[Update] Spice-Papier im Postversand: Mehrjährige Haftstrafen zu erwarten

[Update] Spice-Papier im Postversand: Mehrjährige Haftstrafen zu erwarten
[Update] Bei einem Verständigungsgespräch am ersten Prozesstag nannte das Gericht einen Strafrahmen im Fall von Geständnissen. Landgerichtssprecher Florian Bauer informierte auf Nachfrage von OberpfalzECHO über das Ergebnis. Demnach könnte sich der Hauptangeklagte auf 6 bis 7 Jahre (unter Einbeziehung eines früheren Urteils) einstellen, der Mithäftling aus Landshut auf 5 bis 6 Jahre. Für die Verwandten des Hauptangeklagten stellte die Strafkammer für die Ehefrau 1,5 bis 2 Jahre zur Bewährung in Aussicht, für die Schwester ein halbes bis ein Jahr und ihren Partner eine Geldstrafe.
Vorwurf der Anklage: bandenmäßiger Drogenhandel
Seit Donnerstag müssen sich fünf Angeklagte vor dem Landgericht Weiden wegen banden- und gewerbsmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln verantworten: Der 29-jährige Hauptangeklagte und seine Ehefrau (29), seine Schwester (37) und deren Lebensgefährte (alle aus dem Landkreis Neustadt/WN) sowie ein Mitgefangener (31) aus der JVA Landshut.
Der 29-jährige Familienvater saß 2023 wegen Drogenhandels in der JVA Landshut. Er soll hinter Gittern weiter gedealt haben: Staatsanwalt Christoph-Alexander May wirft seiner Frau vor, im Internet „Spice-Papier“ in ihre Wohnung bestellt zu haben. Die mit synthetischen Cannabinoiden getränkten Papierbögen soll sie dann mit der Post an ihren Mann in die JVA verschickt haben. Dieser habe die DIN-A4-Blätter an Mithäftlinge verkauft, so der Vorwurf. Nach Erkenntnissen der Ermittler lag der Verkaufspreis im Gefängnis bei 500 bis 1000 Euro pro Blatt.
Als der 29-Jährige im Oktober 2023 in die JVA Hof verlegt wurde, habe die Gruppe den Landshuter Mitgefangenen als neuen Verkäufer eingebunden. Für die Geldflüsse soll der “Schwager in spe” sein Bankkonto zur Verfügung gestellt haben; die Schwester soll organisatorisch unterstützt haben.
Spice-Papier im Internet bestellt und per Post an JVA geschickt
Laut Anklage wurden mindestens vier Liefer- und Verkaufsserien abgewickelt. Die Ehefrau soll die Spice-Blätter im Internet bestellt und in ihrer Wohnung im Landkreis Neustadt/WN in Empfang genommen haben. Die mutmaßliche Bande flog auf. Die letzte Bestellung von drei Blättern wurde auf dem Weg zur Ehefrau von den Ermittlern bei der Post beschlagnahmt.
Auf jedem Blatt waren dabei jeweils mindestens 112 Milligramm “ADB-BUTINACA” und
97 Milligramm “MDMB-4en-PINACA” aufgebracht. Dabei handelt es sich um im Labor erstellte, synthetische Cannabinoide, die seit einigen Jahren im Umlauf sind. Die deutschen Behörden warnen seit längerem vor der Wirkung der Chemikalie, die zum Teil bis zu 100-mal stärker als die des natürlichen THCs sei und völlig unberechenbar.
Die Angeklagten werden von den Verteidigern Dr. Georg Karl, Johannes Buchberger, Dr. Kai Wagler, Rouven Colbatz, Marc Steinsdörfer und Dominic Kriegel vertreten. Am Donnerstag kam es zunächst zu einem Rechtsgespräch zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Der Prozess vor der 1. Strafkammer mit den Richtern Peter Werner und Carolin Ammon wird am 25. November fortgesetzt.
“Spice Papier” – was ist das und wie kommt das ins Gefängnis?
Der Schmuggel von synthetischen Cannabinoiden mittels getränktem Papier ist ein internationales Phänomen. So meldet beispielsweise die Staatsanwaltschaft Massachusetts im Februar 2025 den großangelegten Schmuggel von Spice-Paper in das örtliche Gefängnis. Rapper Dominique Carpenter-Grady, auch bekannt als „8 Zipp“, „Eight“ und „Eighty“, hatte mit drei Komplizen getränktes Papier hinter Gitter geschmuggelt.
Für “Spice Papier” wird die Droge in einem Lösungsmittel gelöst und ein Brief, eine Grußkarte oder ein anderes Stück Papier in die Lösung getaucht. Sobald das Papier vollständig getränkt ist, lässt man es trocknen und verpackt es wie andere normale Postsendungen in einen Umschlag. In den USA darf offizielle Gefangenenpost – wie Anwaltspost – nicht kontrolliert werden.
Nach Erkenntnissen der US-Ermittler wird das Papier vom Häftling oft in kleinere Stücke geschnitten, die dann sublingual oder durch Rauchen konsumiert werden können. Ein einzelnes, ein Zoll großes Quadrat K2/Spice-Papier kann innerhalb des Gefängnisses für bis zu 400 Dollar verkauft werden, so die US-Staatsanwaltschaft. Das bedeutet, dass ein einzelnes Blatt dieses getränkten Papiers über 30.000 Dollar wert ist.



