OTH Amberg-Weiden
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Schneller Reichtum und billiges Brennholz: Kripo warnt vor Anlagebetrug und Fakeshops

Weiden. Schnell reich werden mit Bitcoins? Ganz günstig Brennholz kaufen? Immer dann, wenn das Angebot zu gut klingt, sollten die Alarmglocken schrillen. Die Kripo Weiden warnt vor Anlagebetrug und Fakeshops.

Schneller Reichtum und billiges Brennholz: Kripo warnt vor Anlagebetrug und Fakeshops

Kriminalpolizei Weiden
Fakeshops und Anlagebetrug sind ihr Spezialgebiet: (von rechts) die Ermittler Jonas Prießnitz (K2) und Tobias Götz (K11) sowie die Kommissariatsleiter Christian Männer (Leiter K11) und Andreas Lamprecht (K2) mit Kripochef Andreas Schieder. Foto: Christine Ascherl

Kripochef Andreas Schieder und seine Kollegen werden täglich mit Straftaten konfrontiert, die vermeidbar wären. In einer Info-Serie wollen sie auf häufige Phänomene aufmerksam machen. Die Idee entstand in den Morgenrunden der Kripo. “Manchmal hätte ich gern das Fenster aufgemacht und hinausgerufen: Wisst ihr das alle? Passt auf!”, sagt Kriminaloberrat Schieder. Teil 2 “Money & Crime” befasst sich mit Cyber-Trading-Betrug und Fakeshops.

Die drei Kernbotschaften der Kripo:

  • Misstrauen ist der beste Schutzschild!
  • Echte Schnäppchen gibt es nicht.
  • Investieren Sie Zeit, bevor Sie Ihr Geld investieren.

Cyber-Trading: So reich werden wie Dieter Bohlen

Jeder kennt solche Artikel oder Werbeanzeigen: “So werden Sie reich!” Oft werden Dieter Bohlen, Günther Jauch und Carsten Maschmeyer genannt, deren Anlagestrategie man nur übernehmen müsse. Man müsse sich auch gar nicht auskennen, um auch ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Die Botschaft: Derivate, Bitcoins, Kryptowährung – wer da nicht dabei ist, ist dumm.

Die Handelsplattformen sehen täuschend echt aus (“Handeln Sie mit einem globalen Marktführer”). Der Kunde überweist – oft zunächst nur kleinere Beträge wie 250 Euro. Sein Guthaben wird auf der Homepage dargestellt. Eine manipulierte Software gaukelt Aktien-Charts vor. Die Kurse rauschen durch die Decke – und er legt nach. Immer wieder hält ihn sein persönlicher “Broker” über seine angeblichen Gewinne auf dem Laufenden.

Schadenssumme von bis zu einer Million Euro

Bei der Kriminalpolizei Weiden ermittelt das Kommissariat 2 (Vermögensdelikte) unter Regie von Leiter Andreas Lamprecht in Fällen, in denen Oberpfälzer bei Cyber-Trading-Betrug große Summen verloren haben. “Da geht das Erbe drauf. Da werden Kredite aufgenommen”, berichtet Ermittler Jonas Prießnitz. Er selbst bearbeitete einen hiesigen Fall mit einem Schaden von 400.000 Euro, bei einem Kollegen waren es 1,2 Millionen Euro. Bei der Kripo sitzen verzweifelte Geschädigte, zumeist älteren Semesters, quer durch alle Berufssparten. “Wir hatten hier schon Mediziner und Professoren.”

Der Betrug flog immer erst auf, wenn sich der Kunde den Gewinn auszahlen lassen wollte. “Das Geld ist weg”, formuliert Prießnitz die bittere Wahrheit. Die Handelsplattformen erwiesen sich als komplett erfunden. Das Geld ist in internationalen Geldwäsche-Netzwerken unwiederbringlich verschwunden, transferiert an ausländische Konten und Krypto-Adressen. Alles “extrem schwer nachvollziehbar”.

Die Spur der Ermittler versandet meistens im Ausland. Die Profiteure werden “in Osteuropa oder noch weiter östlich” vermutet. Die Kripo leitet ihre Fälle zentral an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg weiter, die diese abgleicht. Dann und wann gelingt es, zumindest ein Callcenter auszuheben. Aber es ist wie mit der griechischen Hydra: Ist ein Kopf abgeschlagen, wachsen zwei neue nach.

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So erkennen Sie Cyber-Trading-Betrug: Zu lukrativ, um wahr zu sein

  • Die Werbung dafür kommt oft als Eyecatcher daher. Beispiel: In einem gefälschten Bild-Artikel wird behauptet, Sahra Wagenknecht sei von der Bundesbank verklagt worden, weil sie in einer Sendung von Markus Lanz über eine Plattform für Kryptowährung gesprochen habe. Wer die Links dort klickt, landet auf der Homepage einer angeblichen Finanzplattform.
  • Die Callcenter-Mitarbeiter sind aufdringlich: Anrufer der Finanzplattform sind sehr drängend, gehen aggressiv an die Geschichte ran und bauen psychischen Druck auf.
  • Achtung bei ausländischen Rufnummern und ausländischen Kontoverbindungen.
  • Alle Alarmglocken sollten angehen, wenn die Auszahlung des eigenen Geldes nicht funktioniert.

Fakeshops: Wenn die Pellets und das Heizöl plötzlich günstig sind

Fakeshops sind das Spezialgebiet des K11 unter Leitung von Christian Männer. Hier ermitteln die “Cyber-Cops”, die zusätzlich ein IT-Studium absolviert haben. Ihre besonders schadensträchtigen Fälle betreffen die Erpressung von Firmen. Deren Datenbestände werden über Trojaner verschlüsselt. Für die Entschlüsselung verlangen die Erpresser ein hohes Lösegeld.

Jedermann treffen kann aber ein weitaus häufigeres Delikt: der klassische Fakeshops. Je nach Saison werden oft Heizmaterial, Rasenmäher oder Terrassenmöbel günstig angeboten. Die Kunden überweisen; die Ware kommt nie. Grundproblem bei den Ermittlungen: Die Täter sitzen im Ausland und sind sehr gut strukturiert. “Die Ermittlungen sind nicht aussichtslos, aber langwierig und arbeitsintensiv”, berichtet Männer.

Die Täter gehen hoch technisiert vor. “Es wäre ja einfach, wenn das Geld einfach auf ein Auslandskonto ginge”, sagt der Kommissariatsleiter. Tatsächlich stecken aber meist Geldwäsche-Netzwerke dahinter. Sprich: Das Geld wird sofort weitertransferiert und verschwindet.

Ermittler Tobias Götz hat einen Fall aus der Praxis dabei. Auf einer täuschend echten Homepage wird Baby-Grundausstattung angeboten. Titel: “Qualität und Komfort für ihr Baby.” Die Erstausstattung aus Marken-Möbeln wird zum Schnäppchenpreis angeboten. Sein Rat: “Immer wenn es ganz günstig ist, ganz genau hinschauen.”

So erkennen Sie Fakeshops: Auf die Zahlungsweise gucken

  • Das Impressum sieht täuschend echt aus. Ermittler Götz empfiehlt daher den Blick auf die Zahlungsarten. “Sowas wie Paypal oder Lastschrift werden Sie da nicht finden.” Bei Paypal gibt es Käuferschutz; Lastschriften können zurückgegeben werden. Bei Fakeshops wird Vorkasse durch Überweisung gefordert. Manchmal wird zum Schein Kreditkartenzahlung angeboten, die dann aber nicht funktioniert.
  • Ein erster Schritt ist die Eingabe des Shop-Namens in den Fakeshopfinder der Verbraucherzentrale. Zumindest einige der falschen Internetshops sind hier gelistet. Dann heißt es: Finger weg!
  • Sinnvoll ist es auch, die Homepage zu überprüfen: Wie alt ist die Internetseite? Das lässt sich über WHOIS schnell checken. “Da wir versuchen, die Shops vom Netz zu nehmen und diese von den Betrügern auch selbst oft schnell gelöscht werden, gibt es die Fakeshops in der Regel nie sehr lange”, erklärt der Ermittler. Bei sechs Monaten würde er schon hellhörig werden.
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Weiden. Viele Eltern merken nichts, bis die Polizei mit Nacktaufnahmen vor der Tür steht. Die Kripo Weiden warnt eindringlich vor "Chat & Crime". Tagtäglich fallen Kinder und Jugendliche über harmlose Apps auf Pädophile herein - auch in Oberpfälzer Kinderzimmern.