Verschwundenes Dorf Paulusbrunn: Fotoausstellung im Rathaus Altenstadt/WN
Verschwundenes Dorf Paulusbrunn: Fotoausstellung im Rathaus Altenstadt/WN
Mit der Wanderausstellung „Paulusbrunn früher und heute“ im Rathaus Altenstadt/WN will die Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn an das Dorf erinnern. Nach dem 2. Weltkrieg verschwand der Ort. Mit der Ausstellung soll das Vergangene wieder ins Bewusstsein der Menschen rücken. Auf drei Stockwerken im Rathaus können die Fotos betrachtet werden. An den Öffnungstagen des Rathauses ist die Ausstellung bis zum 31. März 2024 kostenlos zu besichtigen.
Geschichte von Paulusbrunn
Bürgermeister Ernst Schicketanz und Arbeitsgemeinschaftsleiter Leiter Rainer Christoph freuten sich über den guten Besuch im vollen Rathaussaal. Mithilfe einer Powerpoint-Präsentation erzählte Rainer Christoph die Geschichte des Dorfes. Im böhmischen Wald (Cesky les), der auf bayerischer Seite Oberpfälzer Wald heißt, lag die Streusiedlung Paulusbrunn. Kirche, drei Schulhäuser, Wirtshäuser, Postamt und kleine Geschäfte – ein intaktes Dorfleben war garantiert.
Bereits im 14. Jahrhundert ordnete der Böhmenkönig Karl IV. an, dass die „Goldenen Straße“, die Prag mit Nürnberg verband, hier verlief. Vom Ort selbst war noch nichts zu sehen. Erst nach dem 30-jährigen Krieg entstanden durch Werbung der Herrschaften auf dem Schloss in Tachau die ersten Häuser. Die Neubewohner kamen von jenseits der Grenze aus der heutigen Oberpfalz und aus Franken. Zehn Kilometern zog sich das Gemeindegebiet und die Pfarrei Paulusbrunn hin. Die Siedlungen waren Hermannsreith – Baderwinkel – Vorderpaulusbrunn mit Wittichsthal, den anliegenden Schanz- und Franzhäusern sowie im Süden Hinterpaulusbrunn, Goldbach oder Inseltal. Die Bevölkerung mit ca. 1.500 Einwohnern war fast zu 100 Prozent deutschstämmig. Zeugen von der Vergangenheit kann auch der wieder errichtete Friedhof.
Flucht aus tschechischem Sperrgebiet
Da das Dorf im tschechischen Sperrgebiet 1945 lag, flüchteten viele Einwohner, der Rest wurde ausgewiesen. Entsetzlich waren die menschlichen Schicksale, die sich hier abspielten. Infolge des 2. Weltkriegs musste die damals hier lebende deutsche Bevölkerung ihre Heimat verlassen. Nach 1945 wurden alle Orte, die man von Deutschland aus sehen konnte, dem Erdboden gleich gemacht. Häuser, Schulen und Kirchen waren danach verschwunden.
“Der Friedhof konnte nach der Grenzöffnung mithilfe des tschechischen Bürgermeister Frantisek Curka aus Halze wieder hergestellt werden”, erzählte Rainer Christoph. Die Angehörigen der Verstorbenen pflegen diesen bis heute.
Wander- und Radweg angelegt
Ein grenzüberschreitender Panoramaweg führt entlang der bayerisch-tschechischen Grenze zwischen den Städten Bärnau im Landkreis Tirschenreuth und Tachov im Bezirk Pilsen. Unterstützt wurde das Projekt von der tschechischen Gemeinde OBORA und vom Verein „Via Carolina-Goldene Straße“ in Bärnau. Weiter waren der Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald und andere Partner bei der Umsetzung beteiligt. Eingebunden wurden noch lebende Zeitzeugen auf beiden Seiten der Grenze. Ein neuer Wanderführer ist im Januar fertiggestellt worden. Es gibt ihn in der Tourist INFO in Weiden im alten Rathaus zu kaufen.







