberpfalz.
Sicherung und Ausbau sozialer Strukturen und Angebote
Es folgten der Neubau des Kinderzentrums St. Vincent in Regensburg, die Modernisierung des Cabriniheims – das heutige Cabrini-Zentrum – in Offenstetten, die Eröffnung des Regensburger Kinderzentrums St. Martin, nach München das zweitälteste sozialpädiatrische Zentrum deutschlandweit. Unter seiner Ägide entstanden in Niederbayern und der Oberpfalz Interdisziplinäre Frühförderstellen, Erziehungsberatungsstellen, Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderungen, die sozialpädagogische Familienhilfe, schulvorbereitende Einrichtungen, ein Internat für Kinder mit Körperbehinderung, Wohngruppen für Mädchen – später Haus Mutter und Kind –, ein Kinderhaus und Kindergärten, Haus Hemma (Jugendwohnen), der Integrationsfachdienst, Förderstätten, die Förderberufsschulen in Ettmannsdorf und Plattling.
Trägerschaften und Erweiterungen in Niederbayern und der Oberpfalz
In die Ära Schweiger fallen auch die Übernahme der Trägerschaft der privaten Sonderschule für Kinder mit geistiger Behinderung in Straubing, die Übernahme der Erziehungsberatungsstellen des Diözesan-Caritasverbandes in Dingolfing/Landau, Tirschenreuth und Weiden, die Übernahme der Trägerschaft für das ehemalige Säuglings- und Kleinstkinderheim (Kind-Jesu-Haus) – das spätere Kinderzentrum St. Martin in Regensburg, die Übernahme des von Ordensfrauen geführten Kinderheims St. Josef – heute ein modernes Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel, die Übernahme des Mädchenerziehungsheims Haus des Guten Hirten – heute ein Zentrum zur Berufsvorbereitung und Ausbildung junger Menschen mit Förderbedarf in Ettmannsdorf, die Übernahme der Trägerschaft des Hauses St. Elisabeth der Deutschordensschwestern in Windischeschenbach und die Übernahme der Trägerschaft für das Antoniusheim Münchshöfen – heute eine moderne Wohn-Pflegeeinrichtung für Erwachsene und alte Menschen mit Behinderung.
Insgesamt vergrößerte sich die Katholische Jugendfürsorge während der Amtszeit von Prälat Dr. Josef Schweiger um 75 Einrichtungen und Dienste und von etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf über 2.000. Als einer der großen Pioniere an der Spitze eines sozial-karitativ tätigen Verbands hat Prälat Schweiger ab den 1970er-Jahren einen kleinen Fürsorgeverein zu einem bedeutenden Sozialunternehmen entwickelt.
Engagement auf Landes- und Bundesebene
Auf der Landes- und Bundesebene war Prälat Schweiger von 1990 bis 1998 Vorsitzender des Landesverbandes katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe. Während seiner gesamten Zeit als Direktor der KJF war er Mitglied im Vorstand des Landes- und des Bundesverbandes der katholischen Jugendfürsorgevereine. In dieser Zeit stellte unter anderem die Umsetzung des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetzes eine enorme Herausforderung dar.
Stärkung ehrenamtlichen Engagements
1974 schufen Prälat Dr. Josef Schweiger und der Sonderschulrektor, wie es damals noch hieß, Franz Randak mit der Gründung des Vereins Aktionsgemeinschaft Kind in Not in Eggenfelden eine bis heute nicht wegzudenkende und einmalige Struktur für ehrenamtliches Engagement, der eine Vielzahl von Investitionen in Weiterentwicklungen von Einrichtungen und Diensten zu verdanken ist.
Auch die Gründung der Aktion Sonnenschein Regensburg e. V. 1982, Förderverein für das Regensburger Kinderzentrum St. Martin, hat Prälat Schweiger begleitet. Welch großartige Unterstützung für St. Martin! 1988 folgte die Gründung des Vereins Kuratorium Rupertihilfe Rottal-Inn e. V. und 1996 die Gründung der Aktionsgemeinschaft „Sonne fürs Leben“ am Pater-Rupert-Mayer-Zentrum Regensburg. Das ehrenamtliche Engagement all dieser Menschen war für Josef Schweiger ein hohes Gut – er hat es in seinen Begegnungen mit ihnen immer wieder zum Ausdruck gebracht.
Wertschätzung für Ordensfrauen
Prälat Schweiger war das Wirken der Ordensfrauen in den Einrichtungen der KJF besonders wichtig. Es war ihm ein Anliegen, sie in die Jugendfürsorge zu integrieren. Ihr geistliches Leben sollte fester Bestandteil der Kultur einer Einrichtung sein. Die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Offenstetten können in wenigen Wochen auf 80 Jahre segensreiches Wirken zurückblicken. Auch das Wirken der Mallersdorfer Schwestern im Kinder- und Jugendhilfezentrum Sankt Josef in Wunsiedel und im Nardinihaus in Straubing sowie der Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul in der heutigen St. Vincent Kinder- und Jugendhilfe Regensburg schätzte er sehr.
Von den Deutschordensschwestern hat die KJF Haus Sankt Elisabeth in Windischeschenbach übernommen und die Ordensfrauen weiter beschäftigt. Ebenso setzte die KJF das über 100-jährige Wirken der Schwestern vom Guten Hirten mit den Ordensfrauen im Haus des Guten Hirten in Ettmannsdorf fort. Prälat Schweiger legte großen Wert darauf, Ordensfrauen für die KJF zu gewinnen und auch über den Ruhestand hinaus an die KJF zu binden. Er zeigte ihnen stets größte Wertschätzung.
Stifter und Wohltäter
2004 gründete Prälat Schweiger die Stiftung „Für junge Menschen. Kirchliche Kinder- und Jugendhilfe“. Damit wollte er den weiteren Ausbau dringend benötigter Angebote für junge, aber auch älter werdende Menschen mit Behinderungen in der KJF absichern. Wenig später überschrieb er sein Haus in Prunn der Stiftung. Die KJF eröffnete dort eine WG für junge Menschen mit Behinderungen. Die Stiftung fördert bis heute jedes Jahr ein größeres Projekt und gewährt zahlreiche anonyme Einzelfallhilfen.
Sparmaßnahmen trafen die Sozialverbände hart. Immer wieder ist es die soziale Arbeit, sind es die Menschen mit Behinderungen und benachteiligte Menschen und deren Familien, die vom Radar politischer Mandatsträger zu verschwinden drohen – auch heute ist das so. Was Prälat Schweiger damals forderte, gilt mehr denn je: „Es darf nicht alles ausschließlich unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden, sondern die Hilfen für die Schwächeren in unserer Gesellschaft sind ein Gebot der Menschenwürde und der Nächstenliebe!“ In der Nachfolge Prälat Schweigers will KJF-Direktor Michael Eibl dies nicht aus den Augen verlieren und in seinem Sinne für die Rechte der Schwächsten in unserer Gesellschaft kämpfen.
Außerordentlich große Verdienste sind höchste Ehren wert
Aus seinem Glauben und aus tiefer Überzeugung heraus verschrieb sich Prälat Dr. Josef Schweiger mit ganzem Herzen seiner Aufgabe in der KJF. Als Priester und Seelsorger wandte er sich den Menschen und ihren Sorgen zu. Als Führungspersönlichkeit bewies er Mut, Entschlossenheit und Risikobereitschaft. Er war ein eher stiller, aber beständiger Netzwerker, der die Geschicke der Jugendfürsorge umsichtig leitete. So kannten und schätzten ihn Partner in Kirche und Politik. Er machte die Anliegen der Menschen, die besonderer Hilfe bedurften, sichtbar. Die KJF und vor allem die jungen Menschen und ihre Familien haben ihm viel zu verdanken.
Für seine außerordentlich großen Verdienste wurden ihm allerhöchste Ehren und Auszeichnungen zuteil: das Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes in Silber, das Bundesverdienstkreuz am Bande 1980, die Verdienstmedaille Geschichtstaler der Stadt Eggenfelden, das Bundesverdienstkreuz erster Klasse 1996, die Bürgermedaille der Stadt Eggenfelden 2001, der Brotteller des Deutschen Caritasverbands 2006, der Bayerische Verdienstorden 2006 und der Goldene Ring der Stadt Eggenfelden 2011. Prälat Schweiger war es stets wichtig, diese Ehrungen stellvertretend für die gesamte KJF in Empfang zu nehmen. Er nahm sie bescheiden entgegen.
Den Menschen nah – als Vorgesetzter, Freund und in der Familie
Mit großer Hochachtung nehmen heute der Vorstand und Verwaltungsrat der KJF mit ihrem Vorsitzenden Domkapitular Michael Dreßel, Direktor Michael Eibl und der gesamten Dienstgemeinschaft die Lebensleistung und das Wirken Prälat Schweigers wahr.
Wer dem Menschen Josef Schweiger nachspürt, mag sich an einen guten Vorgesetzten oder einen lieben Freund erinnern. Josef Schweiger war gerne mit Menschen zusammen. Er liebte gute Gespräche, war Ratgeber und half, wo er konnte. Er interessierte sich für Menschen, suchte echte Begegnungen. Auch seinen Angehörigen stand er sehr nahe.
Ein letztes Weggeleit und Abschied nehmen
In stiller Trauer und tiefer Dankbarkeit verabschiedeten sich am 6. Dezember seine Angehörigen, langjährige Weggefährten aus dem Vorstand und Verwaltungsrat sowie der Dienstgemeinschaft der KJF von Prälat Dr. Josef Schweiger beim Requiem in seiner Heimatgemeinde in Riedenburg, in der er auch seine letzte Ruhestätte findet.
Am Mittwoch, den 14. Januar, um 10 Uhr feiert Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg eine Gedenkmesse für Prälat Dr. Josef Schweiger.






