Aktualisiert: Weidener Familien erleben Mega-Blackout in Portugal und Spanien
Aktualisiert: Weidener Familien erleben Mega-Blackout in Portugal und Spanien
In Spanien und Portugal gab es gestern ab 12.30 Uhr MESZ einen massiven Blackout. Millionen Menschen waren ohne Strom. „Die ganze iberische Halbinsel ist betroffen“, teilte der portugiesische Netzbetreiber mit.
Der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica versuchte zu beruhigen: „Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung“ seien in die Wege geleitet. Auch Teile Südfrankreichs waren teilweise ohne Strom. In Großstädten wie Madrid, Lissabon oder Barcelona herrschte Chaos:
- Ampeln fielen aus, U-Bahnen blieben stehen, Menschen steckten in Fahrstühlen fest
- Mobilfunknetze brachen zusammen
- Krankenhäuser mussten auf Notstrom umschalten
- Flugverkehr war massiv gestört
- Auch Atomkraftwerke liefen im Notbetrieb
Schulen und Betriebe machten dicht
Mittendrin: Die Weidener Familien von Ute Meierhöfer, die ihre Schwägerin besuchte, deren Mann seit 30 Jahren für ein portugiesisches Unternehmen bei Lissabon tätig ist. Und Sabine Lingl, die nach Spanien in der Nähe von Marbella ausgewandert ist. „Ich bin täglich bis etwa 22 Uhr bei meinem Patienten und weiß nie, ob ich telefonieren kann“, entschuldigt sich Lingl für die verspätete Antwort. „Hier in Marbella gibt es weder Straßenbahn, U-Bahn noch Zugverkehr!“ Für sie sei es erschreckend gewesen, dass alle Tankstellen sofort geschlossen wurden. Sie fahre täglich 100 Kilometer und tanke dementsprechend oft!
Mein Patient lebt alleine und ich hatte mir Sorgen gemacht! Die Straßenbeleuchtung fehlte natürlich auch und für einen nachtblinden Menschen wie mich ist das der Horror!
Sabine Lingl
„Inzwischen wurde die Versorgung wiederhergestellt“, sagt Ute Meierhöfer am Telefon. „Wir waren gestern in Cascais, rund 25 Kilometer westlich von Lissabon. Gerade als wir mit unseren Einkäufen zurück ins Haus der Schwägerin kamen, fiel der Strom aus.“ Für verderbliche Lebensmittel an einem heißen Tag nicht so ideal. Ansonsten sei es für die Urlauber nicht so tragisch gewesen. „Für Eltern schulpflichtiger Kinder war es halt eine blöde Situation“, erklärt die Oberpfälzerin. Schulen hätten den Unterricht eingestellt, die Eltern mussten ihre Kinder abholen. „Daraufhin mussten auch viele Unternehmen dichtmachen.“
Hamsterkäufe in überfüllten Läden
Vor allem die Hauptstadt Lissabon habe unter dem Stromausfall gelitten. „Die Ampeln sind ausgefallen“, erzählt Meierhöfer, „die Polizei rückte in kompletter Besetzung zur Regelung des Verkehrs an.“ Die vielen kleinen Tante-Emma-Läden in den Stadtvierteln seinen richtiggehend von Hamsterkäufern überrannt worden. „Man kam nur noch rein, wenn zuvor jemand rauskam, alles war ausverkauft.“ Die Menschen hätten vor allem die drei- bis viereinhalb Liter großen Mineralwasser-Kanister mitgenommen.
Erst in den späten Abendstunden seien die Stadtteile Zug und Zug wurden wieder ans angeschlossen worden. „Bei uns wurde es 9 Uhr, auf der anderen Seite des Tejo brannte da noch kein Licht.“ Durchsagen kündigten ein Ende des Desasters für Mitternacht an: „Weil sie früher dran waren, klatschten die Leute.“ Schuld sei wahrscheinlich der unterbrochene Stromaustausch mit Frankreich gewesen, dessen Ursache noch unbekannt sei.
Entspannt am Strand
Restaurants und Cafés waren zwar weiter geöffnet, aber es habe nichts Warmes gegeben: „Weder Kaffee noch warmes Essen.“ Am heutigen Dienstagmorgen habe es sich dann vor allen Tankstellen, gestaut, „weil gestern ohne Strom das Tanken nicht möglich war“. Meierhöfers Mann sei erleichtert gewesen, dass man bei der Hitze nicht in einer Wohnung ohne Klimaanlage festgesessen habe. „Mein Schwager hat erzählt, dass die Behörden das Ersatzkraftwerk Utero nördlich von Porto hochgefahren haben, damit es nicht noch im Nachgang zu einer Überlastung kommt.“
Ansonsten seien die Einheimischen sehr entspannt mit der Situation umgegangen. „Weil sie ohnehin nichts anderes tun konnten, nutzten sie die unfreiwillige Freizeit – der Strand war ein einem Montagnachmittag brechend voll wie nie.“ Daran hätten sich die Meierhöfers auch orientiert: „Wir sind es auch entspannt angegangen.“ Seit Mittwoch sind sie im Süden des Landes, anschließend wollen sie noch drei Tage in Porto verbringen.
Wie anfällig ist das europäische Stromnetz – und was bedeutet das für Deutschland?
Mögliche Ursachen
- Technisches Versagen: Bedienfehler bei der Netzwerksynchronisation oder Defekte in Umspannwerken/Hochspannungsleitungen könnten eine Kettenreaktion ausgelöst haben.
- Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch: Strom muss stets im Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch bleiben – sonst drohen Netzinstabilitäten.
- Wetterextreme: Hitzewellen, Überschwemmungen oder Stürme können Infrastrukturen beschädigen und großflächige Ausfälle verursachen.
- Cyberangriffe: Zwar gibt es aktuell keine konkreten Hinweise auf einen Angriff, dennoch prüfen Sicherheitsbehörden auch diese Möglichkeit.
Verbund statt Stabilität?
Das europäische Stromnetz ist ein hochgradig vermaschtes System, in dem viele Länder eng miteinander verbunden sind. Das hat Vorteile (Effizienz, Austausch), macht es aber auch anfällig für Kaskadeneffekte – ein Ausfall in einem Land kann sich auf andere Regionen ausbreiten.
Inselnetze als Rettungsanker
Experten wie Arne Schönbohm empfehlen sogenannte Inselnetze, also kleinere Netzsegmente, die im Krisenfall unabhängig funktionieren. So könnten sich künftige Ausfälle lokal begrenzen lassen.
Wie wahrscheinlich ist ein solcher Blackout in Deutschland?
🔸 Deutschland verfügt über hohe Netzstabilitätsstandards und eine vergleichsweise robuste Infrastruktur
🔸 Aber: Auch hier steigt durch die Energiewende (mehr volatile Einspeisung aus Wind und Sonne) das Risiko für Netzinstabilitäten
🔸 Derzeit ist ein Mega-Blackout wie in Spanien unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen – insbesondere ohne Investitionen in Netzresilienz und IT-Sicherheit
Fazit:
Der Vorfall zeigt, wie verwundbar selbst hoch entwickelte Infrastrukturen sind – und wie dringend Europa in resilientere, segmentierbare Netze und grenzüberschreitende Krisenpläne investieren muss.




