Blue-Devils-Serie (4): Merchandise mit Pizza, Bier und Bubble-Hockey
Blue-Devils-Serie (4): Merchandise mit Pizza, Bier und Bubble-Hockey
Stephan Seeger denkt wirtschaftliche Entwicklung wie ein Hockeyspiel: nicht defensiv, nicht vorsichtig, sondern mit dieser Mischung aus Selbstvertrauen, Aktivität und dem Glauben, dass man ein Spiel nur gewinnt, wenn man es auch gewinnen will. „Keiner will hören: Vielleicht holen wir als Außenseiter ein paar Punkte“, sagt er. „Du musst ein Team stark reden, nicht klein.“
Diese Haltung – Autosuggestion, Energie, ein Gefühl von Momentum – möchte er nicht nur in die Kabine tragen, sondern auch zu Fans, Sponsoren und allen, die am Verein hängen. „Wenn du Begeisterung auslöst“, sagt er, „dann bewegt sich etwas.“ So entsteht ein Flow. Und Sponsoren lassen sich leichter für etwas gewinnen, das nicht nach Vorsicht klingt, sondern nach Aufbruch.
Diese Reportage ist Teil 4 einer mehrteiligen Reihe über die neue Ära der Blue Devils Weiden: Wie der deutsch-kanadische Hockey-Enthusiast Stephan Seeger, Geschäftsführer Franz Vodermeier, Sportchef Jürgen Rumrich und Trainer Sebastian Buchwieser versuchen, gemeinsam eine Vision zu verwirklichen, die nur gemeinsam funktionieren kann. Jede Folge beleuchtet einen anderen Aspekt – von Seegers Vision über die nordamerikanische Hockeykultur bis zur wirtschaftlichen Perspektive und Erwartungen an die Zukunft.
Wirtschaft als Mentalitätsspiel – nicht als Budgettabelle
Für Seeger besteht das System Eishockey aus zwei Seiten einer Medaille: der sportlichen und der finanziellen. Man muss beide Bereiche beherrschen. Und an vielen Stellen überlappen sich beide Themen. Deshalb touchiert das Gespräch automatisch wirtschaftliche Aspekte. Es geht nicht um einen magischen „Geldregen“, um „große Träume“. Er spricht über Mut. Über das Ausprobieren. Über Symbole, die Identität schaffen, statt Leitbilder zu füllen.
Seeger will Begeisterung für die Blue Devils erzeugen. Begeisterung macht stark. Wenn die Fans brennen, entfachen sie auch bei Sponsoren Feuer für die gemeinsame Sache. Wenn Sponsoren eine intrinsische Motivation entwickeln, kann das eine ganze Region anzünden. Klar: Firmen investieren lieber in einen Verein, der mitreißt, als in einen, der um Almosen bettelt.
Die Sache mit dem Mittelkreis – und der Wert lokaler Sponsoren
Nicht die Birch-Group will wortwörtlich im Mittelpunkt stehen. Seeger will, dass sich alles dem gemeinsamen Erfolg unterordnet. Ihm ist wichtig, dass sich regionale Sponsoren mit dem Verein identifizieren. So profitieren alle davon. Ein künstliches Konstrukt, am Leben erhalten von einem kanadischen Investor, ist blutleer und tut sich schwer, ins Rollen zu kommen. Nur mit der Begeisterung für ein gemeinsames Projekt kann man Eisberge versetzen. Deshalb der Satz, der die Haltung der Birch Group auf den Punkt bringt:
Wenn einer keine Million hat, aber 5000 für den Center Ice, dann ist das eine Botschaft, die uns mehr bringt als unser Logo.
Stephan Seeger
Im Herzen des Vereins entspringt der Erfolg: Eine Stadt trägt ihren Verein, nicht ein Investor. Ein gemeinsames Projekt dagegen erzeugt Leidenschaft und Dynamik. Ein anonymer Geldgeber kann das Interesse verlieren. Deshalb ist die Funktion der Birch-Group nicht Dominanz im Club, sondern Hilfe zur Selbsthilfe – als Verstärker bestehender Strukturen.
Eine blaue Pizza als Markenkern
„Warum machen wir nicht eine Blue-Devils-Pizza?“, fällt Seeger plötzlich ein. Um beim SSV Jahn Regensburg eine regionale Identität zu schaffen, hat sich die Marketing-Abteilung damals den Pseudo-Dialektsatz „Mia spuin fia eich!“ausgedacht. Gut gemeint, aber auch gut gemacht? Glauben die Fans an so ein Versprechen, wenn Mannschaft und Trainer alle Jahre wieder ausgetauscht werden? Und wie klingt die anbiedernde Formel, wenn es mal so gar nicht läuft? „Mia spuin fir eich wie die letzten Looser?“
Eine Blue-Devils-Pizza wäre kein Versprechen, sondern ein Leckerbissen, der den Fans schmeckt. Falls sich ein „blaues Gemüse“ findet, das sich dafür eignet: Auberginen vielleicht. So wird Merchandise zur Delikatesse statt zum Marketing-Spruch oder zum Staubfänger für Devotionalien, die außer Hardcore-Fans keiner in den Schrank stellen will. Etwas, das man nicht kauft, weil man Fan ist – sondern weil es schmeckt, weil es Laune macht.
„Warum brauen wir nicht unser eigenes Bier?“
Vom gemeinschaftsstiftenden Weißbier hat der Club-Präsident bereits gesprochen – verbunden mit der Einladung des Fanclubs in den VIP-Raum. Da liegt die Frage nahe: „Warum machen wir nicht unser eigenes Bier?“ Franz Vodermeier schaltet sich ein: „Hatten wir schon.“ Natürlich nicht selbst gebraut: „Mit unseren Etiketten auf dem Bier einer Brauerei.“
Das lässt sich weiterspinnen: Engländer hätten sicher kein Problem mit einem blauen Bier. Aber blau muss es auch gar nicht sein. Einfach ein Bier gebraut in Kooperation mit einer regionalen Brauerei, das den Geist der Blue Devils atmet – ein eigener Geschmack nach Power. Siegen, trinken, teilen, feiern – die Alltagsrituale, die Vereine tragen. Oder zur Not eben auch mal als Trostspender.
Bubble-Hockey – ein Funke, der sofort Atmosphäre macht
Stephan Seeger kommt in Fahrt: „Warum machen wir nicht eine Bubble-Hockey-Liga?“ Der Rest entsteht im Kopf der Runde – redaktionell weitergedacht: Fans gegen Fans. Kids gegen Eltern. Sommerfest, VIP-Raum, Jugendförderung. Begegnung. Lachen. Atmosphäre. Das Wichtige ist: Seeger will eine Ideenkultur, keinen Maßnahmenkatalog. Diese Kultur will er in Weiden stärken: Einen Verein, der lebendig ist, unbürokratisch, neugierig, mutig.
Du musst Dinge testen. Wenn’s klappt: super. Wenn nicht: weiter.
Stephan Seeger
Man merkt seinen Ideen den positiven, nicht den toxischen Way of Life Nordamerikas an: „Und wenn’s nicht klappt?“, winkt er ab. „Dann ist’s auch kein Schiffbruch.“ Schließlich geht es hier nicht um Millionen-Investitionen. Scheitern ist in den USA kein Stigma. Durch Trial-and-Error entstehen Prototypen in Start-up-Garagen, die das Silicon Valley groß gemacht haben: Und was würde die Devils besser schmücken als „Blue Chips“ – umsatzstarke Aktien großer Unternehmen?
Nächster Teil: Der Blick nach vorne: Stabilität, Struktur, Standort – und der 5-Jahres-Plan
Der wirtschaftliche Ansatz
Stephan Seeger überträgt Hockeymentalität auf wirtschaftliche Ideen: Begeisterung erzeugt Bewegung, nicht Vorsicht. Statt großer Sponsorenakquise setzt er auf viele kleine Identitätsmarker – regionale Produkte wie eine Blue-Devils-Pizza, ein wirklich eigenes Bier oder spielerische Formate wie Bubble-Hockey, die Nähe, Humor und Gemeinschaft fördern.
Sponsoren sollen sich als Teil eines Projekts fühlen, nicht als Geldautomaten; daher betont Seeger, dass selbst ein 5000-Euro-Engagement wertvoll ist. Die Birch Group will nicht im Mittelpunkt stehen, sondern lokale Unternehmen stärken. Der Ansatz folgt dem American Way of „Trial-and-Error“: ausprobieren, lernen, weitermachen – und gemeinsam ein lebendiges Vereinsökosystem schaffen.




