Jahn in Liga 3: Kühlwetter schockt Tabellenführer Cottbus
Jahn in Liga 3: Kühlwetter schockt Tabellenführer Cottbus
Es ist eines dieser Spiele, die man verliert, wenn man unten steht – und genau deshalb nicht verlieren darf. Der Jahn ist besser im Spiel als der Favorit, mutiger, klarer, präsenter. Und trottet ausgekontert mit leeren Händen und zwei Gegentoren zum Pausentee.
Das Hoffenheim-Trauma scheint sich zu wiederholen – starke Spiele verliert der Jahn, wacklige Partien wie gegen Waldhof gewinnt er. Wer glaubt jetzt noch an die Wende?
Zwei Konter, ein Déjà-vu – und dann die Wende
Das letzte Hinrundenspiel beim Tabellenführer beginnt mit einer klaren Regensburger Botschaft. Nach einer Ecke klaubt Energie-Keeper Marius Funk Leopold Wurms Kopfball aus dem rechten Torwinkel, Christian Kühlwetter holt sich die Kugel von der Grundlinie, zieht ab – wieder ist Funk zur Stelle (15.).
Dann Cottbus: Flanke von links, Goalgetter Erik Engelhardt steigt hoch und setzt eine Kopfball-Bogenlampe gegen die Laufrichtung von Felix Gebhardt ins Netz – 1:0 (23.). Und es kommt noch bitterer. Energie kontert den Jahn im eigenen Stadion aus: Innenverteidiger Nyamekye Awortwie-Grant mit dem perfekten Pass aus der eigenen Hälfte, Leopold Wurm holt Engelhardt zwar ein, rutscht aber weg – Engelhardt bleibt eiskalt und schiebt unten links ein, 2:0 (41.).
Der doppelte Kühle richtet’s
Doch nach starken Anfangsminuten der Gastgeber reißen die Oberpfälzer das Spiel wieder an sich – und wie. Christian Kühlwetter zieht aus 18 Metern ab und zimmert die Kugel in den rechten oberen Winkel: 2:1 (62.). Ein Traumtor, das das Stadion kurz verstummen lässt. Und der Jahn bleibt gierig. Zweite Bälle, Nachsetzen, Präsenz. Der lange Poldi Wurm kommt von hinten, köpft in den Sechzehner, Kühlwetter geht noch drei Meter – und zirkelt die Kugel erneut ins rechte Eck, 2:2 (78.). Wieder traumhaft. Wieder Kühlwetter.
Fast kippt das Spiel komplett. Noel Eichinger bleibt nach einer Flanke fast allein vor Funk stehen, weil er sich im Abseits wähnt. Auf der Gegenseite schießt Moritz Hannemann aus fünf Metern Gebhardt den Ball in die Arme (89.). Am Ende steht ein leistungsgerechtes Remis in einem der stärksten Jahn-Spiele der Saison.
Stimmen zum Spiel
Michael Wimmer (Jahn-Trainer): „Es war teilweise etwas hektisch und wild, aber wenn man vor der Kulisse noch einmal zurückkommt: Respekt an meine Mannschaft, Hut ab. Zum Schluss fühlt es sich ein bisschen wie ein Sieg an, wenn man 2:0 hinten ist. Wir sind extrem schwer in die Liga gestartet – neuer Trainer, neue Idee, 15 neue Spieler. Aber wir sind ruhig geblieben. In den letzten zehn Spielen haben wir 17 Punkte geholt. Jetzt tut die Pause gut.“
Christian Kühlwetter (Jahn, Doppelpacker): „Als hätten wir gewonnen. Wir waren in der ersten Halbzeit richtig gut im Spiel, lassen uns dann zweimal auskontern. In der zweiten Halbzeit haben wir alles reingeschmissen. Der Knoten scheint geplatzt zu sein. Wie wir gekämpft haben, war stark – für die Zuschauer ein richtig schönes Spiel.“
Claus-Dieter Wollitz (Energie): „Nach der Halbzeit zu passiv. Wenn du 2:0 führst, solltest du das Spiel gewinnen. Grundsätzlich ist das Ergebnis gerecht, aber es fühlt sich natürlich anders an.“
Erik Engelhardt (Energie, Doppelpacker): „Regensburg haut sich richtig rein. Beim 2:1 macht er ein überragendes Tor. Heute hatten wir nicht das Glück – der Punkt geht in Ordnung.“
Tolcay Ciğerci (Energie): „Fühlt sich an wie eine Niederlage. Wir haben keine zweiten Bälle mehr bekommen. Nach dem 2:1 war klar, dass das 2:2 noch fällt.“
Bilanz & Ausblick
Hinrunden-Fazit: Schwieriger Start, viel Umbruch, wenig Selbstvertrauen – und dann Stabilisierung. 17 Punkte aus den letzten zehn Spielen sprechen eine klare Sprache. Der Jahn ist spielerisch angekommen, körperlich präsent und mental gefestigter als noch im Herbst.
Blick nach vorn: Nach der Winterpause wartet direkt ein Schlüsselspiel: Auftakt der Rückrunde gegen den FC Ingolstadt 04. Ein Duell zweier Teams, die tabellarisch eng beieinanderliegen – und für den Jahn die Chance, den Aufwärtstrend mit in das neue Fußballjahr zu nehmen.
Einordnung: Wer so beim Tabellenführer auftritt, muss vor niemandem Angst haben. Die Wende? Sie ist zumindest wieder glaubwürdig.










